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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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wir mittagessen gehen?«, fragte Tonia.
    Zbigniew überlegte.
    »Nein, ich glaube nicht. Ich muss hier erst mal für mich … Dinge ordnen.«
    »Das verstehe ich gut.«
    Sie legten auf. Zbigniew drückte seinen Rücken in die Lehne, starrte die Wand an. Das Plakat von Lena, eine seltsam bunte Landschaft, verschiedene Farbebenen in Wellenlinien, die entfernt an eine Hochhaussilhouette erinnerten. An zwei Hochhaussilhouetten, übereinandergestapelt.
    Lena.
    Die Erinnerung tat nicht gut, er senkte seinen Blick.
    Versuchte, die Gedanken fließen zu lassen. Seinem Kopf Entspannung aufzuzwingen.
    Es gelang ihm nicht.
    Stattdessen machte er eine Rückenübung auf dem Fußboden. Damit war die Zeit niemals verschwendet.
    Wetzell war mit seiner Familie nach Andernach gezogen, weil in sein Haus eingebrochen worden war. Er hatte zuvor in der Kneipe geprahlt, dass er reich sei.
    Da war es gewesen, das Gemälde.
    Aber da war noch etwas anderes.
    Zehn Minuten später klopfte Dieter Weber an der Tür.
    »Kommst du mit essen?«
    Alle schienen Hunger zu haben, nur er nicht.
    Zbigniew nickte, folgte ihm nach draußen.
    »China?«, fragte Dieter Weber.
    Zbigniew nickte, willenlos oder auf Entzug.
    Er folgte Dieter Weber Richtung Dom. Das chinesische Schnellrestaurant, in dem die Polizisten gelegentlich aßen, lag in dem gleichen Block wie die Immermann-Bank, einen Steinwurf vom Dom entfernt. Das Bankhaus Stürmer. War der Bankdirektor bereits in U-Haft wegen brisanter Afghanistan-Akten der FDP in seinen alten Schließfächern?
    Haha.
    Die Polizisten bestellten, dann suchte Zbigniew die Toilette auf. Nicht, dass es nötig war, aber er fragte sich, ob man von hier aus in den Hof sehen konnte, wo sich das alte Tresorhaus der Bank befand.
    Man konnte nicht.
    Zbigniew wusch sich die Hände, das schadete nie, und kehrte zurück zu Dieter Weber. Einen Blick in den Spiegel hatte er vermieden.
    »Es ist alles ein Wahnsinn«, sagte er, während er sich setzte.
    Dieter Weber nickte stumm.
    Hoffentlich kam jetzt nicht Tonia Lindner hier herein, nachdem er kurz zuvor abgeschlagen hatte, mit ihr die Mittagspause zu verbringen.
    Das Essen kam, Dieter und er aßen schweigend.
    Er versuchte, sich auf den Fall zu konzentrieren, doch es war, als ob er vor seinem Hirn saß. Daneben. Wie oft hatte er in letzter Zeit chinesisch gegessen?
    »Dein Telefon klingelt«, sagte Dieter.
    Zbigniew schrak aus seinen Gedanken auf. Holte sein Telefon aus der Tasche.
    »Ja?«
    Tonia meldete sich.
    »Ich hab bereits ein paar Sachen herausbekommen. Hast du einen Moment?«
    »Ja.«
    »Das Bild war die ganze Zeit in Besitz von Lion Seeliger, der bis in die dreißiger Jahre der Eigentümer von zwei großen Kaufhäusern in Aachen war. Das Bild war offenbar Bestandteil der Sammlung Seeliger im Wallraf-Richartz.«
    »Das Museum in Köln?«
    Zbigniew war sogar einmal drin gewesen, als alte Freunde ihn in Köln besucht hatten.
    »Ja. Seeliger hatte dem Museum vor allem die modernen Gemälde seiner Sammlung als Leihgabe zur Verfügung gestellt. 1937 haben die Nazis aber alle neueren Bilder aus den Museen herausgerissen. Und wohl auch den Feininger, denn ab da verliert sich die Spur des Gemäldes.«
    »In der Akte stand, dass es dann als verschollen galt.«
    »Ja. Ich hab gerade noch mit einem Mitarbeiter der Kunsthandlung Konrads telefoniert. Der sagt, dass die aus den Museen entfernten Bilder oftmals ins Ausland gingen, zum Beispiel nach Zürich zu einem Auktionshaus, wo die Nazis daraus Geld gemacht haben. Um sich Devisen zu beschaffen. Oder die Bilder gingen mit auf die große Ausstellung ›Entartete Kunst‹. Oder sie wurden vernichtet. Oder irgendwelche Leute haben sie sich unter den Nagel gerissen. Eigentlich war damals wohl alles möglich. In der Nazi-Ausstellung war der Feininger jedenfalls nicht.«
    Zbigniew wusste, dass die Ausstellung »Entartete Kunst« Bilder zur Schau gestellt hatte, die in den Augen der Machthaber der damaligen Zeit als verpönt oder degeneriert galten. Eine Ausstellung, die durch Deutschland gewandert war und allen Deutschen vor Augen führen sollte, dass viele der deutschen Künstler sich auf einem Irrweg befanden.
    »Kompliziert«, sagte er.
    »Ja. Es ist noch komplizierter. Seeliger hatte noch sehr viele Bilder bei sich zu Hause, und die wurden auch alle von den Nazis konfisziert. Ein Teil der Sammlung wurde dann 1939 in Köln versteigert. Hat der Typ vom Konrads mir erzählt, weil das damals dort stattgefunden hat. In der

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