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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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Kunsthandlung.«
    »Und dann durften die weitermachen?«
    »Ja, das war wohl kein Problem. Auf jeden Fall sind auch aus diesem Teil der Sammlung noch fast alle Bilder verschollen. Es gab einige, die bei der Auktion nicht verkauft wurden und in ein Lagerhaus des Kunsthändlers gekommen sind. Das wurde im Krieg zerstört und alle Bilder mit ihm.«
    »Aber nicht unser Bild.«
    »Nein, die entarteten Bilder konnten nicht in Deutschland versteigert werden. Die waren ja nicht erlaubt.«
    »Aber der Feininger ist wieder aufgetaucht, 1948. Wie lässt sich erklären, dass ein Bauer aus Stommeln das Gemälde bei sich hat?«
    »Gar nicht. Aber es gab damals wohl die verrücktesten Dinge. Deshalb hatten die Amis diese spezielle Untersuchungseinheit, die sich nur mit Kunstgegenständen befasst hat. Die Nazis haben sich da auch unglaublich selbst bedient, was Kunst anging, auch gegen ihre eigenen Gesetze. Göring hatte seinen ganzen Landsitz voll mit Gemälden, die er sich günstig aus jüdischer Hand zusammengeklaubt hat. Na ja. – Der Feininger hängt heute übrigens im Tel Aviv Museum of Art.«
    Diese Information hatte irgendwie etwas Beruhigendes.
    »Was ist das mit diesem Kunsthändler?«, fragte er. »Wie spielt der da rein?«
    »Konrads? Das ist einer der bekanntesten. Also, nicht nur in der Stadt, sondern auch international. Das ist aber alles so ein bisschen problematisch, weil die glaub’ ich mit Raubkunst auch einigen Dreck am Stecken haben und nicht so richtig drüber reden wollen. Das wissen aber auch alle, es gab Artikel in den Zeitungen und Bücher darüber, aber … «
    »Ich meine, hast du den Eindruck, dass die noch mehr über den Feininger wissen könnten?«, unterbrach Zbigniew sie.
    »Keine Ahnung. Ich werde aber noch ein bisschen herumtelefonieren. Ist ja eine ganz interessante Sache.«
    »Ich danke dir«, sagte Zbigniew. »Sehr.«
    »Und was hast du jetzt vor?«
    »Ich gehe zu dieser Kunsthandlung und spreche da mit einem von denen persönlich.«
    »Wenn du willst, mach ich dir einen Termin. So ohne Weiteres kommst du da an niemand Höheres ran.«
    »Ich bin Polizist.«
    Zbigniew stellte sich Tonia vor, wie sie grinsen und sagen würde, dass sie das ganz vergessen hatte.
    »Ich ruf da mal vorher an. Ist besser, glaub’ mir«, sagte sie ernst.
    Sie legten auf. Zbigniew aß ein paar Gabeln von seinem Essen. Dieter Weber hatte seinen Teller bereits leer gegessen, blickte hoch.
    »Konrads?«, fragte er nur.
    Zbigniew nickte.
    »Ich kann’s dir grade nicht alles erklären. Es ist zu kompliziert. Vielleicht heute Abend. Vielleicht sollten wir mal ein Bier trinken gehen. Also, wenn du magst.«
    Zbigniew und Dieter Weber waren noch nie privat unterwegs gewesen. Bevor Zbigniew seine berufliche Zwangspause einlegen musste, hatte er gelegentlich mit Zeynel ein Feierabendbier getrunken.
    »Gern. Ich hab heute Abend nichts vor.«
    »Lass uns noch mal telefonieren, wo und wann.«
    Dieter Weber nickte.
    In diesem Moment setzten sich zwei junge Asiatinnen an den Nachbartisch. Studentinnen der Musikhochschule, die wenige Blocks entfernt vom Chinaimbiss lag. Sie legten ihre Instrumententaschen ab, vertieften sich in die Karten.
    Wenn Asiatinnen hier aßen, war das Essen vermutlich besonders authentisch.
    Zbigniews Blick fiel auf eine der schwarzen, lang gezogenen Taschen. Was war darin? Eine Violine?
    Ein Blasinstrument?
    Mit einem Mal wurde es ihm klar.
    »Es war kein Gewehr drin«, sagte er laut.
    Dieter Weber runzelte die Stirn.
    »Ist alles in Ordnung?«
    Zbigniew spürte, wie sein Körper zu fiebern begann. Dieter Weber folgte seinem Blick zu den Musikstudentinnen, die nun bemerkten, dass Zbigniew sie anstarrte. Schnell wandte er den Blick ab.
    Eva Weissberg.
    Feininger.
    Sie alle flossen durch ihn durch …
    Das Gewehr.
    Es hatte ihn irritiert, dass die Wetzells erschossen worden waren. Dabei hatte es gar nichts miteinander zu tun. Er war nur geistig dadurch blockiert gewesen.
    Der Mann im Mercedes hatte ein Bündel gebracht – und ein Gewehr. Wozu – um das Baby zu verteidigen, gegen den Feind, der sich bereits in Stellung brachte?
    Niemand hatte das Gewehr gesehen.
    Die alte Dame hatte indirekt gesagt, dass das Gewehr nicht sichtbar gewesen war.
    Es war natürlich in einem Futteral gewesen. Es war mitten in der Nacht gewesen, in völliger Dunkelheit. Es hatte bloß wie ein Gewehr ausgesehen.
    Der Feininger, das Bild des jüdischen Warenhausbesitzers.
    Das Bild war die Bezahlung gewesen. Oder Teil der

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