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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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falschen Ende gespart.
    Wann würde endlich dieser verdammte Fahrstuhl kommen?
    Die Treppen, sie waren für den vierzehnten Stock keine Alternative.
    Zbigniew sah auf die Uhr. Seit dem Anruf bei Edina war erst eine Viertelstunde vergangen.
    Er war äußerst schnell.
    Völlig unvermittelt und ruckartig öffnete sich die Fahrstuhltür vor ihm. Zbigniew trat einen Schritt nach vorn in die Kabine. Ein Geruch aus kaltem Zigarettenqualm, billigem Parfum und Urin schlug ihm entgegen.
    14.
    Die Tür schloss sich ruckartig, der Fahrstuhl setzte sich langsam in Bewegung.
    Zbigniew musste an das Rockefeller Center denken. An sich, Lena und den Fahrstuhl. Dies hier war der klare Gegenentwurf zu dem, was der Begriff »Fahrstuhl« neben dem im Rockefeller Center noch bedeuten konnte.
    Die sechste Etage zog gemächlich vorbei.
    Er dachte an Lena, wie sie seine feuchte Hand gehalten hatte.
    Tränen kamen ihm in die Augen.
    Edina Venzke öffnete ihm, und sie sah völlig anders aus als bei ihrer ersten Begegnung vor einem halben Jahr. Ihre dunklen Haare wirkten ungewaschen, durcheinander. Das Gesicht war verheult. Ein selbstgestrickt aussehender, weiter Wollpullover baumelte um ihren Oberkörper herum. Die einzige Konstante beim vermutlich achtzehnjährigen Mädchen war ihre viel zu große Brille.
    »Stimmt das wirklich?« waren ihre ersten Worte zur Begrüßung. Sie schaute ihm unsicher in die Augen.
    Zbigniew nickte bloß, folgte ihr durch einen mit fahlen Energiesparlampen beleuchteten Flur ins Wohnzimmer. Fast erschrak er, als er die dortige Anhäufung von Billigmöbeln, Dekor Eiche rustikal, wahrnahm. Edina konnte einem leidtun.
    »Ich hab noch gar nichts davon gelesen, hab grad mal im Internet geschaut«, sagte sie und knallte sich auf eine abgesessene, graue Polstergarnitur. Eine Katze sprang hinzu, Edina begann, sie zu kraulen. Auf der gesamten Couch waren starke Spuren von Katzenkrallen sichtbar.
    Er ließ sich auf einem Stuhl nieder, ein paar Meter von ihr entfernt.
    »So etwas wird nicht so schnell an die Medien gegeben«, sagte er.
    »Warum nicht?«, fragte Edina, fuhr sich mit der Hand durch ihre wirren Haare.
    »Es ist zu früh. Wir wissen noch zu wenig. Es könnte Lena in Gefahr bringen.«
    Edina schien darüber nachzudenken, sagte nichts.
    »Worüber hast du mit Lena gesprochen?«, fuhr er fort. »Hat sie dir irgendetwas Interessantes gesagt? Etwas Ungewöhnliches?«
    Sie sah zuerst ihn an, dann auf den Boden, weiter die Katze kraulend.
    »Keine Ahnung. Nein.«
    Die erste Träne rann ihr Gesicht herunter. Zbigniew schwieg, wartete.
    »Wir haben doch gar nichts gemacht«, sagte sie schließlich, nun aus ganzer Seele weinend.
    Fast wirkte es, als ob Edina sich rechtfertigen wollte.
    »Gemacht? – Edina, es kann ja sein, dass ihr Geheimnisse haben wolltet. Dass ihr welche hattet. Aber jetzt ist Lena entführt worden, und da können wir keine Geheimnisse mehr geheim lassen. Egal was es ist.«
    »Sie hatte doch dort so einen Typen kennengelernt.«
    Einen Typen?
    »Einen Typen?«
    Er musste es wegdrücken, das Bild vom Mann in der Kufiya.
    »Diesen alten Mann. Den ehemaligen Polizisten.«
    »Okay. Versuch mir bitte mal ganz von vorn zu erzählen, worüber ihr telefoniert habt. Das erste Mal, als sie dich aus New York anrief – was hat sie gewollt?«
    Edina überlegte nicht lange.
    »Sie war total begeistert, dass sie diesen Polizisten kennengelernt hat. Und sie hat erzählt, dass du das mit seiner Schwester lösen solltest, aber Nein gesagt hast. Darüber hat sie sich aufgeregt.«
    Zbigniew nickte.
    »Und sonst?«
    »Nichts Besonderes, beim ersten Mal. Dass sie keinen Bock hat, ’ne Postkarte zu schreiben, glaub’ ich.« Edina hielt inne. »Sie war glücklich«, fügte sie schließlich an.
    Lena war glücklich gewesen, mit ihm, in New York. Zbigniew musste sich zusammennehmen, um nicht sentimental zu werden.
    »Okay. Und der nächste Anruf?«
    »Das war … zwei Tage nachdem sie bei dem Mann zu Hause gewesen ist, mit ’n paar anderen Leuten nach ’ner Vernissage. ›Vorgestern‹, hatte sie gesagt. Der alte Polizist hat ihr das noch mal erzählt mit seiner Schwester. Und ihr Sachen gesagt, damit du sie finden kannst.«
    »Sachen? Ich sie finden?«
    »Ja, du.«
    »Davon hat sie mir gar nichts erzählt.«
    »Ja, deshalb hat sie auch mich angerufen, weil sie meinte, ihr habt euch deswegen gestritten und sie kann mit dir überhaupt nicht drüber reden. Sie wollte es dir erst in Köln schonend beibringen, hat sie

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