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Die Tote im roten Cadillac

Die Tote im roten Cadillac

Titel: Die Tote im roten Cadillac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Pest an den Hals gewünscht. Wenn er ein Kommunist wäre, könnte ich mehr Achtung vor ihm haben als so.«
    »Na schön, das ist Ihre Meinung. Aber wieder zur Sache: Was macht eigentlich Robby mit soviel Geld?«
    »Er verspielt’s natürlich. Man kriegt ihn an keinem Automaten vorbei, und an der Küste unten kennen sie ihn überall. Meistens hat er soviel Schulden wie ein Straßenköter Flöhe.«
    Ich schlürfte langsam meinen Whisky und überdachte dabei diese aufregende Neuigkeit. Die Silbermünze klingelte wieder irgendwo in meinem Hirn, und zwar viel lauter als bei Lloyd Webster. Ich hielt es nun auch für möglich, daß Mrs. Andersons fünftausend Dollar den Weg zu den Spielhöllen an der Küste in Robbys Tasche zurückgelegt hatten.
    »Woran denken Sie?« hörte ich Audrey fragen.
    »Wenn Sie’s genau wissen wollen, Audrey: Ich habe daran gedacht, daß ein paar vom Staat bezahlte Burschen fieberhaft daran arbeiten, aus mir einen Mörder zu machen. Und ich habe daran gedacht, daß jemand bereit ist, eine Menge Geld dafür zu zahlen, einen Mann um seine Stellung, seine Existenz und um sein Ansehen zu bringen. Und ich habe daran gedacht, daß irgend jemand von dieser stinkvornehmen Gesellschaft, die hier gestern abend bei euch herumlungerte, mir eine Pistole untergeschoben hat. Und ich habe daran gedacht, daß derjenige, der das getan hat, Ihre Schwester mit dieser gleichen Pistole erschossen hat. Und ich habe daran gedacht, daß ich, statt gegen all dies etwas zu tun, wie ein verliebter Kater auf einer Affenschaukel sitze und im Begriffe bin, das bißchen Verstand, das ich noch besitze, zu verlieren und mich in ein Kind zu verlieben, das, statt geküßt, übers Knie gelegt und ordentlich verdroschen gehört. Das habe ich gedacht!«
    Sie drehte sich ein wenig und ließ sich nach hinten fallen, so daß sie mit ihrem Rücken in meinem Schoß lag. Sie hatte die Augen geschlossen und die Lippen ein wenig geöffnet, und dann sagte sie leise:
    »Tu’s doch, Randy! Tu’s doch!«
    Ich angelte mir den Siphon und spritzte ihr eine Ladung Sodawasser ins Gesicht. Dann stand ich auf und ging.
    »Ich hab’ aber gar nicht mit Bobby Stronton geschlafen!« hörte ich sie hinter mir rufen.
    Ich ging weiter zu meinem Wagen, ohne mich noch einmal umzusehen. Als ich abfuhr, war es halb zwei. Ich hatte jetzt Hunger.

8

    Ich hockte mich in einem der vielen kleinen Lokale an die Theke, verschlang ein paar Sandwiches, die so trocken waren, daß sie mir dauernd im Hals steckenblieben, und trank drei Tassen Kaffee dazu.
    Als ich gerade den Zucker in meiner dritten Tasse Kaffee verrührte und dabei zufällig in den Spiegel hinter der Theke blickte, sah ich, wie ein kleiner englischer Healey-Sportwagen vor dem Lokal hielt. Jetzt, wo ich sozusagen mit der Nase direkt draufstieß, kam es mir so vor, als hätte ich dieses Wägelchen schon auf der Fahrt hierher hinter mir gesehen.
    Der Bursche hinter der Theke, der mir den Kaffee hingestellt hatte, versperrte mir wie ein Gebirge die Aussicht in den Spiegel.
    Neben mir wurde es plötzlich sehr hell. Es war das Mädchen, das auf den Barhocker kletterte; ihr Haar leuchtete im strahlendsten Blond, das ich je gesehen hatte.
    Sie wandte mir, nachdem sie sich einen Gin bestellt hatte, ihr Gesicht zu, und da erkannte ich sie.
    Ihre hellblauen Augen wurden ganz rund vor Erstaunen.
    »Sind Sie nicht...?«
    Sie sah aus, als würde sie gleich davonrennen oder um Hilfe rufen.
    »Ja«, sagte ich. »Ich bin es, und es lag tatsächlich weder an Ihren Oliven noch am Wermut. Irgendein Bursche hat mir ein Schlafmittel in den Martini getan, um mir einen Mord in die Schuhe zu schieben. Aber wie Sie sehen, ist es ihm nicht ganz gelungen.«
    »Na so was!« rief sie. »Das war vielleicht eine Aufregung heute nacht! Die ganze Party ist natürlich geplatzt. Ist ja auch verständlich, nicht wahr? Ein Mord! Ein richtiggehender Mord! Die arme, arme Olivia! Sie war ein so feiner Kerl, und jetzt — dieses schreckliche Ende. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wer das getan hat, und vor allem möchte ich wissen, warum?«
    »Das möchte ich auch wissen«, sagte ich.
    Sie war, genau betrachtet, bildhübsch. Sie hatte einen breiten Mund mit vollen Lippen, und ihre Figur war genau richtig, nicht zu voll und nicht zu mager.
    »Waren Sie von den Andersons für gestern abend engagiert?« fragte ich.
    »Von Robby Lermouth«, nickte sie. »Ich kenne ihn und die Anderson-Mädels vom Tennisclub her. Aber nicht, daß Sie etwa meinen,

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