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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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dagegen an, doch es gelang ihm nicht.
    »Was ist los?«
    »Ach, nichts. Ich hatte nur grad so einen Gedanken. Entschuldigung. Sorry, es war unpassend.«
    »Was für ein Gedanke?«
    »Kann ich nicht erklären, das ist zu kompliziert.«
    »Versuch es doch. Ich würde es gern verstehen.«
    Zbigniew spürte, wie Tonia ihn permanent anschaute, den Kopf zu ihm gedreht hatte. Er musste sich aufs Fahren konzentrieren, schaute stur nach vorn.
    »Nein«, sagte er schließlich.
    Tonia seufzte.
    EdwinhatteZbigniewgemailt,ungefähreineViertelstundenachihremTelefonat.InzwischenwarnocheinNamehinzugekommen; achtzehnweiblicheGeburten,dierundumKölnindemZeitraumverzeichnetwaren,standenaufEdwinsListe.DavonachtimKölnerWesten,darunterauchnocheinePersonausdemKreisBergheim.VermutlichhatteEdwinmitderorangehaarigenDametelefoniert.
    Sein junger Kollege hatte hinter Personen vermerkt, wenn sie bereits tot waren. Zbigniew stellte diese Namen in die zweite Reihe seiner Suche. Natürlich konnte Eva Weissberg auch bereits tot sein, selbst wenn sie 1945 überlebt hatte. Er interessierte sich aber zunächst mehr für die Möglichkeit, dass sie lebendig war.
    Wenn er den angemeldeten Namen wusste, würden sie über die Einwohnermeldedaten herausfinden können, wo die Person lebte.
    Eine Viertelstunde später durchquerten Zbigniew und Tonia Geyen, ein kleines Dorf zwischen Pulheim und Frechen. Es dauerte ein wenig, bis sie den Baxmeyerhof fanden. Er lag ein wenig außerhalb vom Dorf, am Ende eines kleinen, asphaltierten Wegs abseits der Landstraße. Zbigniew war etwas enttäuscht; er hatte gehofft, dass man Nachbarn würde befragen können, eventuelle Zeitzeugen. Durch die Abgeschiedenheit des Hofs konnte er nun nur noch darauf hoffen, dass jemand von damals auf dem Hof lebte.
    Was nicht so wahrscheinlich war.
    Der erste Name auf der Liste war Katharina Esser, geboren am 20. Juni 1943.
    Seltsamerweise fuhr Zbigniew ein Bild von der Dame an der Pforte des EL - DE -Hauses durch den Kopf. Der Dutt; auch sie müsste aus dieser Generation stammen. Vermutlich hatte sie keine Erinnerungen an den Krieg.
    Auch Zbigniew selbst erinnerte sich kaum an irgendetwas, das vor seinem dritten Lebensjahr geschehen war. Eine seiner ersten großen Erinnerungen war ein Sonntag, an dem man nicht Auto fahren durfte. Er sah seinen Vater, wie er missmutig durch die Wohnung stapfte, schimpfend.
    Sein Vater. Damals war er noch da gewesen.
    Die 1943 geborenen Kinder dagegen wurden in der Nachkriegszeit groß. Spielten sie in Ruinen? Sammelten sie amerikanische Fliegerbomben? Bekamen sie Schokolade und Rock ’n ’Roll von den Alliierten geschenkt?
    Tonia hatte fast den ganzen restlichen Weg lang geschwiegen. Zbigniew war sich nicht sicher, ob sie ein wenig eingeschnappt war. Andererseits musste sie verstehen, dass er nicht all seine Gedanken mit ihr diskutieren konnte. Sie war in einem Alter, in dem man so etwas verstand.
    Er parkte den Wagen vor einer flachen, hölzernen Umzäunung, die das L-förmige alte Backsteingebäude und die danebenliegende Scheune von den dazugehörigen Feldern abtrennte. Tonia stieg sofort aus. Als sie auf das nicht allzu hohe Tor im Zaun zugingen, fing ein Hund aggressiv an zu kläffen. Ein großer schwarzer Hund, den Zbigniew von der Rasse her nicht einordnen konnte. Er sprang knallend gegen das Tor.
    Tonia begann, beruhigend auf den Hund einzureden. Der Hund hörte nach ein paar Sekunden auf zu kläffen, schaute sie fragend an. Fast im gleichen Moment ertönte ein Pfiff von hinten. Ein etwa vierzigjähriger Mann mit sonnengegerbtem Gesicht kam auf sie zu.
    »Hasso! Bei Fuß!«, rief er, und der Hund rannte auf ihn zu. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Wir suchen Katharina Esser. Hat die hier mal gelebt?«
    Der Mann sah sie misstrauisch an.
    »Jo, könnte schon sein. Wer will das wissen?«
    Zbigniew hielt seine Dienstmarke hoch.
    »Wir interessieren uns nicht für sie direkt, aber es könnte sein, dass sie eine wichtige Zeugin in einem Zusammenhang ist, der ihr selbst gar nicht bekannt ist«, sagte Zbigniew und fragte sich schon beim Aussprechen, wie er auf diese Formulierung gekommen war.
    Der Mann sah ihn stirnrunzelnd an. Er hatte den Satz ebenso wenig verstanden wie Zbigniew selbst.
    »Kennen Sie Katharina Esser?«, hakte er nach.
    »Soweit man seine Schwiegermutter kennen kann.«
    »Lebt sie hier?«
    »Nein, sie ist in eine kleinere Wohnung in der Stadt gezogen.«
    »Köln?«
    Ein verächtlicher Blick.
    »Nein, Frechen natürlich.«
    »Ihre

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