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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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Bezahlung.
    Dieter Weber sah ihn an, schwieg aber. Ihm schien klar zu sein, dass Zbigniew über etwas Wichtiges nachdachte. Seine Kollegen kannten diese Nachdenkphasen.
    Er schloss die Augen.
    Er musste versuchen, sich das Naheliegendste vorzustellen.
    Paul Streithoff hatte das Kind nach Stommeln gebracht, im Auftrag von Gideon Weissberg. Woher hatten Gideon oder Paul das wertvolle Bild, das sechs Jahre vorher von den Nazis aus dem Wallraf-Richartz-Museum herausgerissen worden war?
    Kannten sich Weissberg und Seeliger?
    Streithoff und Seeliger?
    Delia hatte gesagt, Gideon Weissberg habe Streithoff Kunst überhaupt erst nahegebracht.
    Ein seltsamer Zusammenhang kam Zbigniew in den Sinn.
    Das Bild kam mit Eva. Und als das Bild verschwand, verschwand auch Eva wieder.
    Eva kam mit dem Bild, und sie verschwand mit dem Bild.
    Der Zusammenhang.
    Wer kannte Seeliger?
    Er wählte die Nummer von Delia.
    Mailbox.
    Zbigniew bat, dass sie ihn so schnell wie möglich zurückrufen solle.
    In seiner Magengrube breitete sich ein äußerst flaues Gefühl aus. Vielleicht wusste sie wirklich nichts über ihren Vater in den vierziger Jahren, sie war zwanzig Jahre später geboren worden. Andererseits führte sie sein berufliches Erbe fort.
    Und das bestand in einer Kunstgalerie.
    Dieter Weber sah ihn immer noch beunruhigt an, und Zbigniew hatte seine Frage noch nicht beantwortet.
    »Ich befürchte, nichts ist in Ordnung«, sagte er.
    In diesem Augenblick klingelte Zbigniews Telefon auch schon wieder. Nervös drückte er die Rufannahmetaste.
    Doch es war nicht Delia.
    Tonia. Sie hatte ihm einen Termin beim Seniorchef von Konrads gemacht, allerdings erst am nächsten Morgen um zehn Uhr. Tonia meinte, dass es extrem schwierig sei, mit dem Chef selbst zu sprechen; mit allen anderen würde es vermutlich aber in so einem Fall keinen Sinn machen, weil sich keiner der Mitarbeiter von allein aus dem Fenster lehnen würde, etwas zu erzählen.
    Zbigniew hatte zwar das Gefühl, dass der nächste Morgen viel zu weit weg war, aber vermutlich gab es tatsächlich keine andere Möglichkeit.
    »Du solltest dich freuen«, sagte Tonia. »In solchen Kreisen kriegst du die Leute sonst kaum zu fassen.«
    »Sind das so hohe Kreise?«
    »Das ist eine Kunsthandlung von Weltruf. Eine der besten, ältesten.«
    »Dann freue ich mich.«
    Er konnte es sich nicht verkneifen und fügte an: »Und ich bin froh, dass du in solchen Kreisen bist.«
    »Hör auf. Soll ich da mitkommen?«
    Zbigniew dachte kurz nach. Sie wäre sicherlich eine kompetente Begleitung. Andererseits begann er das Gefühl zu bekommen, dass sie zu viel Zeit miteinander verbrachten.
    »Gern«, sagte er. »Sag mal, hast du eigentlich irgendeine Ahnung, wie groß das Bild ist?«
    »Der Feininger?«
    »Ja?«
    »Was meinst du jetzt, die Abmessungen, oder wie?«
    »Genau.«
    »Moment, warte mal … «
    Sie blätterte in irgendetwas. Worin um alles in der Welt blätterte sie?
    »110 mal 120 cm«, sagte sie.
    Zbigniew nickte sich selbst zu. Wenn das Bild zusammengerollt war, in eine schwarze Rolle verpackt, dann hätte ein flüchtiger Beobachter in der Dunkelheit auch denken können, darin sei ein Gewehr gewesen.
    »Warum fragst du?«
    »Das erklär’ ich dir später. Ich bin hier gerade noch in, äh … einer Besprechung.«
    Zbigniew fiel die seichte chinesische Musik im Lokal auf, die auch durchs Telefon schallen musste. Er wollte nicht wissen, was Tonia dachte.
    »Okay.«
    Sie legten auf.
    Dieter Weber sah ihn misstrauisch an.
    »Du siehst plötzlich so … gut gelaunt aus. Dafür, dass nichts in Ordnung ist.«
    Zbigniew tippte mit seinem Finger an die Stirn. Gut gelaunt war er sicher nicht.
    Aber er hatte das Gefühl, dass es vorwärts ging.
    Christina Wetzell war keine Sackgasse.
    »Ich muss weg«, sagte er.
    »Du hast ja deinen Teller noch nicht mal zur Hälfte auf.«
    Zbigniew legte einen Fünf-Euro-Schein auf den Tisch.
    »Sorry, dass ich heute eine schlechte Gesellschaft bin, aber … «
    »Demnächst werden wir das Telefonieren beim Mittagessen wieder verbieten«, sagte Dieter Weber, ohne sein inneres Lächeln nach außen zu tragen.
    »Du hast recht«, sagte Zbigniew und erhob sich. Dieter Weber nickte ihm zu, und jetzt kam das Lächeln heraus.
    Zbigniew verließ das chinesische Restaurant, trat auf die Straße.
    Er hatte ein Kribbeln im Bauch.
    Es ging vorwärts, und er musste hinterhergehen.
    Zbigniew zahlte ordentlich seinen Eintritt bei der alten Dame, nachdem sie ihm bestätigt hatte, dass

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