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Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
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Armitage sah den Piccadilly auf und ab, immer noch mit geschärften Sinnen. Die Ereignisse der Nacht hatten seine Nerven aufgerüttelt, und zu viele Gedanken jagten ihm durch den Kopf, als dass er fähig gewesen wäre, gemütlich in das Rattenloch zurückzuschlendern, das er sein Heim nannte, um ein paar Stunden zu schlafen.
    Er fragte sich, welchen Eindruck er auf den Commander gemacht hatte. Und welch eine Wendung des Schicksals, dass ausgerechnet ihm die Leitung dieser Ermittlung zugewiesen worden war! Der beste Offizier, dem Armitage in vier Jahren Frontkampf begegnet war, aber das war fast zehn Jahre her, und Armitage war zu erfahren, um zu glauben, man könne sich auf früheres Wohlwollen verlassen. Er tat das niemals. Was hatte Sandilands doch gleich gesagt? »Wir müssen bei Gelegenheit zusammen ein Bier trinken und uns unterhalten.« Ja klar. Freundlich, aber bedeutungslos. Nur eine höfliche Floskel. Armitage schürzte verächtlich die Lippen. Welche Reaktion hatte Sandilands darauf erwartet? »Bin entzückt! Ihr Club oder meiner?« Armitage zuckte mit den Schultern. Sollte er den Commander auf ein Glas in seine Stammkneipe mitnehmen, das Dog and Duck? Das würde ihm zeigen, wie die anderen neun Zehntel der Bevölkerung lebten!
    Mit einem zynischen Lächeln machte er sich auf den Weg nach Osten, über die beinahe menschenleere, aber dennoch hell erleuchtete Straße. So gut wie alle Nachtschwärmer waren nach Hause gegangen oder in den verrauchten, dunklen Tiefen irgendeines Nachtclubs entschwunden. Armitage kam an einem Pärchen in Maskierung vorbei, das betrunken und orientierungslos herumwanderte. Armitage trat auf sie zu, nahm die Stimme eines Ordnungshüters an, fest, aber jovial. »Hallo, Hallo! Kapitän Hook und Glöckchen, wenn ich nicht irre? Darf ich Ihnen beiden den nächsten Taxistand zeigen, bevor die Flügel der Dame nass werden?« Er wies mit dem Finger und stieß sie in die richtige Richtung, dann ging er weiter.
    Armitage brachte es fertig, auch dann weiter rhythmisch auszuschreiten, als er feststellte, dass er verfolgt wurde. Er drehte sich nicht um. Er wurde langsamer, um ein paar Worte mit einem Straßenkehrer zu wechseln. Der Arbeiter, dessen Stiefel und Ölschürze unter der Straßenlampe glänzten, zielte mit seinem kraftvollen Wasserstrahl auf das Pflaster, spülte den im Laufe des Tages und der Nacht angesammelten Schmutz in die Gosse. Er grinste den Sergeant zahnlos an und freute sich, seinen Gummischlauch abschalten und einen geselligen Augenblick verleben zu können.
    »Ungemütliche Nacht, Sarge!«
    »Sie wissen doch: Aprilregen gibt im Mai Blütensegen!«
    »Schon gehört, wer das Pokalspiel gewonnen hat?«
    »Irgendein verfluchtes Team aus dem Norden.« Armitage grinste.
    »Die Bolton Wanderers!«
    »Mist! Ich hatte einen Schilling auf Manchester gesetzt.«
    »Haben wir das nicht alle? Müssen Sie noch lange arbeiten, Sir?«
    »Die Bösen kennen keine Ruhepausen.«
    Die Platitüden flossen auf beiden Seiten weiter, vereinten zwei Männer, die in den frühen Morgenstunden arbeiten mussten.
    Armitage hob zu einem letzten Gruß die Hand, dabei nutzte er die Gelegenheit, die verlassene Straße hinter sich einer Prüfung zu unterziehen. Nicht ganz verlassen. Drei müde Bordsteinschwalben standen murrend unter einer Lampe auf der anderen Straßenseite, schrien dem Straßenkehrer Beleidigungen entgegen, als dessen erneut aufgenommene Bemühungen sie zwangen, sich weiter in Richtung Piccadilly zu bewegen. Aus der dunklen Nische vor einem Herrenausstatter ragten zwei oder drei Beinpaare heraus: menschliche Wracks, die es für die Nacht nicht bis zum Green Park geschafft hatten. Der Sergeant war ein vorsichtiger, dabei selbstsicherer Mann, und es war ihm ein Rätsel. Wer verfolgte ihn? Kein Straßenräuber würde sich an einen Polizisten wagen, nicht einmal bei Nacht. Ganz besonders nicht an einen beeindruckenden, einen Meter neunzig großen Polizisten wie Armitage. Er dachte kurz nach, dann lächelte er und machte sich noch achtsamer auf den Weg nach Osten.
    Mutwillig blieb er aufreizend lange stehen und leuchtete mit seiner Taschenlampe auf die ausgestellten Bücher im Schaufenster von Hatchard. Dann ging er einige Meter mitten auf der gut beleuchteten Straße, um seinem Verfolger einen ungehinderten Blick auf ihn zu erlauben, eilte sodann rasch die Swallow Street entlang, kam an den Knick zur Vine Street und trat in die anmutige Kurve der Regent Street, die nun verlassen lag. Er

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