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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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rekonstruieren wollte.
    »Ja«, sagte er.
    Tonia hatte auf der Fahrt die Fenster geöffnet, die rauchige Luft durfte den Wagen verlassen. Zbigniews Übelkeit war verschwunden, doch als der Flughafen langsam näher kam, bekam Zbigniew erneut ein flaues Gefühl in seiner Magengrube. Es war eine andere Form von Übelkeit. Latenter, feiner.
    Eine feine Übelkeit.
    Der Teil seines Körpers, den er nicht bewusst steuern konnte, wollte nicht wieder hierher, an diesen Ort. Die Einfahrt zum Terminal eins, die alten, grauen, wabenartigen Gebäude lagen vor ihnen.
    So mussten die Täter hier hochgefahren sein, dachte Zbigniew. Genau so. Den Flughafen betrachtend, nach Lena Ausschau haltend.
    Nein, der Wagen war schon geparkt gewesen. Sie hatten offenbar gewusst, wo Zbigniew und Lena die Zollsperre durchqueren würden. Sie hatten geschaut, an welchem Gate das Flugzeug ankommen würde, und den Wagen vor dem dazugehörigen Ankunftsbereich geparkt.
    »Hältst du da vorne?«, fragte Zbigniew. Von der im Sechseck geführten, das Flughafengebäude innen umkreisenden Straße gingen leicht diagonal die Parkplätze ab. Vor dem Teil des Terminals, wo Zbigniew und Lena ihre Taschen abgestellt hatten, waren einige Plätze frei.
    Tonia parkte ein und schaltete den Motor aus.
    Kurzparkzone.
    Hier hatten die Täter gestanden. War es exakt die gleiche Parklücke? Zbigniew war sich nicht sicher. Auf jeden Fall konnte man von hier aus sehr gut durch die großen Glasscheiben in den Flughafen hineinsehen. Einige Zeit lang betrachtete Zbigniew die Menschen, wie sie sich mit ihren Koffern und Gepäckwagen hin und her bewegten. Im rechten Teil seines Blickfelds befanden sich einige Reihen Stühle, aneinandergeschweißt, über denen ein großes Nichtraucherschild hing.
    In diesem Bereich hatten Zbigniew und Lena den Gepäckwagen abgestellt. Von dort aus war Zbigniew auf die Toilette gegangen.
    Er schaute hinüber zu Tonia, doch diese blickte bloß intensiv nach vorn, in den Flughafen hinein. Kurz überlegte er, ob er etwas sagen sollte, doch es fiel ihm nichts ein.
    Eine blonde Frau in Kostüm kam aus dem Flughafengebäude, zündete sich eine Zigarette an. Sie stand in etwa dort, wo sich Lena aufgehalten hatte. Nichts verlieh dem Ort ein Gewicht. Nichts deutete darauf hin, dass hier vor kurzem ein schweres Verbrechen stattgefunden hatte.
    Die Blondine sog hastig, vermutlich hatte sie nicht viel Zeit. Arbeitete sie am Flughafen, war dies ihre kurze Pause?
    Zbigniew nahm seine Gedanken beisammen, schloss für einen Moment die Augen. Er musste sich in die Täter hineinversetzen.
    Sie waren hier, an dieser Stelle gestanden. Sie wussten, dass sie Lena hier entführen wollten.
    Nein.
    Sie konnten nicht davon ausgehen, dass Lena alleine sein würde. Sie konnten nicht davon ausgehen, dass Zbigniew auf die Toilette gehen und Lena allein lassen würde. Und dass Lena in dieser Situation dann noch die Entscheidung treffen würde, nach draußen zu gehen und eine Zigarette zu rauchen.
    Das konnten die Täter nicht vorher wissen.
    Es gab zwei Möglichkeiten.
    Die erste war, dass man Lena ihrer Freiheit berauben wollte. Lena und niemanden anders.
    Sie wollten Lena zunächst bloß beschatten und auf einen günstigen Moment warten, um sie zu entführen. Und als Lena da draußen so allein gestanden hatte, beschlossen sie einigermaßen spontan, dass der günstigste Moment bereits gekommen war.
    Waren spontane Täterentscheidungen nicht immer fehleranfällig? Warum hatten die Täter keine Fehler gemacht?
    Wenn sich dieser Moment am Flughafen nicht ergeben hätte, wären die Entführer erst später zur Tat geschritten. Auf Lenas Nachhauseweg. Oder erst am nächsten Morgen. Oder wann auch immer.
    Zbigniew führte es sich noch einmal vor Augen.
    Sie saßen im Wagen. Sahen Lena, im Flughafen, nachdem Zbigniew in Richtung Toilette verschwunden war. Man konnte dies alles von hier aus beobachten. Sie sahen, wie Lena den Wagen alleine herausschob und sich draußen an den Aschenbecher stellte.
    Sie hatten nicht viel Zeit. Sie mussten innerhalb von wenigen Minuten die Entscheidung fällen, ob sie zuschlagen würden oder nicht.
    Eigentlich bloß Sekunden.
    Die Überwachungskameras. Es musste ihnen klar sein, dass es günstigere Orte für einen Menschenraub gab.
    Nein.
    Sie hatten doch bereits den Wagen von Alaia Sarwari gestohlen.
    Flughafen.
    Was hätte es gebracht, den Wagen ausgerechnet einer Flughafenbediensteten zu stehlen, wenn sie nicht von vornherein am Flughafen zuschlagen

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