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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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sagte sie, mit Tränen in den Augen. Zbigniew spürte, dass sie ihn umarmen wollte. Um ihm Kraft zu geben, um ihm irgendwie Beistand zu leisten.
    Sie umarmten sich zwar nicht, aber ihre emotionale Reaktion hatte fast die gleiche Wirkung für Zbigniew. Er atmete durch, ließ heraus, was ihn bewegte.
    »Ich kann nicht dasitzen, weißt du«, schloss er. »Die ermitteln da im Präsidium, und ich muss dasitzen. Es macht mich verrückt. Ich müsste eigentlich etwas tun.«
    »Das verstehe ich gut«, sagte Tonia. »Und wenn du meine Hilfe brauchst, dann sag Bescheid.«
    Zbigniew nickte dankbar.
    In diesem Moment klingelte sein Mobiltelefon. Hastig nahm Zbigniew es aus der Tasche. Tonia sah ihn sorgenvoll an.
    Jede Nachricht konnte jetzt auch eine schlechte Nachricht sein. Im Display stand Zeynels Name.
    »Zbigniew?«
    »Ja.«
    »Die Taschen sind aufgetaucht. Wir bräuchten dich mal.«
    »Was?«
    »Die Taschen. Eure Reisetaschen.«
    »Wo wurden sie gefunden?«
    »In einem Waldstück im Süden von Köln.«
    Zbigniew spürte, wie er am ganzen Körper zu zittern begann.
    »Nur die Taschen?«
    »Ja. Bislang.«
    Zbigniew ahnte, was Zeynel mit dem Wort »bislang« meinte.
    »Sucht ihr jetzt da die Gegend ab, oder wie?«
    Eine Hundertschaft. Suchhunde.
    Waldstück.
    »Hör mal, wir haben nur die Taschen gefunden. Wir nehmen uns zwar gerade die Gegend vor, aber das ist eine reine Routinemaßnahme. – Es wäre nur hilfreich, wenn du kämst, um zu schauen, ob etwas in den Taschen fehlt, anders ist et cetera.«
    »Ich komme sofort. Wohin?«
    »Zwischen Zündorf und Langel an der K22, rechte Seite, wenn du aus der Innenstadt kommst. Kannst uns nicht verfehlen.«
    »Ich bin schon auf dem Weg.«
    Er legte auf, holte sein Portemonnaie aus der Tasche. Doch seine Hände zitterten zu sehr. Es gelang ihm nicht, Geldstücke aus dem Portemonnaie zu nehmen.
    »Lass mal, ich lad dich ein«, sagte Tonia, ihm zur Hilfe kommend. »Sie haben die Taschen gefunden? Aber von Lena keine Spur?«
    »Genau.«
    Tonia betrachtete seine Hände.
    »Es sind nur die Taschen, Zbigniew«, sagte sie.
    Zbigniew nickte. Das Zittern ließ dennoch nicht nach.
    »Soll ich dich da hinfahren?«
    »Nein, ich kann fahren. Ich brauch nur ein paar Minuten … «
    Tonia lächelte ihn sanft an.
    Zeynel hatte nicht untertrieben, als er gesagt hatte, man könne den Einsatzort nicht verfehlen. Kurz hinter der Ortsausfahrt von Zündorf, hinter einer Kehre, reihten sich Polizeiwagen und -busse am rechten Fahrbahnrand aneinander. Es gab keinen Parkplatz; Tonia stellte ihren Wagen schließlich am Straßenrand gegenüber ab.
    Zbigniew wurde in Anbetracht der vielen Fahrzeuge bewusst, dass sie nach Lenas Leiche suchten.
    Wenn eine Hundertschaft die Landschaft durchkämmte, ließ sich die Entführung von Lena auch nicht mehr vor den Medien geheim halten. Morgen würde die lokale Presse darüber berichten. Zbigniew war sich sicher, dass die Maschinerie dazu schon in vollem Gange war.
    Sein Zittern hatte sich inzwischen verloren, dennoch fühlte er sich völlig hilflos.
    Erschreckend war für ihn, dass die Taschen ausgerechnet an dieser Stelle gefunden worden waren. Denn hier, südwestlich von Zündorf, lag die berühmt-berüchtigte Groov, ein sumpfiges Landschaftsgebiet um einen alten Rheinarm herum. In der Groov waren schon häufiger Leichen gefunden worden.
    Die Leichen junger Frauen. Wobei die Fälle, die Zbigniew kannte, reine Sexualverbrechen von Einzeltätern waren.
    »Ich warte hier am Wagen«, riss Tonia ihn aus seinen Gedanken.
    »Du kannst auch heimfahren. Ich werde dann nachher mit den Kollegen … «
    »Ich warte auf dich.«
    Zbigniew sah ein, dass es keinen Sinn machte, mit Tonia zu diskutieren. Er nickte, verließ den Wagen, ging über die Straße. Ein Beamter stand an einer Absperrung.
    »Sie können hier jetzt nicht durch.«
    Zbigniew zückte seinen Dienstausweis und fragte, wo sich die Einsatzleitung befände. Der Beamte deutete mit seinem Arm in einen Waldweg.
    » KTU ist schon da?«
    »Ja. Sie können alles betreten, außer wo noch speziell markiert ist.«
    ZbigniewfolgtedemWegeinStückweitumeineEckedurchhohe,dichtstehendePappeln.DannsaherbereitsdenEinsatzwagenderLeitstelleundeinenzivilenWagenderKripo,andemZeynellehnteundsichmiteinigenhohenHerreninUniformunterhielt.
    »Zbigniew. Schön, dass du so schnell gekommen bist«, wandte sich Zeynel in einem diffus freundlichen Ton zu ihm.
    »Hallo.«
    »Wir haben wie gesagt nur die Taschen gefunden. Ein Spaziergänger hat sich

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