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Die Tote von San Miguel

Die Tote von San Miguel

Titel: Die Tote von San Miguel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Woods
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Valdemario, einem Gestalt gewordenen Arschloch mit dem arroganten Gehabe eines Stierkämpfers. Die Vorkehrungen für die Rückführung von Amandas Leichnam nach Dallas waren getroffen worden. Er hatte alles getan, was er für seine tote Tochter hier tun konnte. Es gab keinen Grund mehr, warum er noch länger in dieser teuflischen Stadt bleiben sollte. Smallwood schleppte sich durch die menschenleeren morgendlichen Straßen und fand wie durch ein Wunder zu seinem Hotel zurück.
    Der vor sich hin dösende Portier ließ sich weder durch das frühe Auftauchen noch durch den desolaten Zustand seines Gastes die leiseste Überraschung anmerken. Smallwood duschte, zog frische Kleidung an und nickte für rund eine halbe Stunde ein. Eine Nachricht von Diaz mit der Bitte um Rückruf, die der Portier ihm ausgehändigt hatte, lag zerknüllt und unbeachtet auf dem kleinen Schreibtisch.
    Als Smallwood fünf Minuten nach neun durch den Haupteingang des Hotels trat, winkte der Pförtner einen Mietwagen herbei, der bereits seit Mitternacht geduldig auf der anderen Straßenseite parkte. Der Pförtner, dem der Fahrer im Voraus einen Fünfhundert- peso -Schein zugesteckt hatte, verstaute Smallwoods Reisetasche im Kofferraum des Wagens und half ihm in den Fond.
    Smallwood hatte sich eine Baseballkappe der Texas Rangers über den Schädel mit dem Bürstenhaarschnitt gestülpt.Als sich der Wagen in Richtung des Internationalen Flughafens von Guanajuato in Bewegung setzte, bedauerte er, nicht noch eine Flasche Scotch aus der Bar mitgenommen zu haben.
    Die zweispurige Autobahn von San Miguel zum Flughafen verlief achtzig Kilometer weit durch eine halbwüstenartige Landschaft, bevor sie die äußersten Ausläufer der Hauptstadt des Bundesstaats streifte, nach Süden abbog und weiter durch das Gewerbegebiet des Flughafens führte. Steile Felsböschungen erhoben sich zuerst nur auf der linken, dann auch auf der rechten Straßenseite. In weiten windgepeitschten Tälern fristeten Dornenbüsche und verkrüppelte breitblättrige Eichen ein kümmerliches Dasein.
    Es gab nur wenige Lebenszeichen. Ein Mann mit staubbedeckter Kleidung und einem sombrero auf dem Kopf führte einen Esel einen schmalen Schotterweg entlang. Ein großer, Smallwood unbekannter Vogel flog über die Straße und verschwand in einem Kaktusdickicht.
    Der Fahrer des Mietwagens trug ein blau kariertes Hemd und einen Schnurrbart. Sein Haar war sorgfältig gegelt und gekämmt. Hinter einer Kurve wurde er plötzlich langsamer und hielt am Straßenrand.
    Bass Smallwood hob die Brauen. Hatten sie einen platten Reifen? Er hatte weder das charakteristische Schlingern gespürt noch das klatschende Geräusch eines platten Reifens gehört.
    Die Augen des Fahrers richteten sich ruckartig auf den Rückspiegel. Smallwood warf einen Blick über die Schulter und entdeckte einen uralten VW-Käfer, der scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht war und hinter ihnen hielt. »Ein Freund von Ihnen?«, fragte er.
    Der einzige Insasse des zweiten Wagens war ein für seinen tödlichen Blick berüchtigter psychopathischer Indianer. Er saß einen Moment lang absolut reglos hinter dem Lenkrad und summte eine schlichte Melodie aus Kindheitstagen, bevor er plötzlich die Tür aufstieß und aus dem Käfer sprang. Schneidende Wüstenwinde und schlechtes Karma hatten tiefe Spuren in seinem dunklen Gesicht hinterlassen. Der Amphetaminspiegel seines Blutes verlieh seinen Augen ein irres Glitzern.
    Mit drei schnellen Schritten stand er neben dem gemieteten Wagen. Doch anstatt sich zum Beifahrerfenster hinunterzubeugen und mit dem Fahrer zu sprechen, wie es Smallwood erwartet hatte, riss er die Hintertür auf und richtete eine kleinkalibrige Automatik auf den Texaner. Er drückte ihm die kühle Mündung an die Schläfe und schob sich neben ihn in den Fond. Smallwood rutschte verängstigt bis ans andere Ende der Rücksitzbank.
    »Adelante!« , befahl der Indianer.
    Der Wagen fuhr mit einem Ruck wieder los. Smallwood erzitterte in einem Wechselbad der Gefühle. Immer wieder wurde ihm für einen kurzen Moment klar, dass er vielleicht schon bald tot sein würde, bevor er die Möglichkeit wieder verdrängte. Was, zur Hölle, hatten die beiden Männer mit ihm vor?
    Wie jeder Tourist, der unvermittelt Dritte-Welt-Entführern in die Hände fällt, leerte er seine Taschen und bot seinem Gegenüber alles an, was er mit sich führte: Geld, Kreditkarten, eine Handvoll wertloser mexikanische Münzen, eine Plastikdose mit Zahnseide. Das

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