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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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erkennen würde, welche Kleidung getragen war und welche nicht. Er vermutete, dass Lena dabei irgendein eigenes System hatte. Lediglich eine Tüte mit zusammengeknüllter Unterwäsche ahmte ein wenig Zbigniews Methode nach.
    »Und?«, fragte Zeynel hinter ihm.
    »Nichts. Nichts Ungewöhnliches. Und ich glaube auch nicht, dass irgendetwas fehlt.«
    Zbigniew schaute noch in ein paar Seitentaschen, aber auch hier war nichts Auffälliges zu entdecken.
    Zeynel nickte.
    »Ich glaube auch, dass die ganze Suchaktion hier völlig sinnlos ist. Also, wir müssen das machen, aber wenn du mich fragst, haben die Entführer hier einfach bloß die Taschen rausgeschmissen und sind weitergefahren.«
    »Gibt’s keine Zeugen? Fußspuren?«
    »Nichts. Am Ortsausgang von Zündorf existiert eine Verkehrskamera, die wird ausgewertet. Aber wenn die Täter Ortskenntnis haben, werden sie nicht so dumm sein, da reinzurasseln. Einige Kollegen suchen noch nach Zeugen, Spaziergängern. Aber wenn du mich fragst … «
    Vermutlich hatte sich in den benachbarten Dörfern der Polizeieinsatz längst herumgesprochen. Zu offensichtlich standen die Wagen an der Straße.
    Zeynel ergriff wieder das Wort.
    »Wir können nun immerhin davon ausgehen, dass die Täter in diese Richtung gefahren sind nach dem Flughafen. Das heißt, sie haben die Autobahn gemieden, sind vermutlich auf kleineren Landstraßen wie dieser hier gefahren.«
    »Das geht hier auch nach Bonn zurück«, sinnierte Zbigniew.
    Zeynel nickte.
    »Wir ermitteln in Alaia Sarwaris Umfeld, was glaubst du. Die Bonner Kollegen befragen jeden. Aber ob wir da in ihrem Umfeld die Täter finden … Ich weiß es nicht.«
    Zeynel wirkte irgendwie niedergeschlagen, fand Zbigniew.
    Er überlegte, ob er von Mahmud Said erzählen sollte. Er entschied sich dagegen.
    »Denn, und das ist es, was mich eigentlich am meisten beunruhigt – es gibt noch keinerlei Bekennerschreiben. Kein erpresserischer Anruf, kein Brief, nichts. Das ist etwas, was mir wirklich nicht gefällt. Andererseits können wir bei dem Modus Operandi der Tat ein Sexualdelikt wohl ausschließen.«
    Zbigniew nickte. Zumindest ein normales Sexualdelikt.
    »Was sagen denn die vom Staatsschutz?«
    »Ach, die«, antwortete Zeynel nur. Er blickte in Zbigniews Augen, lächelte. Zbigniew lächelte zurück.
    Für einige Sekunden lang herrschte ein unausgesprochenes Verständnis zwischen den beiden Ermittlern. Es war das erste Mal seit einem halben Jahr, dass Zbigniew und Zeynel wieder eine Art positiven Umgang miteinander hatten.
    »Dennoch, Afghanistan bleibt ein Thema«, sagte Zeynel schließlich.
    »Dass Lena definitiv keine terroristischen Ambitionen hat, hab ich schon mal erwähnt, oder?«
    »Ja. Wobei … ich darf dir darüber eigentlich gar nichts erzählen. Aber in Berlin wurde ein Chatpartner von Lena ausfindig gemacht, mit dem sie sich gelegentlich schrieb, wo der Inhalt durchaus in eine extremistische Richtung interpretierbar ist. Der Mann wird zurzeit in Berlin verhört.«
    Er musste von Mahmud Said erzählen. Er musste den palästinensisch-amerikanischen Bekannten von Lena erwähnen.
    »Habt ihr Samuel Weissberg erreicht?«
    »Nein, immer noch nicht. Aber jetzt mal im Ernst, was soll die Suche nach einem vor über sechzig Jahren verstorbenen Kind mit der Entführung von Lena zu tun haben? Dann glaube ich schon noch eher an das Szenario, dass sich ein ehemaliger Täter, den du hinter Gitter gebracht hast, rächen will. Okay, da willst du natürlich nichts von wissen, aber wir ermitteln auch in diese Richtung. Jeanne Duhamel, zum Beispiel.«
    Die Worte trafen Zbigniew wie ein Schlag.
    Sie ermittelten konkret das, was er selbst bloß in seinen niedergedrückten Träumen zu denken wagte. Sie hatten viele Leute, die allen Spuren nachgingen, über die er nur sinnieren konnte.
    Er merkte, wie es in Zeynel arbeitete.
    »Okay, mal davon abgesehen. Stellen wir uns das mit Samuel Weissbergs Schwester vor«, sagte Zeynel nun. Er überlegte kurz, und Zbigniew spürte, wie unerbittlich die Worte nun auf ihn niederprasselten. »Das schlimmste Szenario, das hinter deiner Geschichte stecken könnte. Lass es uns ausdenken. Du hast doch Fantasie.«
    Zbigniew stand da, regungslos. Eine Gänsehaut bildete sich auf seiner Haut. Er war nicht in der Lage, seine Gedanken zu ordnen oder zu artikulieren.
    Zeynel fuhr fort.
    »Das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann, ist das Folgende: Will der KZ -Wärter, der Weissbergs Schwester damals in Auschwitz getötet hat,

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