Die Tote von Schoenbrunn
sich in dem schönen großen Speisesaal des Casinos sehr wohl fühlte, zum Aufbruch.
Die beiden Mädeln waren mollert und keine zwanzig Jahre alt. Sie stellten sich als Josephine und Helene vor.
Zuerst besuchten sie ein Chambre séparée in einem bekannten Restaurant auf der Kärntner Straße. Das Souper ließ Gustavs Meinung nach zwar zu wünschen übrig, doch Karl Konstantin wirkte zufrieden. Gierig verschlang er seine gefüllte Kalbsbrust und ließ sich von Helenchen danach mit flambierten Himbeeren füttern.
Gustav, der sein Schnitzel kaum angerührt hatte, schäkerte mit Josephine.
„Du bist ein kecker Mensch“, sagte sie lachend und schlug ihm mit ihrem Retikül auf die Finger.
„Aua“, protestierte er.
Er mochte ihr Gschau. Sie konnte genauso unschuldig dreinsehen wie ein Kind. Auch ihr Lachen gefiel ihm. Es erinnerte ihn an Dorotheas Lachen.
Vorsichtig entfernte er die Hutnadel aus ihrer Kopfbedeckung, nahm ihr das kokette Hütchen ab und machte sich an den dutzenden Haarnadeln zu schaffen, die ihre rötlichblonden Locken im Zaum hielten.
Sie hatte die gleiche Haarfarbe wie Dorothea. Auch ihre großen graublauen Augen waren denen Dorotheas ähnlich. Nur war Josephine einen halben Kopf kleiner und mindestens zehn Kilo schwerer als die zukünftige Frau Doktor.
Nach dem Essen fuhren sie in Karl Konstantins Sechsspänner quer durch die Innere Stadt in ein Hotel am Tiefen Graben. Kaum saßen sie im Wagen, ging ein Wolkenbruch über der Stadt nieder. Der Regen trommelte aufs Verdeck. Die leicht bekleideten Damen froren und schmiegten sich eng an ihre Begleiter.
Der Nachtportier des Hotels schien den Erzherzog zu kennen. Er reichte ihm einen Schlüssel für eine Suite, ohne dass dieser danach gefragt hatte.
„Kennst du das Buch ‚Venus im Pelz‘ von Leopold von Sacher-Masoch?“, fragte Karl Konstantin, als er neben Gustav die mit rotem Teppich ausgelegten Stiegen hinauf in den zweiten Stock schritt. Die Mädeln trippelten auf ihren hohen Absätzen kichernd hinter ihnen her.
„Ja, selbstverständlich“, murmelte Gustav. Zwar konnte er sich an keine einzige Zeile in diesem Buch erinnern, aber er hatte es vor einigen Jahren, als er an der Grenze zum russischen Reich stationiert war, in Ermangelung anderer Lektüre gelesen.
„Und die Werke des Marquis de Sade kennst du ebenfalls?“
„Nicht wirklich, ‚Justine‘ habe ich mal in meiner Jugend ge…lesen“, stammelte Gustav. „Warum fragst du?“
„Ich wollte mich nur vergewissern, dass du meine Einladung zu würdigen weißt“, sagte Karl Konstantin in scherzhaftem Ton und hakte sich bei dem wankenden Gustav unter, schleppte ihn mit sich bis zu einer ganz im Dunkeln gelegenen Tür.
Auf einem restaurierungsbedürftigen Louis-seize-Tischchen mitten im Zimmer stand ein Kübel mit einer Flasche billigem Sekt. Die Mädeln waren bald genauso beschwipst wie Gustav, der schon nach dem Genuss des schweren Bordeaux nicht mehr geradeaus hatte gehen können. Karl Konstantin schien hingegen halbwegs nüchtern zu sein.
Gustav sah die zwei Frauen doppelt und dreifach. Er fühlte sich umringt von einer Schar halbnackter Mädchen und wollte schon um Hilfe schreien, als er Karl Konstantins warme, tiefe Stimme an seinem Ohr vernahm: „Sollen sie sich nicht endlich ganz ausziehen?“
Gustav nickte ergeben.
Kaum waren die Mädchen nackt, befahl ihnen Karl Konstantin, sich auf das Bett zu knien, mit dem Rücken zu ihm. Dann begann er mit seinem Rutenspiel, streichelte ihre Rücken und ihre ausladenden Hinterteile fast zärtlich mit seiner Reitgerte. Die Mädchen kicherten und feuerten ihn an.
„Na komm, mein Süßer, gib’s mir oder traust du dich nicht, du Feigling!“
Plötzlich zauberte Karl Konstantin eine zweite Rute aus der Schublade einer Kommode. Er reichte sie Gustav.
„Komm schon, worauf wartest du? Reiten kann man diese versauten Schnepfen nicht. Man steckt sich nur an. Ich weiß, wovon ich rede.“
Gustav war augenblicklich stocknüchtern. Er weigerte sich, die beiden hübschen Fräuleins zu schlagen.
„Sei kein Spielverderber. Sie lieben es“, sagte Karl Konstantin und ließ seine Gerte erneut über die prächtigen weißen Hintern der jungen Frauen gleiten. Als seine Hiebe stärker wurden, begannen die Mädeln im Chor zu kreischen. Gustav war sich nicht sicher, ob es Lustschreie oder Schmerzensschreie waren. Er wollte es gar nicht so genau wissen. Knöpfte sein Hemd zu und verließ fluchtartig das Hotelzimmer.
Mit
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