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Die Tote von Harvard

Die Tote von Harvard

Titel: Die Tote von Harvard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Schuß hochprozentigen Wodka dazugetan. Gut, gut – ich hätt’s nicht tun sollen, das weiß ich. Ich wollte einfach sehen, wie Alkohol bei ihr wirkt. Und ich muß schon sagen, sie übertraf meine kühnsten Erwartungen. Es haute sie einfach um. Sie wurde leichenblaß und war total wacklig auf den Beinen. Und dann ging sie zur Toilette. Mehr hatte ich mit der Sache nicht zu tun.«
    »Und was geschah dann?« fragte Kate. »Bitte, Howard, erzählen Sie, wie’s weiterging. Schritt für Schritt, und ich verspreche Ihnen, wir werden unser möglichstes tun, damit die Geschichte in Verges-senheit gerät. Aber Janet wurde ermordet. Sie müssen verstehen, daß wir Klarheit haben müssen.«
    Howard hatte jetzt das rührselige Stadium erreicht, er war zer-knirscht und bereit, alles zu gestehen. Kate wünschte, es bliebe ihr erspart, seine Beichte zu hören. Aber das blieb es nicht.
    »Ich hatte ein Mädchen mit auf die Party genommen«, begann Howard. »Ein nettes Mädchen, keine von diesen Emanzen. Im Grunde war es ihre Idee gewesen, Janet einzuladen. Sie und ein paar ihrer Freundinnen hatten den Plan ausgeheckt. Sie wollten sich wohl auf Janets Kosten amüsieren und sagten mir, ich solle ihr einen schönen starken Drink mixen. Ich will mich damit nicht rausreden; ich fand die Idee auch gut. Ich glaube, insgeheim spekulierte ich darauf, daß es Clarkville freuen würde, wenn diese Janet Mandelbaum sich zum Narren machte. Na, alle sahen, wie schlecht ihr war, und als sie dann auf der Damentoilette verschwand, gingen die Mädchen ihr nach. Sie wußten nicht, was sie tun sollten, also legten sie sie in die Badewanne. Sie waren furchtbar erschrocken, hatten Angst, Janet hätte einen Anfall, denn sie war ganz steif – ihr werdet doch nicht versuchen, die Mädchen da hineinzuziehen? Sie hatten wirklich Angst und erzählten mir alles, und ich habe ihnen mehr oder weniger versprochen…«
    »Wir werden sie aus dem Spiel lassen, wenn wir jetzt die ganze Geschichte zu hören bekommen, aber wirklich die ganze Geschichte«, sagte Kate streng. In der Rolle der strengen Tante machst du dich gar nicht schlecht, sagte sie zu sich, bleib dabei!
    »Na, als Janet dann in dieser Riesenwanne lag, drehten die Mädchen die Dusche auf und hofften, das würde sie wieder zu sich bringen. Im Grunde glaubten sie wohl aber selbst nicht daran, daß das was nützen würde. – Na ja, das Ganze war einfach von Anfang bis Ende dämlich, ein blöder Erstsemesterstreich. Aber wir haben Janet 117

    kein Gift oder sonstwas in ihren Drink getan – das müßt ihr einfach glauben. Sie hatte Alkohol im Glas, und wir haben ihr noch ein biß-
    chen mehr Alkohol dazugetan.«
    »Und was geschah dann?«
    »Wir bekamen es mit der Angst. Ich schlug vor, die Party abzu-brechen, und alle machten sich ziemlich schnell aus dem Staub.«
    »Und jeder dachte natürlich«, sagte Kate, »Professor Mandelbaum hätte sich total betrunken, sei umgekippt und suhle sich nun in der Badewanne.«
    »Na ja, mehr oder weniger.«
    »Wirklich, sehr löblich! Und dann beschlossen Sie, dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen und Luellen anzurufen.«
    »Ich hasse Lesbierinnen«, sagte Howard. »Ich wußte, daß diese Luellen einen Sorgerechtsprozeß führte, und ich bin der Meinung, Lesben sollten keine Kinder großziehen. Als sie mir davon erzählte, bekamen wir fürchterlichen Streit, es war einfach ekelhaft. Ihre Argumente brachten mich zur Weißglut.«
    »Was bestimmt ebenso selten wie erheiternd anzusehen war«, sagte Andy. Kate warf ihm einen drohenden Blick zu.
    »Also dachten Sie sich, war doch lustig, Luellen in die Sache hineinzuziehen. Das würde ihr schaden, und Janet würde als Lesbierin gelten – und alle ringsherum wären zufrieden und glücklich. So ungefähr war es doch?« fragte Kate.
    »Sie haben wirklich eine Art, die Dinge beim Namen zu nennen«, sagte Penny. »Ich bewundere Sie.«
    »Wann hatten Sie diesen Streit mit Luellen?« fragte Kate.
    »Der liegt schon eine Weile zurück. Wir haben einen gemeinsa-men Freund. Als sie ihn einmal besuchte, schneite ich zufällig herein. Beide schwelgten gerade in alten Zeiten. Ich weiß nicht mehr, wie der Streit begann. Jedenfalls gerieten wir uns in die Haare. An allem, was beschissen ist auf der Welt, gab sie den Männern die Schuld. Da ging ich natürlich in die Luft. Diese Art Frauen löst bei mir Kotzgefühle aus.«
    »Vielleicht solltest du lieber sagen: Angst«, sagte Penny.
    »Na gut, vielleicht machen sie mir auch angst. Was

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