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Die Tote von Harvard

Die Tote von Harvard

Titel: Die Tote von Harvard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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besser, und seine Vorlesungen sind einfach genial. Wenn ihr meint, ihr könnt es besser, bitte, dann versucht’s doch, ihr alle.« Das war auf Penny und Andy gemünzt, galt aber auch ihr, spürte Kate deutlich.
    »Was mich betrifft, ich habe gar keine Lust, es zu probieren«, sagte sie und stand auf, um die Gläser nachzufüllen. Als sie Howard seinen Bourbon mit Soda reichte, hatte sie den Eindruck, daß er kurz vor dem Siedepunkt war. Sie hoffte es, wenn auch ein wenig schuldbewußt.
    »Daß er Fähigkeiten hat, will ich ja gar nicht bestreiten«, sagte Andy. »Aber seien wir ehrlich. Seine Vorlesungen sind in Harvard inzwischen schon Tradition. Jeder weiß, wie die Prüfungen laufen, er verlangt keine Referate, und wenn man seinen Tutoren oder Tutorin-nen genug Honig um den Mund schmiert, dann korrigieren sie einem noch die Examensarbeiten. Ich gebe ja zu, es kommen so viele zu seinen Vorlesungen, weil sie teuflisch gut sind, unterhaltsam und manchmal sogar ergreifend.«
    »Und vergessen wir auch den Tag nicht«, sagte Penny, »als Clarkville einmal verhindert war und die einzige Frau unter seinen Tutoren beauftragte, die Vorlesung für ihn zu halten. Als sie auf das Podium trat und ihre Absicht verkündete, standen die Studenten einfach auf und gingen.«
    »Dafür kann doch Clarkville nichts«, sagte Howard und kippte seinen Bourbon.
    »Bedienen Sie sich bitte«, sagte Kate und wies auf den Tisch mit den Getränken. Howard erhob sich.
    »Aber er hat darüber kein Wort verloren seinen Studenten gegen-
    über«, meinte Andy. »Er hätte sie anmeckern, ihnen eine kleine Lektion in Sachen Höflichkeit erteilen können, aber er dachte nicht 113

    daran. Und erzähl mir jetzt niemand, er hätte nichts davon gewußt.
    Warum mußte er überhaupt unbedingt die Frau beauftragen?«
    »Hätte er’s nicht getan, würdest du ihm vorwerfen, er diskrimi-niere die Frauen«, sagte Howard. »Leuten wie euch kann man es nie recht machen.«
    »Findest du nicht, Clarkville hätte den Studenten ins Gewissen reden sollen?«
    »Nein, das finde ich nicht. Er hat seiner Tutorin eine Chance gegeben, und sie hat sie verpatzt.«
    »Glaubst du, bei dir wären sie nicht aufgestanden und gegangen?« fragte Lizzy. In ihrer Frage lag keine Feindseligkeit, nur Neugier.
    »Um die Wahrheit zu sagen: Ich glaube, ein Teil wäre geblieben«, sagte Howard. »Nun, vielleicht haben wir ja bald Gelegenheit nachzuprüfen, ob ich recht habe.«
    »Ich bin sicher, daß dir Clarkville bald die Gelegenheit dazu gibt«, sagte Andy. »Er hält ja offenbar sehr große Stücke auf dich.«
    »Und warum zum Teufel sollte er das nicht? Was ist mit euch beiden überhaupt los? Worauf wollt ihr eigentlich hinaus?«
    Da Kate es für möglich hielt, daß Penny oder Andy oder beide die Frage ehrlich beantworten würden, schritt sie ein. »Ich glaube, die beiden fragen sich, welche Rolle Sie bei dem Stück gespielt haben, in dem Janet in der Badewanne landete.«
    »Wie kommen Sie darauf, daß ich da überhaupt eine Rolle gespielt habe?«
    »Weil du dort warst«, sagte Lizzy.
    »Woher weißt du denn, ob ich dort war?«
    »Von mir«, sagte Kate. »Luellen hat es mir gesagt. Und von ihr weiß ich auch, daß sie Sie über John Lightfoot kennengelernt hat.«
    Howard stöhnte. »Das ist also eine Falle hier. Sie haben mich eingeladen, um mich in die Falle zu locken.«
    »Das stimmt nur zum Teil«, sagte Kate. »Ich habe Sie eingeladen, weil ich Sie kennenlernen wollte. Ich habe neulich abends Ihren Vortrag gehört. Außerdem habe ich ein gewisses – wenn auch zuge-gebenermaßen nicht gerade überschwengliches – Interesse an Harvards anglistischer Fakultät. Schließlich lehre ich selbst im gleichen Bereich, und Vergleiche sind immer aufschlußreich. Aber die Tatsache, daß Sie auf jener Party waren, plus der Tatsache, daß Janet jetzt tot ist, waren auch Motive für die Einladung. Das will ich nicht leugnen.«
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    »Na, eins hab ich kapiert: Ihr seid offenbar alle ganz wild darauf klarzustellen, daß es keinen Punkt gibt, an dem wir einer Meinung sind.« Howard füllte sein Glas von neuem. Er gehörte, das sah Kate deutlich, zu der Sorte Männer, die nach ein paar Gläsern aus der Rolle fallen. »Und ihr habt recht«, fuhr er fort. »Ich teile eure Ansichten wirklich nicht. Ich sitz also in der Falle, in einem Raum voll von Emanzen. O. K. Ich bin ein Chauvi-Schwein. Ich glaub immer noch, daß Frauen glücklicher sind, wenn sie zu einem Mann aufse-hen können und Kinder

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