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Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition)

Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Frauen nach der Arbeit dorthin gehen können und sich nicht freinehmen müssen«, meinte Leo. »Vielleicht sollte ich Ihnen noch jemanden mitgeben, Sonnenschein?« Für einen Mann war es eine heikle Mission, und der Kollege hatte wenig Erfahrung.
    »Nicht nötig. Ich erledige das schon.«
    »Gut. Dann sehen wir uns morgen«, sagte Leo, und Sonnenschein nahm Hut und Mantel und verließ das Büro.
    »Sie vertrauen ihm sehr, Chef«, bemerkte Berns.
    »In der Tat. Und er hat mich bis jetzt nicht enttäuscht«, entgegnete Leo entschieden.
     
    Die Beratungsstelle war in einem großen Mietshaus im Wedding untergebracht. Das ehemalige Ladenlokal, über dem noch ein verblichenes Schild mit der Aufschrift »Milchhandlung« hing, hatte nur ein Fenster, das mit einer Gardine verhängt war. Daneben an der Wand war ein kleines Messingschild angebracht, auf dem ein Pfeil nach rechts in die Durchfahrt wies.
    Sonnenschein folgte dem Pfeil. Die Eingangstür lag in der Durchfahrt, daneben hing in einer Nische ein Waschbecken. Im Hinterhof spielten einige Kinder, die ihm einen kurzen Blick zuwarfen und sich wieder ihrem Lumpenball zuwandten. Eine hochschwangere Frau hängte mit langsamen Bewegungen Wäsche auf.
    Er klingelte, worauf Schritte erklangen und eine ältere Frau mit strenger Frisur die Tür öffnete. »Sie wünschen?«, fragte sie argwöhnisch. Vermutlich hatte sie nicht allzu viele männliche Besucher.
    Er zeigte seinen Dienstausweis vor. »Kriminalassistent Sonnenschein.Es geht um den Tod von Frau Dr.   Strauss. Darf ich eintreten?«
    Die Frau holte tief Luft und öffnete die Tür ein Stück weiter, um ihn vorbeizulassen.
    Das Innere der Beratungsstelle war überraschend freundlich eingerichtet. Bunte Bilder, einige Topfpflanzen, auf einem Schrank sogar ein Buddha, den vermutlich Dr.   Strauss beigesteuert hatte. Ein Raum, der Frauen die Scheu nehmen sollte, dachte er.
    »Bitte setzen Sie sich. Mein Name ist Lisbeth Schröder. Ich habe Frau Dr.   Strauss die Verwaltungsarbeit abgenommen.« Sie wirkte streng, aber nicht unfreundlich. »Darf ich fragen, was Sie herführt? Natürlich bin ich sehr bestürzt über den unerwarteten Tod von Frau Dr.   Strauss, aber man sagte mir, sie sei an einer Lungenentzündung gestorben.«
    Sonnenschein räusperte sich. »Es gibt Hinweise, die auf eine unnatürliche Todesursache hindeuten. Daher hat die Kriminalpolizei Ermittlungen eingeleitet. In diesem Zusammenhang befragen wir alle Personen, die mit der Toten verwandt oder bekannt waren.«
    Frau Schröder hob die Hand. »Verzeihung, wenn ich Sie unterbreche, aber ich möchte Sie nicht missverstehen. Sprechen Sie von einem Unfall oder   …?«
    »Möglicherweise handelt es sich um ein Verbrechen. Mehr kann ich Ihnen dazu jedoch nicht sagen.« Er holte sein Notizbuch heraus. »Haben hier nur Sie und Frau Dr.   Strauss gearbeitet?«
    »Ja, aber nicht immer gleichzeitig. Der Raum ist beengt, wie Sie sehen. Wenn sie Gespräche hatte, war ich meist nicht zugegen, sondern bin gekommen, wenn sie fertig war. So konnten wir beide in Ruhe unsere Arbeit tun.«
    »Verstehe. Aber Sie haben sich miteinander ausgetauscht?«
    »Selbstverständlich. An einem Tag in der Woche trafen wir uns hier, um laufende Angelegenheiten zu besprechen.«
    »Bei der Beratung ging es häufig um Fragen«, er spürte, wie er errötete, »der Empfängnisverhütung und um ungewollte Schwangerschaften. Ist das richtig?«
    »In der Tat. Frau Dr.   Strauss hat so manche Frau gerettet, die sonst zu einer Kurpfuscherin gegangen wäre.«
    »Und wie genau hat sie sie gerettet? Meinen Sie durch medizinische Hilfe?«
    Frau Schröder schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, das hätte sie sich nicht erlauben können, da sie auch im Krankenhaus angestellt war. Aber sie hat den Frauen Namen genannt. Mehr darf ich dazu nicht sagen.«
    »Gut, dann nicken Sie nur«, entgegnete Sonnenschein. »Sie hat ihnen Namen von Ärzten genannt, die unerlaubte Schwangerschaftsabbrüche durchführen.«
    Ein kaum merkliches Nicken.
    »War das nicht auch riskant?«
    »Die Frauen waren so dankbar für die Hilfe, dass sie nie etwas verraten hätten. Außerdem hätte sie es jederzeit abstreiten können.« Sie lächelte schief. »Die meisten Frauen, die hierherkommen, könnten vor Gericht nicht gegen die Aussage einer Ärztin bestehen.«
    »Hat Frau Dr.   Strauss jemals Schwierigkeiten wegen ihrer Tätigkeit gehabt?«
    »Mit den Behörden? Keineswegs, diese Beratungsstelle ist eine offizielle

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