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Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition)

Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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am Türrahmen abstützte. Es fiel ihm sichtlich schwer, die Wohnung zum ersten Mal nach dem Tod seiner Tante zu betreten.
    Sie begannen im Flur und arbeiteten sich durch Küche, Bad und Wohnzimmer vor. Adrian Lehnhardt sah sich um, bückte sich, berührte Dinge, nachdem er Leos Erlaubnis eingeholt hatte, öffnete Schubladen und Schranktüren, schüttelte aber immer wieder den Kopf. »Natürlich weiß ich nicht, was sie in den Schränken aufbewahrt hat, aber von außen fällt mir nichts auf.«
    Leo konnte seine Enttäuschung nicht verbergen. Sollte ihn sein
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getrogen haben?
    Blieb nur noch das Schlafzimmer.
    Noch immer hing ein schwacher Rosenduft im Raum, vermutlich war er in Teppiche und Vorhänge gezogen und würde sich nicht so leicht vertreiben lassen.
    Adrian Lehnhardt blieb in der Tür stehen und biss sich auf die Unterlippe. Dann fasste er sich und trat ein.
    Leo merkte, dass der junge Mann den Blick aufs Bett vermied und sich auf die Frisierkommode konzentrierte. Adrian betrachtete die Parfumflaschen und den Rosenwassersprenger, die sie nach der labortechnischen Untersuchung zurückgebracht hatten. Er trat einen Schritt zurück und legte den Finger an die Lippen. Dann drehte er sich zu den Kriminalbeamten um.
    »Hier fehlt etwas.«
    Leo und Sonnenschein sahen ihn gespannt an.
    »Vor einigen Jahren hat mein Vater für Tante Jette zum Geburtstag in seiner Fabrik eine Sprühflasche konstruieren lassen, mit der sie das Rosenwasser, das sie so liebte, besonders fein im Raum verteilen konnte. Mit dem Sprenger hier ging das nicht so gut. Die Sprühflasche stand immer auf der Kommode. Und nun ist sie weg.«
    Leo und Sonnenschein sahen sich an.
Forgefil
.
     
    Das Haus in der Lütticher Straße im Wedding machte einen gepflegten Eindruck. Die Familie Lincke wohnte im Seitenflügel, auch hier war das Treppenhaus blank gewienert.
    Walther hoffte, dass sich Margot Lincke gleich zu Beginn des Gesprächs mit Worten oder Gesten verraten würde. Schwester Annemarie hatte die ehemalige Patientin ebenfalls auf dem Phantombild erkannt und die Aussage von Schwester Eva in allen Punkten bestätigt.
    Sie klingelten. Schritte näherten sich von innen und verstummten. Nichts geschah. Walther bemerkte den Spion und lächelte freundlich.
    Er hörte, wie von innen zögernd die Klinke gedrückt wurde. Die Tür öffnete sich einen Spalt, doch es war niemand zu sehen. »Ja, bitte?«, fragte eine leise Frauenstimme.
    »Frau Margot Lincke?«
    Pause.
    »Ja?«
    »Guten Morgen. Ich bin Kriminalsekretär Walther, das ist mein Kollege Berns. Dürfen wir kurz hereinkommen?«
    »Polizei?«
    Die Beamten schauten einander an. »Ja, wir möchten Ihnen nur einige Fragen stellen«, sagte Berns in väterlichem Ton.
    Die Tür wurde langsam geöffnet. Die Frau war ziemlich jung, vielleicht Mitte zwanzig, schätzte Walther, und auf eine unscheinbare Weise hübsch. Ihr blasses Gesicht wurde von den großen Augen beherrscht, aus denen sie die beiden Männer ängstlich anschaute. Tatsächlich, dachte Walther bei sich. Die Körpersprache verriet sie schon jetzt.
    Sie führte sie in eine Wohnküche, die sauber und ordentlich war. In einer Ecke stand ein Wäschekorb, in dem ein Kissen und eine Decke lagen.
    Walther warf einen flüchtigen Blick darauf.
    »Frau Lincke, sagen Sie uns bitte, was Sie am Freitagabend um halb zehn gemacht haben.«
    »Ich   … Wieso? Da war ich zu Hause.«
    Eigentlich musste er gar nicht weiterfragen. Er könnte die Frau mit aufs Präsidium nehmen und eine Gegenüberstellung mit Freese anordnen. Oder Stratow fragen, sobald er ansprechbar war. Aber all das erschien ihm zu brutal. Sie sollte wenigstens in Ruhe erzählen können.
    »Kann das jemand bestätigen?«, fragte Walther. »Ihr Mann vielleicht?«
    Sie schluckte. »Nein, der   … der war auf Schicht. Bis zehn musste er arbeiten und dann mit der Tram nach Hause.«
    »Haben Sie Kinder?« Die Frage kam völlig überraschend, doch Berns verzog keine Miene.
    Die Augen der Frau wanderten zu dem Korb in der Ecke, der übrige Körper blieb reglos. »Nein.«
    »Stimmt es, dass Sie kürzlich im Luisenkrankenhaus auf der Frauenstation behandelt wurden?«, fragte Berns.
    »Ja.« Ihre Stimme war nur ein Hauch.
    »Ihr Kind ist gestorben. Kurz vor der Geburt.«
    Sie nickte.
    »Im Krankenhaus wurden Sie von einem Dr.   Stratow behandelt. Derselbe Mann wurde am Freitagabend auf offener Straße überfallen und durch einen Messerstich in den Hals schwer verletzt. Zu eben jener Zeit, für

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