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Die Tote vom Johannisberg

Die Tote vom Johannisberg

Titel: Die Tote vom Johannisberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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wird auch nicht besser.«
    Ich fühlte mich auf einmal hundemüde.
    »Bingo«, sagte Jutta plötzlich. Sie hatte weitergeblättert und auch die anderen Städte rund um Wuppertal berücksichtigt. »In Schwelm«, stellte sie fest. »Dr. Sven Gustavson. Praktischer Arzt. Hier stehen die Öffnungszeiten. Morgen ist Freitag. Du kannst zwischen acht und vierzehn Uhr hin. Und frag ihn gleich mal, ob er dich auf Gehirnerschütterung untersucht.«

16. Kapitel
    Ich hatte einen elektronischen Reisewecker mit ins Gästezimmer genommen und ihn auf acht Uhr gestellt. Im Tiefschlaf hörte ich, wie er lospiepte, dann erinnerte ich mich an nichts mehr. Ich schlug die Augen auf, sah mir das Zifferblatt des Weckers an, und es war halb eins.
    Jutta war schon längst auf. »Warum hast du mich nicht geweckt?« fragte ich, während ich mir eilig die Schnürsenkel zuband.
    »Ich glaube, der Schlaf tat dir ganz gut. Du solltest wenigstens einen Kaffee trinken.«
    »Keine Zeit.«
    Kurz darauf saß ich im Wagen und fuhr nach Schwelm.
    Dr. Gustavson empfing seine Patienten nicht in einer umgebauten Wohnung, wie man es normalerweise kennt, sondern im Hinterhof. Dort gab es einen kleinen Flachdachpavillon. Vor einem Fenster hingen Blumenkästen, in denen undefinierbare dürre Ästchen steckten. Dahinter sah ich die Köpfe der Wartenden. Rechts daneben befand sich der Eingang.
    Ich öffnete die Tür und stand sofort vor einer Theke. Dort, wo einen normalerweise weibliche Sprechstundenhilfen empfingen, saßen zwei junge Männer in weißen Kitteln. Während der eine am Computer arbeitete, füllte der andere eine gelbe Karteikarte aus.
    Ich blieb abwartend stehen, aber man nahm mich erst einmal nicht zur Kenntnis. Das Telefon klingelte, der Jüngling mit der Karteikarte legte das Schreibzeug hin und meldete sich: »Praxis Dr. Gustavson?« Es folgte ein verwickeltes Gespräch über die Einnahme irgendeines Medikaments.
    Schließlich drehte sich die Computerfachkraft zu mir. Ich dachte an die Menschenmassen, die das Wartezimmer bevölkerten, und begann schon mal, meine Lizenz herauszusuchen.
    »Sie wünschen?«
    »Ich hätte gern Dr. Gustavson gesprochen.«
    »Haben Sie einen Termin? Wie ist Ihr Name bitte?« Er wandte sich dem Computer zu, aber ich hielt ihn zurück.
    »Nein, nein, ich bin kein Patient. Ich brauche eine Information. Es wäre sehr nett, wenn ich Dr. Gustavson ein oder zwei Fragen stellen könnte.«
    Ich legte ihm meinen Ausweis vor die Nase.
    Der andere beendete sein Telefongespräch. »Was ist los?« fragte er und sah sich die Lizenz an. »Sind Sie von der Polizei?« wollte er wissen.
    Die Tür ging auf, ein Mann kam herein. Sofort war ich Luft für die beiden.
    »Guten Tag, Herr Müller«, sagte der, der das Telefonat geführt hatte. »Wir haben Ihre Sachen schon rausgelegt. Nehmen Sie bitte noch einen Moment im Wartezimmer Platz.«
    »Ich bin nicht von der Polizei«, erklärte ich. »Aber ich brauche eine wichtige Information.«
    »Also, das ist jetzt ganz schlecht«, erklärte der am Computer pikiert, ohne mich anzusehen. Statt dessen hämmerte er wieder auf die Tastatur ein.
    »Es geht nur um fünf Minuten.«
    »Sie sehen doch, was hier los ist«, maulte der andere und begann, seinen Schreibtischkram zu sortieren. »Wir können Ihnen bestenfalls einen Termin geben, oder Sie kommen Montag vormittag wieder. Montags ist bei uns allerdings auch immer Hochbetrieb.«
    »Verdammt noch mal«, entfuhr es mir. »Würden Sie bitte Ihren Chef davon in Kenntnis setzen, daß ich ihn sprechen muß!«
    Herr Müller stand immer noch neben uns. Er war damit beschäftigt, seinen Mantel auszuziehen und ihn an die Garderobe zu hängen, die sich gleich neben der Tür zum Wartezimmer befand. Keine einfache Aufgabe, denn dort hingen schon ganze Berge von Jacken und Mänteln übereinander. Wahrscheinlich ließ er sich aber auch deshalb Zeit, weil ihn unser Gespräch interessierte.
    »Bitte nicht in diesem Ton, ja?« sagte der Computermensch - ganz strenge Gouvernante. »Was nicht geht, geht nicht.«
    Ich beugte mich vor. Im selben Moment fiel mir ein, daß ich mir in der Eile heute morgen noch nicht die Zähne geputzt hatte. Ich hatte bestimmt höllischen Mundgeruch. Gleichzeitig stieg mir das Parfüm der beiden Knaben in die Nase.
    Aus den Augenwinkeln sah ich, daß Herr Müller die Tür zum Wartezimmer öffnete.
    »Ich kann auch mit der Staatsanwaltschaft wiederkommen«, sagte ich laut und deutlich. Im Wartezimmer reckten sich Köpfe.
    Beide guckten

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