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Die Tote von Buckingham Palace

Die Tote von Buckingham Palace

Titel: Die Tote von Buckingham Palace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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verschränkten Hände zitterten. »Das tut mir sehr leid, Sir. Wie grässlich. Haben Sie Seine Königliche Hoheit schon von dem
Vorfall in Kenntnis gesetzt? Er wird sehr erleichtert sein, dass der Fall damit gelöst ist, auch wenn es eine tragische Auflösung ist.«
    An den Kronprinzen hatte Pitt überhaupt noch nicht gedacht. Zwar war ihm klar, dass jemand ihn informieren musste, doch durfte das auf keinen Fall Cahoon Dunkeld sein.
    »Nein«, sagte er unglücklich. »Könnten Sie bitte dafür sorgen, dass ich ihm die Mitteilung überbringen kann? Sobald das möglich ist – am besten sofort. Angesichts der Umstände kann es nichts Dringenderes geben.«
    »Gewiss, Sir«, stimmte Tyndale zu. Er glättete seinen Cut unnötigerweise und ging. Eine Viertelstunde später kehrte er zurück und geleitete Pitt durch die großartigen Korridore und Galerien in denselben Raum, in dem der Kronprinz Pitt schon beim vorigen Mal empfangen hatte.
    Diesmal sah er völlig anders aus, fast wie jemand, der sich ausgesprochen wohlfühlt: ein liebenswürdiger Herr in mittleren Jahren mit ausgesuchten Manieren. Er war von gesunder Gesichtsfarbe und trug einen hellen Leinenanzug.
    »Guten Morgen, Pitt«, sagte er mit Wärme in der Stimme. »Von Tyndale höre ich, dass die elende Geschichte aufgeklärt ist. Schreckliche Tragödie. Aber ich bin hochzufrieden, mein Bester, dass Sie der Sache so rasch auf den Grund gekommen sind, und das mit äußerster Diskretion. Dunkeld hatte völlig recht mit seinem Vorschlag, die Sache dem Staatsschutz zu übergeben.« Dann legte sich Betroffenheit auf seine Züge. »Ach, mein Gott! Mrs Sorokine war ja seine Tochter. Daran habe ich überhaupt noch nicht gedacht. Wie ganz und gar entsetzlich! Er muss krank vor Kummer sein. Ich werde ihm meinen Leibarzt schicken, vielleicht kann der etwas für ihn tun. Gibt es darüber hinaus noch etwas? Was kann ich Ihnen anbieten?«
    »Das ist äußerst freundlich von Ihnen, Sir«, sagte Pitt. Das Mitgefühl auf den Zügen des Prinzen und in der ganzen Haltung seines Körpers war unverkennbar. »Aber im Augenblick gibt es da wohl nichts. Ich habe Mr Narraway gebeten zu kommen, damit wir die Angelegenheit möglichst rasch erledigen können. Sobald
Mr Sorokine zweifelsfrei als Täter feststeht, dürfte es das Beste sein, ihn für unzurechnungsfähig erklären und an einen Ort bringen zu lassen, an dem er keinen weiteren Schaden anrichten kann.«
    »Der Mann ist ein … ein …« Der Prinz schien für das, was er empfand, kein angemessenes Wort zu finden.
    »Gemeingefährlicher Irrer, Sir«, beendete Pitt den Satz für ihn.
    »Ein Ungeheuer!«, verbesserte ihn der Prinz.
    »Gewiss, Sir. So sieht es aus. Aber ich nehme an, dass die Öffentlichkeit das nicht erfahren soll. Sicher wäre es für alle Beteiligten besser, die Sache auf eine Geisteskrankheit zurückzuführen und ihn entsprechend zu behandeln. Ein Gerichtsverfahren würde niemandem nützen.«
    »Ein Gerichtsverfahren.« Der Gedanke an eine solche Möglichkeit beunruhigte den Kronprinzen sichtlich. »Um Gottes willen, nein! Sie haben selbstverständlich völlig recht. Weg mit ihm. Das ist das Beste.«
    »Sobald wir sicher sind.«
    »Was für Sicherheit wollen Sie denn noch?« Der Prinz hob die Brauen. »Mein guter Mann, da dürfte es doch wohl kaum einen Zweifel geben. Wissen Sie nicht mehr, dass Dunkeld selbst ihn verdächtigt hat? Aber natürlich mochte er nicht recht daran glauben. Immerhin ist das sein eigener Schwiegersohn. Eine fürchterliche Vorstellung.«
    Pitt war überrascht. »Mir hat er gar nichts davon gesagt. Warum hat er Sorokine verdächtigt? Weiß er etwas, was er uns nicht gesagt hat?«
    Der Kronprinz machte ein verlegenes Gesicht. »Ich fürchte, das werden Sie ihn selbst fragen müssen, sofern Sie der Ansicht sein sollten, dass das noch von Bedeutung ist. Auf jeden Fall hat er in furchtbarer Weise Recht behalten und einen schrecklichen Preis dafür bezahlt. Da hat es doch sicherlich keinen Sinn, ihn noch mit der Nase darauf zu stoßen?«
    »Gewiss, Sir. Es ist mir ohnehin viel lieber, es von Ihnen zu erfahren«, sagte Pitt.

    »Ich kann es Ihnen nicht sagen. Eine Frage der Ehre«, teilte ihm der Prinz mit. »Sie müssen verstehen, ich habe ihm mein Wort gegeben, und damit ist die Sache erledigt. Tut mir leid. Aber spielt das denn angesichts der Umstände überhaupt noch eine Rolle? Sorokine hat an dem Tag, an dem jenes bedauernswerte Geschöpf umgebracht wurde, unsere Gesellschaft früher als die

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