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Die Tote von Buckingham Palace

Die Tote von Buckingham Palace

Titel: Die Tote von Buckingham Palace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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schmerzliche Gedanke, dass er möglicherweise unfähig war zu lieben, wenn er Minnie nicht liebte.
     
    Der einsame Vormittag zog sich endlos hin. Erst kurz vor dem Mittagessen suchte sie den Salon auf, der den Gästen des Kronprinzen zur Verfügung stand. Seine Wände zierte genau der gleiche leuchtend gelbe Brokat, mit dem die Sofas und die Sitze der eleganten Stühle bezogen waren. Auch die Vorhänge an den fast bis an die blau-weiße Stuckdecke reichenden hohen Fenstern waren in dieser Farbe gehalten, und so herrschte im Raum beständig der Eindruck, als scheine die Sonne. Die Grundfarben des Teppichs waren blassblau und ein ins Gelbliche spielendes Rot, während
links und rechts auf der weißen Kaminumrandung hohe blaue Lampen standen. Lediglich die Tische in der Mitte und an der Wand bildeten dunklere Farbflächen im Raum.
    Außer Olga Marquand befand sich niemand in dem Salon. Sie war mittelgroß und ausgesprochen schlank, hatte knochige Schultern und wirkte eher unbeholfen. Ihr streng geschnittenes pflaumenblaues Kleid passte in keiner Weise zu ihrem aus der Stirn gestrichenen dunklen Haar und ihrer bleichen Haut. Elsa überlegte, dass schon eine Kleinigkeit genügen würde, sie ansprechender erscheinen zu lassen – eine Rüsche, einige Falten hier und da oder ein gestufter Rock.
    Wäre sie mit mehr Selbstvertrauen aufgetreten, man hätte sie als elegant bezeichnen können. Doch auch als Elsa sie jetzt ansah, merkte sie wieder, dass Olga alles andere als eine Draufgängerin war und keineswegs den Eindruck zu vermitteln verstand, sie könne interessanter sein als Frauen wie Minnie mit ihren üppigen Rundungen.
    Ihre hohen Wangenknochen und die gebogene Nase verstärkten den Eindruck klassischer Strenge, den sie machte. Bei ihrer ersten Begegnung war sie Elsa als ausgesprochene Schönheit erschienen, jetzt aber wirkte sie hager und kalt.
    Als Olga hörte, wie sich die Tür öffnete, wandte sie sich um. »Weißt du schon Näheres?«, fragte sie leise. Ihre Stimme klang angenehm, es lag eine gewisse Wärme darin. »Um wen handelt es sich? Und was ist der Grund für diese Geheimnistuerei?«
    »Bartle sagt, es sei eine der Frauen, die den Männern gestern Abend Gesellschaft geleistet haben«, gab Elsa Auskunft, ebenfalls mit gedämpfter Stimme.
    Olga hob die geschwungenen Brauen. »Und wie ist es dazu gekommen? Ist sie etwa stockbetrunken die Treppe hinuntergefallen?« Elsa war nicht sicher, ob in Olgas Stimme Ekel oder Schmerz lag. Sie konnte nur raten, was sie angesichts dessen empfand, dass ihr Mann bereit war, sich mit solchen Frauen abzugeben, und sei es auch nur, um dem Kronprinzen zu Gefallen zu sein. Hatte er angenommen, ihm bleibe keine Wahl, damit
Seine Königliche Hoheit ihnen bei ihrem Projekt freundlich gesonnen blieb? Sie wollten eine Eisenbahnlinie bauen, die von Kapstadt nach Kairo führen und sozusagen das Rückgrat für das Transportwesen auf dem afrikanischen Kontinent bilden sollte. Brachte Olga Verständnis dafür auf, oder war ihr Schmerz so groß, dass es sie kaltließ?
    Während Elsa sie ansah, musste sie daran denken, wie sehr sie sich voneinander unterschieden. Zu ihrer Überraschung fühlte sie sich nicht von der Vorstellung abgestoßen, dass sich Cahoon dem Kognak, den Frauen oder beidem hingegeben hatte. Zu Anfang ihrer Beziehung hätte das ihren Abscheu hervorgerufen, inzwischen aber nicht mehr. Wichtig war ihr, sich den Kummer, den sie empfand, nicht einzugestehen und ihn auch anderen nicht zu zeigen. Dabei ging es nicht einfach um Selbstbeherrschung. In erster Linie stand der Wunsch dahinter, ihre Selbstachtung zu bewahren und ihren Stolz nicht verletzen zu lassen.
    Olga sah sie an, wartete auf eine Antwort. Sie schien aufgebracht zu sein, doch kannte Elsa den Grund dafür nicht. Lag es daran, dass sie annahm, Elsa fühle sich im Unterschied zu ihr nicht verletzt, oder daran, dass Cahoon für die Abendgesellschaft verantwortlich gewesen war?
    »Ich glaube, es geschah in der Wäschekammer«, sagte Elsa.
    »Da musst du dich irren«, spottete Olga. »Wie kann man in einer Wäschekammer umkommen? Oder sollte sie in einem Stapel Bettlaken erstickt sein?«
    »So weit ich gehört habe, war es schlimmer. Allerdings weiß ich nicht, auf welche Weise es geschehen ist.«
    Olga versuchte, ihr Entsetzen zu verbergen. »Du meinst, jemand hat das mit Absicht getan? Das ist doch widersinnig.« Mit abgrundtiefer Verachtung fügte sie hinzu: »Wer hätte ein Interesse daran?«
    Du zeigst dein

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