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Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Titel: Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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gewandter Plauderer. Ganz und gar nicht. Schlecht war er. Erbärmlich. Jämmerlich. Grauenhaft.
    Denk nach. Denk nach. Rette den Moment. Bürde ihr die Last auf, das Gespräch weiterzuführen. »Ihr Vater ist der König von Montana. Wie viele Köpfe hat er abgehackt?«
    »So was Albernes. Er hackt doch keine Köpfe ab.«
    »Manche Könige tun das«, sagte Jocko.
    »Nein, das tun sie nicht.«
    »Sie reißen dir die Fingernägel aus.«
    »Was ist bloß los mit dir? Da stimmt doch etwas nicht«, klagte Prinzessin Chrissy.
    »Jocko sagt nur, was in den Geschichtsbüchern steht. Sie brandmarken dich mit heißen Eisen und stechen dir Nadeln in die Zunge.«
    »Du hast gelbe Augen«, sagte Prinzessin Chrissy.
    Da er jetzt die Selbstsicherheit hatte, sich in diesem Gespräch behaupten zu können, und zudem erfreut feststellte, dass sich seine gesellschaftlichen Formen rascher verbesserten, als er erwartet hatte, sagte Jocko: »Sie legen dich auf dieses Ding, das sie Streckbett nennen, und dann dehnen sie deinen Körper, bis sich all deine Knochen aus den Gelenken lösen.«
    »Du hast unheimliche Augen«, sagte Prinzessin Chrissy.
    Von ihrem Sessel vor dem Kamin aus sagte Erika: »Wuss tet ihr schon, dass manche Engel gelbe Augen haben? Goldene Augen?«
    »Ach, wirklich?«, fragten Chrissy und Jocko gleichzeitig.
    »Wusstet ihr schon, dass Engel etwas vom Ringkampf verstehen müssen, weil sie ständig mit Teufeln ringen?«
    »Ist Buster Steelhammer ein Engel?«, fragte Prinzessin Chrissy.
    »Er ist zu fies, um ein Engel zu sein«, entschied Jocko.
    Draußen war das Brummen eines Motors zu hören. Es wurde lauter, wie ein Lastwagen, der in ihre Auffahrt fuhr.
    Erika legte ihr Buch hin, stand aus ihrem Sessel auf und sagte: »Warum unterhaltet ihr euch nicht über Engel, einfach nur über Engel, während ich nachsehe, wer das ist?«
    »Wahrscheinlich sind es keine Engel«, sagte Chrissy. »Engel fliegen, sie brauchen keine Lastwagen.«
    Erika sagte: »Deshalb habe ich eine halbautomatische Schrotflinte griffbereit, meine Süße.«

43.
    Im Interesse der Effizienz musste sich ein Kommunitarist nach Rückschlägen jeweils auf die neue Situation einstellen. Da sie das dringende Bedürfnis verspürte, mehr Ordnung in die unordentliche Scheune zu bringen und somit ihren Teil zur Vernichtung der Menschheit bei zutragen, benutzte Nancy Potter den Besen als Krücke und humpelte in die Sattelkammer am hinteren Ende der Scheune.
    Am Ende dieses schmalen Raums stand ein kleiner Schreibtisch, an dem der echte Bürgermeister Potter gesessen hatte, um Ausgaben für die Pferde schriftlich festzuhalten und Notizen zu den Besuchen und Empfehlungen des Tierarztes zu machen. An dem Schreibtisch stand ein alter hölzerner Bürostuhl auf Rollen.
    Nancy brach die Lehne von dem Stuhl ab und machte ihn zu einem beweglichen Schemel. Sie benutzte eine große Rolle Pferdebandagen, um den Schemel an den verätzten Stumpf ihres linken Beins zu binden, was keine einfache Aufgabe war, doch um der Gemeinschaft willen ließ sie nicht locker. Als sie sich aus der Sattelkammer in den Hauptraum der Scheune zurückbegab, trat sie mit dem rechten Fuß auf und rollte mit ihrem fußlosen linken Beinstumpf vorwärts.
    Einen Moment lang blieb sie über den Überresten von Ariel stehen und fragte sich, ob es wohl etwas gäbe, was sie tun sollte. Das sah nicht mehr nach einem Baumeister aus. Es war wie ein großer, vorwiegend glatter Kalksteinblock, in den jemand Gesichter gemeißelt hatte. Es gab drei Ge sichter an verschiedenen Stellen, die alle eine gewisse Ähnlichkeit mit Ariel aufwiesen, aber entstellt waren. Nancy drehte den Besen in ihren Händen um und pochte mit dem Ende des Besenstiels gegen das, was einmal Ariel gewesen war, und es klang auch nach Stein. Sie konnte keine dringlichere Aufgabe für sich erkennen als das wiederholte Fegen des Scheunenbodens, bis alle Borstenstriche im Lehm in dieselbe Richtung wiesen und nicht mehr so chaotisch waren.
    Als sie sich an die Arbeit machte, merkte sie, dass Schnee flocken durch die zwei Löcher rieselten, die Ariel, als sie ausgeschwärmt und zurückgekehrt war, im Dach hinterlassen hatte. Da das Gebäude geheizt war, schmolzen die meisten Flocken und verdunsteten schon, während sie fielen. Die wenigen, die es heil bis zum Boden schafften, wurden zu feuchten Sprenkeln, die bald trocknen würden.
    Der Besen scharrte und scharrte, die Räder des Stuhls quietschten, der Sitz knarrte. Ein leichter Wind rauschte in den

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