Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
einzudämmen, indem er einen Kurfürstlichen Jagdmeister mit der Hatz auf die Bestie beauftragt. Irgendetwas hätte man schon präsentiert, und die Aufregung wäre beendet. Wenn in dieser aufgeheizten Stimmung aber auch noch bekannt geworden wäre, dass es zu mysteriösen Todesfällen gekommen ist und ein unbekannter Mörder in der Stadt umging, hätte das nach Meinung des Stadtrats im schlimmsten Fall bis zur Revolution geführt. Daher legte man Wert darauf, Helenes Tod einen Unfall zu nennen und Frau Breuers Dahinscheiden nicht näher zu untersuchen.«
    Lotte lachte heiser auf. »Man fürchtet ernsthaft eine Revolution? Hier in Marburg?«
    »Den Herren scheinen die Ereignisse in Paris noch zu gegenwärtig zu sein.« Julius zuckte mit den Schultern. »Vielleicht fürchten sie auch, dass dem französischen Konsul zu viel Sympathie entgegenschlägt. Wobei unser Herr Kurfürst der Einzige wäre, dem der Gedanke einer möglichen Revolution schlaflose Nächte bereiten sollte.«
    »Was ist denn nun mit Katharina Wittgen?«, unterbrach ihn Sophie ungeduldig. »Der Wolf wird sie kaum geholt haben, immerhin saß das Vieh unter unserem Baum!«
    »Und es ist höchst unwahrscheinlich, dass ein gefährlicher Wolf mitten in die Stadt kommt und eine ehrenwerte Bürgersfrau auf dem Abort umbringt«, fügte Julius ironisch hinzu. »In jedem Fall sah mein Vater sich genötigt, seine Strategie zu ändern, auch gegen den Willen Wittgens und des Bürgermeisters, die eine Obduktion untersagt haben.«
    »Mein Bruder hat sich gegen den Bürgermeister gestellt?« Lotte riss die Augen auf und lachte. »Dann muss ihm die Angst vor einer Revolution wirklich tief in den Gliedern stecken!«
    »Mein Vater hat ein einziges Anliegen, das ihm am Herzen liegt – Ruhe und Ordnung in der Stadt aufrecht zu erhalten«, sagte Julius ungerührt, auch wenn er immer noch nicht recht wusste, wie er die plötzliche Offenheit verstehen sollte, mit der sein Vater ihm während der Obduktion seine Beweggründe dargelegt hatte. Insgeheim wartete er immer noch auf den großen Haken, aber da sich sein Vater nur so weit in die Karten schauen ließ, wie es ihm zupass kam, musste Julius ihm vorerst Glauben schenken. »Sophies Beschreibung des angeblichen Wolfs hat ihm insofern geholfen, als dass er das Untier nun als Hund bezeichnen kann. Auf einen Hund macht man leichter Jagd als auf einen ›Bösen Wolf‹. Gleichzeitig braucht er aber einen Mörder, den man für die Todesfälle verantwortlich machen kann.«
    »Und deshalb wollte er die Obduktion, damit du den Giftmord nachweisen kannst«, schloss Sophie, aber Julius schüttelte den Kopf.
    »Gift ist schwer nachweisbar. Aber ich konnte etwas anderes nachweisen, und genau das hat mein Vater erhofft. Katharina Wittgen war wirklich schwanger.«
    »Das hatten wir ja schon vermutet«, nickte Sophie ungeduldig. »Und?«
    »Sie hat deshalb die Hexe aufgesucht. Das ist eindeutig belegbar, man hat die Mittelchen gefunden, die sie dort bekommen hat. Das übliche Zeug, das Engelsmacherinnen im Falle eines außerehelichen Fehltritts verabreichen. Es ist schon faszinierend, da weiß halb Marburg, an wen man sich wenden muss, um ein Kind loszuwerden, und als Dank bezeichnet man die alte Frau als Kinderfresserin.«
    »Bigotterie gehört zum Wesen des Menschen«, warf Lotte ein. »Aber wer ist jetzt der Mörder? Das übliche Zeug, wie du es nennst, haben doch wahrscheinlich etliche Frauen eingenommen, ohne gleich zu sterben.«
    »Ungefährlich ist so etwas nie. Es handelt sich um Gift, immerhin tötet es das Kind. Nimmt man zu viel davon, folgt die Mutter. Aber das würde nicht ausreichen, um die Hexe als Mörderin zu verurteilen. Helene und Emilie Breuer haben ihre Dienste sehr wahrscheinlich nämlich nicht in Anspruch genommen. Aber ich habe etwas anderes gefunden.«
    »Ich wäre dir dankbar, wenn du noch vor dem Mitternachtsläuten damit herausrücken würdest«, nörgelte Sophie. Sie rutschte unruhig auf ihren Handflächen umher, die sie unter die Oberschenkel geschoben hatte.
    Julius lehnte sich zurück, verschränkte die Arme. »Wenn man Ergebnisse will, die nicht aus der Luft gegriffen sind, sondern auch einer kritischen Überprüfung standhalten sollen, muss man seine Ungeduld zügeln. Zum Glück ist es mir gelungen, aus der Hütte der Hexe einige ihrer Mittel zu sichern, ehe diese Trampel dort alles angesteckt haben. Diese Mittel habe ich nun an Ratten getestet – und ebenso das, was ich bei Katharina Wittgen gefunden

Weitere Kostenlose Bücher