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Die Tote vom Johannisberg

Die Tote vom Johannisberg

Titel: Die Tote vom Johannisberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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war.«
    »Nein«, sagte sie plötzlich böse. »Sie drehen mir die Worte im Munde herum. Ich habe Sie nur angerufen, weil Regina Ihre Adresse in der Tasche hatte. Das ist alles. Bitte lassen Sie uns in Ruhe.«
    Ich wußte nicht mehr, was ich sagen sollte.
    »Sie sollten nicht mehr weiter in der Sache herumwühlen«, sagte sie kategorisch. Ich hörte ein Klicken in der Leitung, dann das Amtszeichen. Sie hatte aufgelegt.
    Resigniert legte ich ebenfalls den Hörer auf. Ich hätte noch so manche Frage gehabt. Zum Beispiel wie der Arzt hieß, der Regina behandelt hatte. Und ob sie sich wirklich nicht vorstellen konnte, wer der Vater von Reginas Kind war.
    Was mich aber ganz besonders beschäftigte, war die Frage, ob mich Frau Mallberg nun entlassen hatte oder nicht. Ich drängte den Gedanken beiseite und beschloß, ihr morgen einen vernünftigen Bericht zu liefern. Ganz nach unserer Abmachung. Wenn sie erst einmal alles schwarz auf weiß vor sich hatte, würde sie mich vielleicht doch weiter engagieren.
    Das Telefon klingelte wieder. Es war Jutta.
    »Du hast mir gerade gefehlt«, sagte ich. »Ich habe noch nicht gefrühstückt.«
    »Dann holen wir das jetzt nach. Ich wollte auch noch einen kleinen Stadtbummel machen. Komm doch mit.«
    Ich seufzte. »Okay. Hol mich ab«, sagte ich dann. »Ich bin zu Hause.«
    Kaum hatte ich das Gespräch beendet, begann meine Mitbewohnerin ein klägliches Miaukonzert. Ihr Schwanz stand senkrecht in die Höhe, die obere Spitze zuckte hin und her. Mir war klar, was das bedeutete: Madämchen verlangte ihr Futter.
    Ich ging hinüber in die Küche, und noch bevor ich den Vorratsschrank öffnete, fiel mir ein, daß die Dosenration, die ich vor wenigen Tagen gekauft hatte, verbraucht war. Die Katze war erwartungsfroh hinter mir hergekommen. Neugierig beschnupperte sie die Schranktür.
    »Es tut mir leid, meine Kleine«, sagte ich. »Aber da wirst du dich etwas gedulden müssen. Ich muß jetzt leider weg. Aber ich verspreche dir, ich bringe dir was Leckeres mit.«
    Als Ersatz kraulte ich ganz lange das niedliche schwarze Köpfchen mit den hellbraunen Einsprengseln. Sie schien mir zu verzeihen, daß ich kein Futter eingekauft hatte, marschierte hinüber zum Bett und rollte sich dort zusammen.
    »Paß schön auf die Wohnung auf. Bis nachher.«
    Sie hob das Köpfchen und blickte mich aufmerksam an, als ich behutsam die Tür schloß.
    Bleib nicht so lange, sollte das heißen. Ich warte hier auf dich.

11. Kapitel
    »Hat sie wirklich gesagt ›ich muß auf meinen Mann hören‹? Na, das paßt ja in dieses Spießermilieu. Da, halt mal, ich muß die Hände frei haben.«
    Jutta übersah, daß meine Hände auch nicht frei waren. Ich aß nämlich gerade ein dickes Sandwich - stehend und mitten auf der Straße.
    Die Uhr zeigte zehn Uhr dreißig. Das gemeinsame Frühstück hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt. Wir waren auf der Friedrich-Ebert-Straße unterwegs gewesen. Dann war Jutta vor einem Schaufenster stehengeblieben, und sie hatte ganz spontan, wie es nun mal ihre Art war, eine Klamottenkauforgie begonnen. Zwischendurch berichtete ich über den Fortgang meiner Ermittlungen und erzählte ihr, daß ich unfreiwillliger Besitzer einer Katze geworden war.
    Jetzt drückte sie mir eine prall mit Klamotten vollgestopfte riesige Plastiktüte in die Hand, ohne darauf zu achten, daß ich bereits mehrere dieser als Werbeträger fungierenden Verpackungen mit mir herumschleppte.
    »Und du glaubst, daß Satorius der große Unbekannte, sprich: der Vater des Kindes ist?« fragte ich, während wir die Straße entlanggingen. »Denk mal an diese Birgit Jungholz. Jede Menge Kinder, und weit und breit kein Vater in Sicht.«
    »Macho! Das ist wieder mal typisch. Du könntest dich glatt mit Tom zusammentun. Ihr paßt ja prima zueinander. Es sind nicht ›jede Menge Kinder‹, sondern zwei. Und außerdem: So schüchtern, wie Regina war -meinst du, die hatte gleich eine ganze Latte von Liebhabern?«
    »Stimmt natürlich.«
    »Warte mal einen Moment«, rief Jutta, die plötzlich vor einem Schaufenster gestoppt hatte. Dort standen lebensgroße Puppen, die mit sackartigen Leinenkostümen bekleidet waren. Die Klamotten sahen aus wie Provisorien, damit die Puppen nicht nackt herumstehen mußten und womöglich noch die Jugend verdarben.
    Kaum war ich dem Befehl nachgekommen, hatte Jutta bereits den Laden geentert. Brav trottete ich hinterher und fand zum Glück in einer Ecke einen Stuhl, auf dem ich mich niederlassen konnte,

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