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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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jetzt verhindern, dass die Wahrheit ans Licht kommt … und deshalb entführt er Lena? Oder so etwas in der Art.«
    Zbigniew nickte, begriff.
    Es war absurd.
    Im Endeffekt war es diese Fähigkeit, warum Zbigniew Zeynel immer geschätzt hatte. Er war im Gegensatz zu ihm kein zögernder Grübler, sondern jemand, der die Dinge sofort beim Wort fasste, zur Not auch direkt mit der Hand anfasste. Ein Pragmatiker. Deshalb hatte er es nicht nur ins Präsidium geschafft, sondern wurde dort sofort auch mit verantwortungsvollen Aufgaben betraut.
    »Das vermutlich nicht«, sagte Zbigniew und spürte, wie sich ein wenig Trotz in seine Stimme gelegt hatte. Trotz, der völlig unangebracht war und seine Worte weniger glaubwürdig machte.
    Seltsamerweise hellte sich Zeynels Miene nun auf. Er fing an zu lächeln.
    »Was ist?«, fragte Zbigniew irritiert.
    »Wenn du nicht so sehr involviert wärst, würd’ ich dich sofort in die Ermittlungskommission reinholen«, sagte Zeynel, nun mit breitem Grinsen. »Mann, Mann, Mann. Du und deine Theorien. Dein Dickkopf. Manchmal vermiss ich sie schon, die alten Zeiten am Eigelstein«.
    Zbigniew war überrascht, mit so einem Ausbruch hatte er nicht gerechnet. Er musste nun auch lächeln.
    »Wie geht’s eigentlich deiner Frau?«, fragte er. »Gut?«
    »Ja, es ist alles bestens«, sagte Zeynel. »Ich hab gehört, dein Dienst fängt nächste Woche wieder an. Willst du denn da überhaupt wieder loslegen, jetzt?«
    Es war keine Frage.
    »Jetzt erst recht. So sehr wie nie zuvor.«
    Einen Moment lang sahen sie sich an, tief in die Augen, ohne dass einer etwas sagte.
    ZZ Top, das ehemalige Dreamteam der City-Polizei.
    Dann atmete Zeynel durch. »Scheiße. So eine Scheiße. Wir werden deine Lena wiederfinden, lebendig, darauf geb’ ich dir mein Wort«.
    »Das kannst du nicht geben, und das weißt du auch«, erwiderte Zbigniew.
    Zeynel nickte, nun wieder ein wenig nachdenklich.
    »Aber ich würde es, wenn ich es könnte«, sagte er.
    Zeynel blickte sich um, schaute zu den älteren Herren hinter ihm, die etwas abseits miteinander diskutierten.
    »Ich muss jetzt wieder.«
    Zbigniew nickte.
    Er verabschiedete sich von Zeynel und ein paar anderen Beamten, die er vom Sehen kannte. Edwin oder Silvia Pütz waren nicht in Sicht. Dann trat er den Rückweg an, allein, den Weg zurück zu Tonias Wagen. Er blickte nach rechts und nach links in den Wald, ein wenig auf der Suche nach der Stelle, wo die Taschen gefunden worden waren. Er entdeckte den Ort nicht.
    Zeynel war gereift, das war überhaupt keine Frage. Das Präsidium hatte aus dem manchmal eher flapsigen, unreifen jungen Beamten einen Mann gemacht, der seine Aufgaben sehr ernst nahm. Sein Talent hatte Zbigniew schon damals erkannt; jetzt bestätigte es sich. Und vielleicht würde sich die Beziehung zwischen ihnen ja auch wieder normalisieren.
    Zbigniew erreichte das Ende des Wegs. Auf der anderen Seite der Landstraße stand Tonias Wagen.
    Tonia Lindner lehnte am Auto, schien die Landschaft zu betrachten. Hatte sie eine halbe Stunde lang draußen auf ihn gewartet? Zbigniew begriff, dass sie rauchte.
    Er war von Rauchern umgeben, in einer Zeit, wo eigentlich alle Menschen aufhörten zu rauchen.
    Von Tonia wusste er immerhin, dass sie rauchte. Zumindest gelegentlich, falls es so etwas gab.
    Wenn Lena nicht rauchen würde, wäre sie nicht entführt worden?
    Tonia winkte Zbigniew zu, schien erfreut zu sein, dass er endlich wiederkam. Er quetschte sich durch die parkende Polizeiwagenkolonne, ging zu ihr auf die andere Straßenseite.
    »Gibt es etwas Neues?«, fragte Tonia.
    »Nein.«
    Zbigniew stellte sich an die Tür vom Beifahrersitz, ließ seinen Blick schweifen. Vom Winter noch ausgezehrte Wiesen, ein paar trostlose Pappelhaine, im Hintergrund ein kleiner Ort mit einem hoch aufragenden Kirchturm. Irgendwo floss der Rhein, doch man konnte ihn von hier aus nicht sehen.
    »Sieh mal, was ich gefunden habe«, sagte Tonia. Sie hielt etwas hoch, deutete mit der anderen Hand auf den Boden hinter dem Auto. »Lag da vorne im Gras. Schön, oder?«
    Zbigniew trat näher, betrachtete den Gegenstand, den Tonia in ihren Händen hielt.
    Er wollte es zuerst nicht glauben.
    Es war nicht möglich.
    »Was ist los?«, fragte Tonia Lindner besorgt.
    Zbigniew wollte sprechen, doch es gelang ihm nicht. Aus seinem Mund kamen bloß ein paar krächzende Laute.
    Ein …
    Die Worte pressten sich heiser aus seinem Mund.
    »Den habe ich Lena in New York geschenkt«, sagte er.
    Entgeistert

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