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Die Tote von Schoenbrunn

Die Tote von Schoenbrunn

Titel: Die Tote von Schoenbrunn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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stehen?“
    „Sagen Sie ja, Herr von Karoly, ich befürchte, die Sammelleidenschaft meines Freundes, besonders was die moderne Kunst betrifft, artet sonst in eine Anhäufung von unanständigen Bildern aus“, spottete Karl Konstantin und deutete auf die kleine Aktzeichnung, die Gustav so fasziniert hatte.
    Der Park der Villa war zwar nicht ganz so beeindruckend wie der Schlosspark in Schönbrunn, gefiel Gustav aber besser als dieser. Sein Vater schien eine Vorliebe für Englische Gärten zu haben. Der anglophile Gustav war begeistert von der wilden Schönheit der Anlage. Selbst jetzt im September standen überall wunderbar duftende Damaszener-Rosen in voller Blüte und auch das Unkraut dazwischen gedieh prächtig. Die Baumkronen waren nicht kurzgeschoren wie im benachbarten Schlosspark, sie durften ihre volle herbstliche Farbenpracht entfalten. Ein Bächlein floss quer durch den Garten. Kleine Fische tummelten sich unter einer schmalen Holzbrücke. Gustav begann zu träumen, malte sich aus, wie es wäre, wenn dieser schöne Besitz ihm gehören würde, ihm, dem einzig männ­lichen Spross des Geschlechts der Bathenys. Würde es Dorothea hier gefallen oder würde sie das ganze Anwesen in ein Armenhospital umwandeln?
    Karl Konstantins Stimme riss ihn aus seinen Träumen. „Ich muss euch jetzt leider verlassen. Habe die Ehre! Wir sehen uns morgen beim Diner.“ Schnellen Schrittes verließ der Erzherzog das Grundstück durchs Gartentürl.
    Graf Batheny und Gustav kehrten in die Villa zurück und besprachen bei einem Gläschen Kaffee-Mandel-­Likör ihre Vorgehensweise für das familiäre Diner am nächsten Abend.
    Bald kamen sie wieder auf die Leiche im Boudoir der Kaiserin zu sprechen.
    „Ich kannte die junge Gräfin Reichenbach recht gut, da ich mit dem Ferdl auf freundschaftlichem Fuß stehe. Sie war bezaubernd, eine Augenweide. Etwas rundlich, aber gut gewachsen. Alles an ihr befand sich an der richtigen Stelle. Am Hof tuschelte man, dass Ihre Majestät die Kaiserin sie unter anderem deswegen unter ihre Fittiche genommen hatte, weil sie hoffte, Seine Majestät der Kaiser würde Gefallen an ihr finden. Er hat ja, wie man weiß, eine gewisse Vorliebe für sehr junge, rundliche, unschuldige Gfrieserl.“
    Gustav kam zum ersten Mal der Gedanke, dass Ihre Majestät sich vielleicht deshalb ihr Leben lang so kasteit hatte, weil Seine Majestät seit jeher etwas drallere Schönheiten bevorzugte. Mit ihren hageren Zügen und ihrem knochigen Körper hoffte sie vielleicht, für ihren Mann nicht mehr erotisch anziehend zu sein. Denn eines stand für Gustav seit Jahren fest: Die vielen Reisen Ihrer Majestät hatten nicht nur mit ihrer Ablehnung des strengen Wiener Hofzeremoniells zu tun, sondern auch mit ihrem Ehemann, diesem sturen, jedem künstlerischen oder fortschrittlichen Gedanken abholden Kaiser. So wie viele andere junge, intelligente Männer hielt er Kaiser Franz Joseph für einen Kleingeist und Bürokraten.
    „Jedenfalls hat Ihre Majestät die kleine Gräfin vor kurzem zu ihrer Hofdame ernannt. Sie war übrigens die jüngste unter all diesen Schreckschrauben, und eindeutig die hübscheste“, fügte der Graf hinzu.
    Bei der Erinnerung an die junge Frau, der er einst die Cour gemacht hatte, wurde Gustav leicht übel. Es war zwischen ihnen nicht zum Äußersten gekommen. Sie hatte ihn abgewiesen, da sie damals schon den Heiratsantrag des wohlhabenden Grafen Ferdinand von Reichenbach angenommen gehabt hatte und nichts riskieren wollte. Aber sie hatte, so wie alle seine Geliebten, von seinem Schlafzimmerblick geschwärmt und ihn um seine langen, tiefschwarzen Wimpern beneidet. Ihr Vater, Freiherr von Warschenegg, war ein Spieler und stadtbekannter Wüstling. Gustav hatte so manche Nacht mit ihm am Kartentisch verbracht und bei einem geselligen Zusammensein im Hause Warschen­egg die fesche Baronesse kennengelernt.
    Vor seinen Augen erschien wieder das schreckliche Bild der schönen Toten in der Badewanne, ihre aufgeschlitzten rundlichen Gelenke, ihre blutverschmierte Schulter und die Brüste …

13
    Der Graf stellte Gustav seinen Töchtern als guten Freund vor, der sich als diskreter privater Ermittler bereits einen großen Namen gemacht hätte und auf den auch die Polizei hören würde.
    „In Zukunft wird er sich um deine persönliche Sicherheit kümmern, Marie Luise“, sagte er.
    Gustav begrüßte zuerst die ältere Tochter des Grafen und ihren Mann, Graf Traunstein aus Bad Ischl.
    Gräfin Sophie von Traunstein

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