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Die Tote im See

Die Tote im See

Titel: Die Tote im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler
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ist?« fragte er.
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    »Almore hat sie gesehen – wie sie zu Lavery gekommen oder wie
    sie von Lavery weggegangen ist. Das hat ihn so nervös gemacht, deshalb hat er Sie angerufen, als er mich da herumschleichen sah.
    Wie Sie genau ausgemacht haben, wo sie wohnt, das weiß ich nicht.
    Aber es kann nicht allzu schwer gewesen sein. Vielleicht haben Sie
    sich in Almores Haus versteckt und sind ihr oder Lavery dann gefolgt. Für einen Bullen nichts als Routinearbeit.«
    Degarmo nickte und stand einen Moment ruhig da und dachte
    nach. Sein Gesicht war grimmig, aber in seinen metallisch blauen Augen war ein fast amüsierter Schimmer. Der Raum war heiß und
    schwer von einem Unheil, dem man nicht mehr ausweichen konnte.
    Er schien es weniger als wir anderen zu spüren.
    »Ich will hier weg«, sagte er schließlich. »Vielleicht nicht sehr weit
    weg, aber ich will nicht, daß irgendein Dorfbulle Hand an mich legt.
    Was dagegen?«
    Patton sagte ruhig: »Das wird sich nicht machen lassen, mein
    Sohn. Sie wissen, daß ich Sie festnehmen muß. Zwar ist noch nichts
    von alledem bewiesen, aber ich kann Sie nicht einfach laufen lassen.«
    »Sie haben einen schönen dicken Bauch, Patton. Und ich kann ei‐
    nigermaßen schießen. Wie wollen Sie’s denn machen und mich fest‐
    halten?«
    »Das versuche ich gerade herauszufinden«, sagte Patton und
    kratzte sich unter seinem zurückgeschobenen Hut die Haare. »Sehr
    weit bin ich noch nicht damit gekommen. Ich möchte keine Löcher
    in meinem Bauch. Aber ich kann mich nicht in meinem eigenen Re‐
    vier von Ihnen zum Idioten machen lassen.«
    »Lassen Sie ihn gehen«, sagte ich. »Er kommt ja doch nicht aus den
    Bergen raus. Deshalb habe ich ihn hergebracht.«
    Patton sagte nüchtern: »Jemand könnte vielleicht bei seiner Fest-nahme verletzt werden. Und das wäre nicht recht. Wenn’s jemand sein muß, dann muß ich’s eben sein.«
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    Degarmo grinste: »Sie sind ein guter Junge, Patton«, sagte er.
    »Schauen Sie, ich stecke meinen Revolver wieder ein, so daß wir beide bei Null anfangen. Ich bin auch dann noch besser.«
    Er steckte seinen Revolver unter seinen Arm. Er stand mit herab‐
    hängenden Armen da, das Kinn ein wenig vorgeschoben und beo‐
    bachtete Patton. Patton kaute langsam, seine trägen Augen waren auf Degarmos lebhafte Augen gerichtet.
    »Ich sitze ja«, jammerte er. »Und ich bin sowieso nicht so schnell wie Sie. Aber es soll nicht so aussehen, als hätte ich die Hosen voll.«
    Er sah mich traurig an. »Warum, zum Teufel, haben Sie mir den hier
    heraufgebracht. Das Ganze geht mich überhaupt nichts an. Jetzt
    sehen Sie, was Sie mir da eingebrockt haben.« Es klang gekränkt und verwirrt und ziemlich schwach.
    Degarmo warf den Kopf ein wenig zurück und lachte.
    Noch während er lachte, sprang seine Rechte wieder zum Revol‐
    ver.
    Ich sah nicht, daß Patton sich überhaupt bewegte. Der Raum
    dröhnte vom Aufbrüllen seines Grenzerrevolvers.
    Degarmos Rechte schoß zur Seite und der schwere Smith and
    Wesson fiel ihm aus der Hand und schlug dumpf gegen die Zirbel‐
    holzwand hinter ihm. Er schüttelte seine steife rechte Hand und blickte staunend auf sie hinunter.
    Patton stand langsam auf. Er stiefelte langsam quer durch den
    Raum und kickte den Revolver unter einen Sessel. Dann blickte er Degarmo traurig an. Degarmo saugte ein paar Tropfen Blut von seinen Knöcheln.
    »Sie haben mir eine Chance gegeben«, sagte Patton traurig. »Sie hätten einem Mann wie mir keine Chance geben dürfen. Ich gehe schon länger mit dem Revolver um, als Sie leben, mein Sohn.«
    Degarmo nickte ihm zu, richtete sich auf und begann zur Tür zu gehen.
    »Machen Sie das nicht«, sagte Patton ruhig zu ihm.
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    Degarmo ging weiter. Er erreichte die Tür und stieß den Windfang
    auf. Er sah sich nach Patton um, und sein Gesicht war jetzt sehr weiß.
    »Ich gehe jetzt hier raus«, sagte er. »Es gibt nur eine Möglichkeit,
    mich aufzuhalten. Bis dann, Dicker!«
    Patton bewegte keinen Muskel.
    Degarmo ging durch die Tür. Seine Schritte klangen schwer von
    der Terrasse und den Stufen. Ich ging zum Vorderfenster und blick‐
    te hinaus. Patton hatte sich immer noch nicht bewegt. Degarmo
    tauchte unterhalb der Stufen auf und begann, über den kleinen
    Damm zu gehen.
    »Er geht über den Damm«, sagte ich. »Hat Andy eine Waffe?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß er sie benutzen wird, falls er eine bei sich hat«, sagte Patton ruhig. »Er weiß ja nicht, weshalb er
    schießen

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