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Die Tote von Buckingham Palace

Die Tote von Buckingham Palace

Titel: Die Tote von Buckingham Palace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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machen? Immerhin läuft hier irgendwo ein gemeingefährlicher Verrückter frei herum.«
    Pitt lehnte sich gemütlich zurück und sah ihn von unten an. »Vermutlich meinen Sie damit einen der drei anderen Herren: Marquand, Sorokine oder Quase?«
    Dunkeld erbleichte. »Gott steh mir bei, ja. Natürlich, so leid mir das tut. Wüssten Sie eine andere Möglichkeit?«
    »Was war in der Kiste?«, kam Pitt auf seine Frage zurück. »Es sieht ganz so aus, als hätten Sie die erwartet. Wieso wurde sie um diese nächtliche Stunde gebracht? Normalerweise sind Fuhrleute nicht nach Mitternacht unterwegs.«
    Endlich setzte sich Dunkeld. Die Ellbogen auf die Knie gestützt, knurrte er: »Bücher. In erster Linie Kartenmaterial von den Gegenden Afrikas, mit denen wir uns beschäftigen. Ja, ich habe die Sendung erwartet. Das Material ist für unsere Arbeit von größter Wichtigkeit.«
    »Warum haben Sie es dann nicht gleich mitgebracht?«, erkundigte sich Pitt.
    »Ich hatte es bei einem Händler bestellt!«, fuhr ihn Dunkeld an. »Wenn ich schon darüber hätte verfügen können, als ich hergekommen
bin, hätte ich es selbstverständlich mitgebracht! Sie scheinen wirklich schwer von Begriff zu sein.«
    »Und Ihr Händler hat es also kurz nach Mitternacht hierherschaffen lassen?«
    »Was denn sonst! Keine Ahnung, warum er so lange dafür gebraucht hat. Was zum Teufel hat das mit dem Tod der Frau zu tun?«
    »Bisher weiß ich von nichts, was damit zu tun hat. Sie etwa?«
    Es fiel Dunkeld sichtlich schwer, seinen aufflammenden Zorn zu beherrschen. »Wie denn? Andernfalls würde ich Ihnen das selbstverständlich sagen. Wie kann man nur so hilflos sein wie Sie?«
    »Soweit ich mich erinnern kann, Mr Dunkeld, sind Sie derjenige, der uns zu Hilfe gerufen hat«, gab Pitt zur Antwort.
    Dunkelds Gesicht verdunkelte sich bedrohlich. »Sie hochnäsiger, aufgeblasener Flegel haben wohl vergessen, dass Sie ein Dienstbote sind und Ihre Aufgabe darin besteht, den Unrat anderer Menschen beiseitezuschaffen, damit die Straßen für Menschen sicher sind, die über Ihnen stehen. Sie sind nichts anderes als ein Frettchen, das andere in den Kaninchenbau schicken, damit Sie ihnen die Kaninchen zutreiben.«
    »Wer Kaninchen haben will und nicht selbst imstande ist, sie hinauszutreiben«, sagte Pitt eisig, »muss nicht nur das beste Frettchen beschäftigen, das er finden kann, sondern es vor allem seine Arbeit so tun lassen, wie sich das gehört. Sonst entwischt das Kaninchen, und die Höherstehenden sehen sich einem leeren Bau gegenüber.«
    Dunkeld erhob sich langsam. »Ich werde Sie nicht vergessen, Pitt.« Es war eine unverhüllte Drohung.
    Auch Pitt stand auf. Sie waren gleich groß, sodass sie einander auf Augenhöhe gegenüberstanden. Keiner von beiden war bereit zu weichen. »Ich für mein Teil werde Sie wahrscheinlich vergessen, Sir«, gab Pitt zurück. »Leuten Ihres Schlages bin ich bei meiner Arbeit schon vielen begegnet.« Er lächelte kaum wahrnehmbar. »Danke, dass Sie meine Fragen beantwortet haben. Ich
glaube nicht, dass ich Sie nach der … Gesellschaft fragen muss, die Sie für den Kronprinzen arrangiert haben. Ich verfüge bereits über einige ziemlich verlässliche Berichte darüber.«
    Wortlos drehte sich Dunkeld auf dem Absatz um und schlug die Tür hinter sich zu.
     
    Inzwischen war es nach sechs Uhr am Abend. Wieder saß Pitt in seinem Arbeitsraum und ließ sich durch den Kopf gehen, welchen Eindruck er von den vier Männern gewonnen hatte. Gerade, als er überlegte, ob er läuten und um etwas Tee bitten sollte, klopfte es an seine Tür.
    »Herein«, sagte er überrascht. Es war abgemacht, dass sich Gracie nicht offen mit ihm in Verbindung setzte, und sonst fiel ihm niemand ein, der den Wunsch haben könnte, ihn aufzusuchen.
    Als sich die Tür öffnete, stand darin eine elegante Dame in mittleren Jahren. Ihr Kleid aus dunkler Seide war nach der letzten Mode geschnitten; der Rock fiel in Stufen von der Taille herab und endete in einer kleinen Schleppe. Den Ausschnitt umgab kostbare Spitze, und die Kamee daran konnte seiner Schätzung nach gut und gern so viel gekostet haben wie eine gute Kutsche.
    Er erhob sich, fest überzeugt, dass sie sich in der Tür geirrt hatte.
    »Guten Abend«, sagte sie höflich. »Sind Sie Inspektor Pitt?«
    »Ja, Ma’am.« Da sie deutlich gefasster war als er, unterließ er es, ihr seine Hilfe anzubieten.
    Mit der Andeutung eines Lächelns sagte sie: »Ich übe bei der Prinzessin von Wales das Amt einer

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