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Die Tote vom Johannisberg

Die Tote vom Johannisberg

Titel: Die Tote vom Johannisberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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wäre möglich gewesen. Aber wieso? Selbstmord zu zweit? Oder meinen Sie etwa, jemand hat sie umgebracht? Das wäre genauso unlogisch wie ein Selbstmord. Wenn ich jemanden umbringen will, locke ich ihn nicht dort hinauf. Viel zu umständlich.«
    »Vielleicht hat sie sich mit jemandem getroffen. Jemand, mit dem sie nicht gesehen werden wollte?«
    »Hm. Es gibt viele Möglichkeiten, sich in dieser Stadt heimlich zu treffen. Warum mußte es ausgerechnet auf unserem Dachboden sein?«
    »Regina Mallberg wurde stark von ihren Eltern gegängelt. Sie hatte nur wenige Möglichkeiten, Verabredungen einzugehen. Sie mußte oft zu Notlügen greifen. Manchmal entstehen durch so etwas die abenteuerlichsten Sachen.«
    Wintershausen lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Aber dann hätte die Polizei doch irgendeine Verbindung finden müssen. Jemand aus dem Haus hätte Regina Mallberg persönlich kennen müssen.«
    »Wußten Sie, daß Regina Mallberg mit Arthur Satorius ein Verhältnis hatte?«
    Er sah mich überrascht an. »Sind Sie sicher?«
    »Ganz sicher.«
    »Sieh mal an«, sagte Wintershausen. »Aber so was ist ja nichts Neues. Professoren und ihre Studentinnen …«
    »Wie gut kennt sich denn Satorius hier im Haus aus? Könnte er nicht bei Regina Mallberg gewesen sein?«
    »Wenn er nicht gerade dirigiert hätte. Ist das Ganze nicht bald nach dem Beginn des Konzerts passiert?«
    »Schon - aber vielleicht haben sie sich vorher dort oben getroffen. Satorius ist runtergekommen. Regina ist allein dort oben geblieben und hat sich verlaufen. Vielleicht ist das Licht ausgegangen. Ein Fehltritt…«
    »Kein Dirigent leistet sich unmittelbar vor einem Konzert solche Mätzchen«, bremste mich Wintershausen. »Kennen Sie sich mit klassischer Musik aus?«
    »Eigentlich nicht«, gab ich zu.
    »Entschuldigen Sie, aber das merkt man. Ihnen mag es vielleicht so Vorkommen, als tue ein Dirigent nichts anderes, als zur Musik herumzufuchteln. Aber glauben Sie mir - Dirigieren erfordert höchste Konzentration.«
    »Ich glaube es Ihnen ja. Stimmt es, daß sich Satorius vor seinen Konzerten immer eine geschlagene Stunde in seiner Garderobe aufhält? Allein? Er hat es mir jedenfalls gesagt.«
    »Sehen Sie - Sie kennen ja bereits die Antwort.« Wintershausen hatte offenbar übersehen, daß wir hier an einem Fall arbeiteten, bei dem jeder etwas zu verbergen haben könnte. Satorius’ Aussage konnte ebensogut falsch sein. Auch wenn er der Newton der Wuppertaler Musik war. Ein Zeichen dafür, daß man den Mann hier tatsächlich zu etwas Heiligem hochstilisierte.
    »Entschuldigen Sie, Herr Wintershausen - aber könnte man das nachprüfen?«
    »Sie meinen, Sie suchen einen Zeugen dafür? Daß sich Satorius eingeschlossen hat?«
    »Genau.«
    »Einen Moment.« Wintershausen nahm den Telefonhörer und wählte. »Ja - Frau Meier? Wintershausen hier. Hallöchen. Frau Meier - ich habe hier einen … Journalisten, der mich mal wieder mit der Sturzgeschichte löchert, Sie wissen schon. Ja, das hört immer noch nicht auf. Hier werden die verrücktesten Theorien aufgestellt, kann ich Ihnen sagen … Ja, ja … Eine Frage, Frau Meier. Professor Satorius - was hat der unmittelbar vor dem Konzert gemacht? Ja, ich meine, vor seinem Auftritt. Direkt davor … Wieso ich das wissen will? Keine Ahnung. Ich will es ja gar nicht wissen, sondern der junge Mann hier. Ich sagte doch - die verrücktesten Theorien … Ach, wissen Sie was, ich schicke ihn Ihnen kurz vorbei, dann können Sie selbst… Was? Ah, ja …«
    Wintershausen hörte eine Weile zu. Dann bedankte er sich und legte auf.
    »Das war die Orchestermanagerin. Als sie hörte, daß ich ihr die Presse auf den Hals hetzen will, wurde sie ganz plötzlich sehr redselig.« Er grinste wie ein Lausbub. »Auch sie kennt Satorius’ Marotte, sich kurz vor einem Konzert einzuschließen. Er war definitiv nicht dort oben. Sie wollte ihn am Freitagabend selbst noch wegen irgendeiner Vertragsgeschichte dringend sprechen, aber er wollte ihr nicht die Tür zu seiner Garderobe öffnen.«
    »Gibt es vielleicht eine Verbindung von der Dirigentengarderobe zum Dachboden?«
    Wintershausen lachte. »Womöglich ein Geheimgang?« Er kriegte sich kaum wieder ein. »Ein Gang, durch den sich das ›Phantom der Oper‹ -oder besser ›Das Phantom der Stadthalle‹ - unerkannt bewegen kann … Jetzt hören Sie auf, das meinen Sie nicht ernst.«
    Ich versuchte, gelassen zu bleiben.
    »Vielleicht war es

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