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Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Titel: Die Tote im Maar - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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unversehens wieder am Strand der Gold Coast, umgeben vom munteren Treiben, Surfern mit ihren Boards, Bikinischönheiten und braun gebrannten Körpern.
    Von einem auf den anderen Moment zersplitterte seine Welt.
    »Ein Hai, da draußen schwimmt ein Hai!« Für einen winzigen Augenblick war es still gewesen, man hörte die Brandung, dann brach der blanke Horror los. Um ihn herum, in ihm selbst und dort draußen auf dem Wasser, das sich rot färbte.
    Er musste wissen, was los war, also hatte er sich durch die Menge geschoben. Eine große Rückenflosse durchstach die Oberfläche. Vincent hielt verzweifelt nach Belle Ausschau. Er hatte Panik, doch er legte sein Brett aufs Wasser und paddelte damit hinaus, die Flosse im Fokus. In seinem Rücken hörte er die Stimmen, aber sie waren bedeutungslos. Der Hai zog einen Kreis.
    Angst war er schon immer mit Aggression und Zorn begegnet, und beides trieb ihn an. Er schrie etwas, und obwohl er alles über Haie wusste, zählte dieses Wissen nicht mehr. Es ging um Belle, und für sie glitt er vom Surfbrett und tauchte. Über Wasser würde er den Kampf nicht gewinnen, unter Wasser auch nicht, aber er konnte nicht ohne sie zurückkommen, er durfte sie nicht verlieren.
    Er hatte sie verloren.
    Im Hier und Jetzt verabschiedeten sich die Trauergäste, einige drückten Isabel kurz an sich, kondolierten ihr mit betretener Miene und suchten dann das Weite. Der Totengräber mit dem lahmen Bein hatte zu einem kleinen Imbiss in Isabels Namen gebeten. Sie sah nicht so aus, als würde sie dem Ganzen beiwohnen wollen.
    Beerdigungen waren eine eigenartige Sache, man sah und hörte Dinge, die man unter normalen Umständen nicht erfuhr. Als Christoffer Lehnert die Bühne betreten hatte, hatte er sämtliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Vincent hatte die Leute neben sich flüstern hören. Der Sohn des Bürgermeisters, was konnte der hier wollen, er war doch zu jung, er konnte Katharina Friedrich überhaupt nicht gekannt haben, so wurde geredet.
    Schuld. In einer sehr eigenwilligen Form. Man sah es ihm an, und Vincent war gespannt, was darauf folgen würde.
    Er hatte gewartet, er wollte Isabel allein sprechen. Etwas anderes aber wollte er noch viel mehr, und er sah wieder diese Augen, die ihn nicht losließen, und ihre verletzliche Nacktheit.
    Vincent könnte ihr sagen, dass sie einen gemeinsamen Bekannten hatten, nur hatte Isabel das offenbar vergessen. Aber Vincent wusste, er würde sich besser fühlen, wenn Konstantin Höllrath etwas für sie tun könnte.
    Er musste versuchen, irgendwie an die Wahrheit zu kommen, sagte er sich, wenn es sein musste, an Isabels Wahrheit. Von ihrer Familie gab es nur noch sie und ihren Großvater. Und es schien Vincent so, als wären beide für ihn verloren.
    Er hatte viele Stunden an seinem Laptop damit verbracht, etwas über die Familien Dissen und Friedrich herauszufinden. Sollte Luise ihn beobachtet haben, müsste ihr aufgefallen sein, dass er sein Zimmer kaum verlassen hatte.
    Der Angriff auf Katharina lag lange zurück, die Beschreibungen und Fotos in der Akte, die er aufgerufen hatte, ließen ihn frieren. Kristina Dissen hatte ihre Zwillingsschwester mit einer Rasierklinge an Hals und Brust verletzt.
    Die Vergangenheit brachte oftmals die Lösung, denn die Tote, die sie hier beerdigt hatten, war nicht Katharina Friedrich. Am Körper dieser Frau hatte die Rechtsmedizin keine alten Verletzungen gefunden, und Katharina Friedrich hätte welche gehabt.
    Wusste Isabel, wen sie im Familiengrab bestattete, oder besser, wen sie dort nicht bestattete?
    Als er noch einmal hinübersah, waren Isabel und Luise gegangen. Wie auch immer, als Nächstes hätte er eine Unterredung mit Christoffer Lehnert.
    Der Junge erwartete ihn jenseits des Friedhofstores, als müsste er sinnbildlich mit etwas abschließen, eine Tür hinter sich zuziehen und sie womöglich geschlossen halten.
    »Es geht um den Vorfall beim Totenmaar«, begann er zögerlich. »Kann ich etwas zu Protokoll geben?«
    »Ich höre mir an, was du zu sagen hast, und dann sehen wir weiter«, sagte Vincent. »Dein Geständnis dürfte die Kollegen allerdings mehr interessieren, ich bearbeite derzeit einen alten Mordfall.«
    Christoffer schluckte. Dann begann er unaufgefordert vom Fund des Dynamits im Wald zu berichten und wie er die Idee gehabt hatte, die alte Sophia mit ihren Schauermärchen eines davon mal hautnah erleben zu lassen.
    »Allein zieht man solch eine Aktion nicht durch, aber wenn du der einzig Schuldige

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