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Die Tote vom Johannisberg

Die Tote vom Johannisberg

Titel: Die Tote vom Johannisberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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wir gekommen waren, zurück. Die Ronsdorfer Straße hinunter, dann in Richtung Bahnhof. Doch plötzlich kam es wieder anders. Der Mercedes bog in das enge Gassengewirr der Südstadt ein und hielt in der Chlodwigstraße. Ich ließ den BMW langsam vorbeirollen und sah, wie der Mann mit der Brille ausstieg. Auch jetzt in der Dunkelheit nahm er sie nicht ab. Ich beobachtete im Rückspiegel, wie er die Türen öffnete und drei Frauen ausstiegen. Eine davon war ziemlich klein, sie war Asiatin. Sie verschwanden in einem Hauseingang. Ich stellte den Wagen ab.
    Das Haus wirkte genauso gesichtslos wie alle anderen in der Straße. Man hätte jahrelang täglich daran Vorbeigehen können, ohne es zu bemerken. Zwei Reihen von Klingeln waren neben der geschlossenen Eingangstür angebracht. Hinter der Milchglasscheibe klebte ein Blatt Papier: »Bitte keine Reklame einwerfen«, stand da. »Keine« war doppelt unterstrichen. Ich warf einen Blick auf die Klingelreihen und überflog die Namen. Einen davon kannte ich. Er lautete Karl Steinbach.
    *
    »Das ist ja nun wirklich etwas völlig Alltägliches. Die beiden arbeiten in ihrer komischen Firma in Düsseldorf. Dann genehmigen sie sich eine kleine Lustbarkeit an der B 7. Der eine fährt den anderen brav nach Hause und nimmt sich ein paar der Mädels mit. Das soll das Ergebnis deiner riesigen Beschattung sein? Herzlichen Glückwunsch.«
    Ich seufzte. Jutta hatte natürlich recht.
    »Aber es hätte ja auch etwas anderes dabei herauskommen können«, wandte ich ein.
    »Was denn?« fragte Jutta. »Vielleicht eine Kofferübergabe auf offener Straße? Schmiergeldzahlungen an diesen Krüger oder wie der heißt?«
    »Vielleicht. Warum eigentlich nicht? Sag mal, kannst du mir was zu trinken geben? Ich habe ziemliches Kopfweh.«
    Jutta ging an ihre Bar und machte uns was Trinkbares zurecht.
    »Aber es stimmt schon«, sagte sie, als sie mit den Gläsern zurückkam. »Der Einbruch in deine Wohnung. Da kann nur Mallberg dahinterstecken. Niemand sonst.«
    Ich nahm einen Schluck und spürte, wie es in der Kehle brannte. »Wer weiß eigentlich von meinen Ermittlungen?«
    »Frau Mallberg. Herr Mallberg«, sagte Jutta.
    »Außerdem Birgit Jungholz.«
    »Satorius?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Der hat mich für einen Journalisten gehalten.«
    »Bist du da wirklich sicher? Hat er dich auch nicht auf dem Friedhof gesehen?«
    »Absolut sicher. Der war selbst so damit beschäftigt, nicht erkannt zu werden.«
    »Bleibt Krüger. Dem hast du zwar nichts erzählt, aber er kann sich seinen Teil denken.«
    Ich spürte, wie eine Schmerzwelle meinen Kopf durchzuckte.
    »Du solltest vielleicht nicht dieses Zeug trinken, sondern lieber ein Aspirin nehmen. Ich meine, wenn du schon nicht zum Arzt gehen willst.«
    »Arzt«, sagte ich.
    »Was?«
    »Der Arzt. Dieser Schwede. Überlegen wir mal, wie der ins Bild paßt.«
    »Gar nicht, würde ich sagen.«
    »Mal sehen. Vor zehn Jahren rettet er Regina gewissermaßen das Leben, das sie sich nehmen wollte. Er war ein Freund der Familie. Regina hatte Vertrauen zu ihm. Vielleicht war sie …«
    »… in ihn verliebt? Das ist aber eine haarsträubende Hypothese.«
    »Sicher ist doch, daß Regina unter Druck stand. Sie hatte vor irgend etwas Angst. Und sie erwartete ein Kind. Bei diesen Eltern ist sie damit leicht unter Druck zu setzen. Und sie war sicher nicht allein auf dem Dachboden. Gehen wir mal davon aus, es stimmt, was Satorius gesagt hat: Er verbringe die Stunde vor einem Konzert immer allein in der Garderobe. Ich werde das noch nachprüfen. Aber gehen wir einfach mal davon aus. Dann stellt sich die Frage, wer der große Unbekannte dort oben war.«
    »Vater Mallberg.«
    »Kann sein, ist aber unwahrscheinlich.«
    »Warum?«
    »Er hätte sich auch woanders mit seiner Tochter treffen können. Sogar wenn er sie hätte umbringen wollen: Dafür gibt es einfachere Gelegenheiten.«
    »Gut. Und du meinst, der große Unbekannte könnte dieser Arzt sein, den Regina vielleicht zehn Jahre nicht gesehen hat?«
    »Ich sollte zumindest mit ihm sprechen. Das wollte ich sowieso.«
    Jutta stand auf und ging in die Diele. Als sie wiederkam, trug sie ein paar Telefonbücher. Sie legte sie auf den Couchtisch. »Dann wollen wir mal suchen. Wie hieß der Mensch noch mal?«
    »Gustavson.«
    Ich fing an zu blättern. »In Wuppertal gibt es keinen«, stellte ich fest. »Jedenfalls keinen, der als Arzt eingetragen ist. Ich glaube, wir lassen es. Der kann sonstwohin gezogen sein. Mist, mein Kopfweh

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