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Die Tote im roten Cadillac

Die Tote im roten Cadillac

Titel: Die Tote im roten Cadillac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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ich wäre von Beruf Barmädchen. Ich bin nur ab und zu etwas knapp mit Geld, und dann helfe ich da oder dort ein bißchen aus.«
    »So so«, sagte ich.
    »Ja. Und außerdem trifft man auf solchen Parties manchmal sehr nette Leute, die einem weiterhelfen können.«
    »Weiterhelfen? Wohin?«
    »Na ja«, meinte sie und holte eine Zigarette aus ihrer Handtasche. Während ich ihr Feuer gab, fuhr sie fort: »Ich arbeite nämlich als Fotomodell. Meistens für Badeanzüge. Aber auch anders. Man kann ja nie genug Adressen haben. Irgendwo tut sich dann immer was.«
    »Ja, das leuchtet mir ein. Sagen Sie, um welche Zeit sind Sie gestern zu den Andersons gekommen?«
    Sie überlegte ein Weilchen.
    »Das muß so ungefähr um... um halb neun Uhr gewesen sein.«
    »So, um halb neun. War Olivia da zu Hause?«
    »Ich glaube nicht; ich habe sie jedenfalls nicht gesehen.«
    »Sie haben auch nicht zufällig gehört, wie irgend jemand sagte, wo sie sei?«
    »Nein.«
    »Schade. Noch etwas: Haben Sie vielleicht gesehen, wer in meiner Nähe war, als ich umfiel?«
    Sie machte eine vage Handbewegung.
    »Du liebe Güte — ich merkte es erst, als alle auf die Terrasse liefen. Aber Audrey müßte das doch wissen; sie war doch mit Ihnen hinausgegangen.«
    »Sie weiß es auch nicht«, stellte ich resigniert fest. »Gehört der hübsche Wagen da draußen Ihnen?«
    »Ja. Den hab’ ich mir mal in einem Anfall von Größenwahn gekauft. Wenn ich genau rechne, kann ich ihn mir zur Not gerade noch leisten.«
    Ich trank meinen Kaffee, der inzwischen kalt geworden war, und das Mädchen kippte den Gin hinunter wie Limonade.
    Sie legte Geld auf die Theke und rutschte von ihrem Hocker herunter.
    »Ich heiße Mabel — Mabel O’Kenneth. Vielleicht sehen wir uns mal wieder irgendwo, ich bin dauernd unterwegs.«
    »Wäre nett«, sagte ich.
    Sie gab mir die Hand, die schmal, weich und kühl war.
    »Meinen Sie das wirklich?« fragte sie.
    »Ja — ich würde mich wirklich freuen.«
    »Stehen Sie im Telefonbuch?«
    »Ja, unter Randolph Scott, Detektiv — Burbank.«
    Sie lächelte hinreißend.
    »Vielleicht rufe ich Sie mal an. Auf Wiedersehen, Mister Scott.«
    Ich schaute ihr nach, wie sie hinausging. Sie hatte eine kornblumenblaue Jacke an, die kurz und weit war, und ihr hellgrauer Rock war an der Seite geschlitzt, so daß man beim Gehen ihre Kniekehle sehen konnte. Ich war nicht der einzige in diesem Lokal, der ihr nachblickte.
    Ich zahlte, ging zur Telefonzelle und rief Eddie an. Er war zu Hause und freute sich über meinen Anruf. Ich fragte ihn, was die Polizei mache. Er sagte, daß im Augenblick noch keine unmittelbare Gefahr für mich bestünde.
    Dann erzählte ich ihm von dem Brief, den ich bekommen hatte, und bat ihn, kurz vor drei Uhr in Camillo’s Inn zu sein. Er solle sich dort unauffällig so an einen Tisch setzen, daß er die Bar beobachten könne. Er sagte zu.
    Ich verließ das Lokal, fuhr dann in Richtung Hollywood und hielt am La Presa Drive, nicht weit vom Cahuenga, vor der Firma Halport & Chlinching.
    Es war eine Maßschneiderei, die zwar nach außen hin nicht sehr attraktiv aussah, dafür aber desto attraktivere Kunden aufweisen konnte.
    Ein älterer Herr empfing mich. Seine scharfen Augen glitten blitzschnell über mich hin. Ich konnte ihm ansehen, was er von meinem Anzug hielt, den ich bei Frederic Yoice für zweiundvierzig Dollar fix und fertig gekauft hatte.
    »Bitte sehr«, sagte er mit einer lispelnden Stimme, »darf ich Ihnen unsere Stoffe zeigen?«
    »Nein, danke — Ihre Kundenliste würde mich mehr interessieren.«
    Er machte einen halben Schritt zurück, und sein Gesicht war plötzlich so leer wie ein frisch gespülter Suppenteller. Ich zog rasch meinen Ausweis aus der Tasche.
    »Ich bin Detektiv, und ich habe einen Fall zu klären. Können Sie mir dabei behilflich sein?«
    »Ich glaube nicht«, lispelte er. »Wir sind ein angesehenes Haus, und unsere Kunden schätzen unsere Diskretion.«
    »Das verstehe ich sehr gut, und wenn ich Ihr Kunde wäre, würde ich das auch tun. Aber vielleicht verletzt es Ihr Gefühl für Diskretion nicht allzusehr, wenn Sie mir verraten, ob Miss Anderson, die Tochter vom Kaugummi-Anderson, Kundin bei Ihnen ist.«
    »Nein«, sagte er sofort. »Die Andersons lassen bei Broomes arbeiten.«
    »Und wie steht es mit Mister Lloyd Webster? Ist der ein Kunde von Ihnen?«
    Der Mann rieb sich die Hände.
    »Ich glaube, daß ich keine Indiskretion begehe, wenn ich diese Frage bejahe.«
    »Interessant. Würden Sie

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