Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tote von Harvard

Die Tote von Harvard

Titel: Die Tote von Harvard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
Vom Netzwerk:
Bostoner Kollegen hatte die Polizei von Minneapolis Moons derzeit untervermietetes Haus durchsucht und die Zyankalikapseln dort gefunden, wo Moon angegeben hatte. Als Moon das Haus bezog, hatte er sie zum letztenmal gezählt, und sie waren noch vollständig da. Die Kapseln waren beschlagnahmt worden, wahrscheinlich, weil die Polizei nachprüfen wollte, ob sie wirklich Zyankali enthielten. Moon hatte Cunningham gesagt, er wolle sie zurück, sie seien sein Eigentum. Cunninghams Antwort war, er solle sich keine falschen Hoffnungen machen.
    Es irritierte Kate, daß sie keine Ruhe geben konnte und Moon ständig über Janet ausfragte. Janets Tod ließ sie nicht los. Mochte Cunningham sagen, was er wollte – es mußte ein Motiv geben für den Mord. »Ich möchte einfach verstehen, was schiefgelaufen ist in eurer Ehe. Daß du danach noch zweimal verheiratet warst, läßt ja vermuten, daß es nicht allein ihre Schuld war.«
    »Noch mehr spricht natürlich gegen mich, daß du schon als junge 109

    Göre schlau genug warst, mich nicht zu heiraten.«
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum du nicht mit ihr auskommen konntest. Hast du es denn überhaupt versucht?«
    »Zum Schluß nicht mehr, nein. Sie wollte ständig jemand anderen aus mir machen; wahrscheinlich wollte sie einen Ehemann aus mir modellieren, der ihren Eltern gefallen hätte – jemand, der sie unauffällig dominiert, einen Erfolgsmann und guten Versorger – na, du kennst das Ideal ja besser als ich.«
    »Aber warum hat sie dich dann geheiratet?«
    »Ich hab doch schon versucht, es dir zu erklären. Ich wollte nur sie. Ihr Leben für sie in die Hand zu nehmen, dazu war ich nicht geeignet und hatte auch keine Lust. Außerdem darfst du nicht vergessen, wie schön sie war; die Männer begehrten sie.«
    »Warum hat dann sonst niemand versucht, sie an sich zu fes-seln?«
    »Ich glaube, die meisten Männer hatten Angst vor ihr. Sie war zu klug. Sie wollte zwar gern weiblich wirken, aber sie konnte nie leugnen, daß sie ihre eigene Meinung hatte. Mir gefiel das, aber wir beide wissen ja, wie außergewöhnlich ich bin.« Moon grinste.
    »Und hat ihr das wirklich nichts ausgemacht, daß du hier in Harvard warst? Tut mir leid, daß ich immer wieder von vorn anfange.
    Ich möchte hinter etwas kommen, aber ich weiß nicht, hinter was.«
    »Am Anfang fürchtete sie wohl, ich könnte überall von uns er-zählen. Sie hat immer viel auf das gegeben, was andere Leute dachten. Aber ich glaube, im Grunde war ihr klar, daß ich meinen Mund halten würde. Und selbst wenn – sie stand ja gut da. Meine nächsten beiden Ehen sind schließlich auch schiefgegangen. Kate, wenn ich wüßte, hinter was du kommen willst, würde ich es dir sagen, bestimmt, das weißt du.«
    Kate hatte sich gegen eine Dinnerparty entschieden. Sie hätte sich zwar damit auf nette Weise für das schöne Abendessen bei den Sladovskis revanchiert, aber wenn Leute gut gegessen haben, werden sie leicht schläfrig, reden diffus daher und erzählen sich nur Anekdoten. Wenn sie dagegen zu Hause gegessen haben und gewappnet sind, den Abend sozusagen in eine zweite Runde gehen zu lassen, dann konnte man das Gespräch in eine halbwegs vernünftige Richtung lenken und gleichzeitig Howard Falkland mit Alkohol und Provokationen zusetzen.
    »Irgendwelche Instruktionen?« hatte Andy gefragt, als sie den Abend durchsprachen.
    110

    »Da Sie schon so gewitzt fragen«, sagte Kate, »ja. An irgendeinem Punkt fangen Sie an, Clarkville herunterzumachen. Werfen Sie ihm vor, was immer Ihnen gerade einfällt, aber machen Sie es nicht zu plump. Ich hau dann irgendwann in dieselbe Kerbe. Und Penny kann Clarkville ja sowieso nicht ausstehen.«
    »Ist Ihnen klar, daß Sie zwei vielversprechende Karrieren aufs Spiel setzen, sollte das Ganze unserem guten Clarkville zu Ohren kommen?«
    »O Andy. Dann tun Sie es bitte nicht. Wir werden Clarkville mit keinem Wort erwähnen.«
    »Ich mache doch nur Spaß, Kate. Howard erzählt Clarkville sowieso, was ihm in den Kram paßt und nicht, was wirklich gesagt wurde. Außerdem bleibe ich nicht mehr lange in Harvard. Lizzy kann’s hier nicht ausstehen, das ist der eine Grund, und ich nicht mehr aushalten, das ist der andere. Und was Penny betrifft, die kann erfreulicherweise gut auf sich selbst aufpassen. Denken Sie an Pennys geselligen Abend mit Bridge bei dem Professor! Also, keine Sorge!«
    Sylvias Appartement, das man über eine kleine Treppe betrat, wirkte an diesem Abend fast dramatisch. Die

Weitere Kostenlose Bücher