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Die Tote

Die Tote

Titel: Die Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion
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Charlotte überlegte. Das konnte alles und nichts bedeuten.
    Sie musste mit ihrem Vater sprechen.
    »Mama«, sagte sie und legte ihrer Mutter den Arm um die Schulter, du solltest nichts überstürzen. Ich werde mit Papa reden, dann sind wir hoffentlich beide schlauer.«
    »Ach, Kind, was soll denn das nützen?«
    »Das werden wir sehen.« Charlotte stand auf. »Gibt’s irgendwas zu essen?«
    Mutter Wiegand sprang auf. »Kind, natürlich, du musst ja am Verhungern sein. Komm. Ich hab Hühnersuppe für dich.«
    Charlotte schloss die Augen. »Mmh, Hühnersuppe, ich geh kurz ins Bad. Wo sind denn eigentlich die anderen?«, fragte sie im Weggehen.
    Ihre Mutter hantierte bereits wieder am Herd herum. »Ich weiß es nicht, hab den ganzen Tag niemanden gesehen«, rief sie ihrer Tochter hinterher.
    Seltsam, dachte Charlotte, Rüdiger müsste doch im Laufe des Tages mal aufgetaucht sein. Immerhin war er seine Schiene los. Angerufen hatte er sie jedenfalls nicht. Musste sie sich Sorgen machen? Während sie sich auszog, wählte sie seine Handynummer. Die Mobilbox antwortete. Charlotte legte das Handy weg und stieg unter die Dusche.
    Zehn Minuten später saß sie mit Jeans und T-Shirt am Küchentisch und löffelte hingebungsvoll die Hühnersuppe ihrer Mutter. Rüdiger war erwachsen und wusste, was er tat. Worüber machte sie sich Sorgen? Dass er sie einen ganzen Tag lang nicht angerufen hatte? Das war nachvollziehbar, immerhin hatte er in den letzten Tagen mehrfach erfolglos versucht, sie zu erreichen. Kein Wunder, dass er beleidigt war und ihr das jetzt heimzahlte. Charlotte legte den Löffel weg und stand auf, um den Tisch abzuräumen.
    »Lass nur, Kind«, sagte ihre Mutter, die ihr schweigend gegenübergesessen hatte, »ich bin froh, wenn ich was zu tun habe.«
    In diesem Moment wurde die Wohnungstür geöffnet. Charlotte ging auf den Flur, Bergheim kam ihr mit leichtem Hinken entgegen. Er lächelte, nahm ihren Kopf in seine Hände und küsste sie auf den Mund.
    »Endlich kann ich wieder gehen und gleichzeitig meine Hände benutzen«, strahlte er.
    »Aber, wo bist du denn den ganzen Tag gewesen?«, wollte Charlotte wissen.
    »Im Nordstadtkrankenhaus, in der Markthalle, an der Ihme, beim Physiotherapeuten und in der Direktion.«
    »Ach«, sagte Charlotte schwach. »Und wieso …?«
    »Weil ich lange genug gefaulenzt habe.«
    »Und, bist du zu irgendwelchen Ergebnissen gekommen, jetzt, wo du wieder fleißig bist?«
    »Nein, ich wollte mir den Fundort der … des toten Kindes ansehen und hab mich kurz mit Thorsten unterhalten.« Bergheim ging in die Küche. »Gibt’s was zu essen?« Mutter Wiegand hatte ihm schon einen Teller hingestellt. »Ach, wie das duftet, genau das Richtige für einen Rekonvaleszenten.«
    Er setzte sich an den Tisch und aß.
    »Du bist noch krankgeschrieben.«
    »Montag bin ich wieder dabei. Du kannst mich nachher über alles aufklären.«
    »Wer sagt das, dass du wieder dabei bist?«
    »Ostermann.«
    »Du hast mit ihm gesprochen?«
    »Ja, geht ihm nicht gut, dem Armen.« Bergheim legte den Löffel weg und hielt seiner Schwiegermutter den Teller hin. »Kann ich noch was haben?«
    Die nahm strahlend den leeren Teller in Empfang.
    Bergheim zappte sich durch die Programme, während Charlotte versuchte, ihren Vater zu erreichen. Zu Hause war er nicht, dort hatte sie es schon versucht, und sein Handy hatte er ausgeschaltet, das hatte sie auch schon versucht. Ihre Mutter war zu Bett gegangen.
    Langsam machte Charlotte sich Sorgen. Vielleicht sollte sie Andrea anrufen, aber sie wollte ihrer Schwester nicht den Urlaub verderben. Also würde sie es weiter versuchen, und wenn ihr Vater sich stur stellte, musste sie eben nach Bielefeld fahren und ihn sich persönlich vorknöpfen. Ja. So würde sie es machen, dachte sie, nahm ihrem Freund die Fernbedienung weg und ging zu Bett.

FÜNF
    Bergheim war am nächsten Morgen nicht davon abzubringen, mit in die Direktion zu fahren.
    »Was willst du denn da?«, fragte Charlotte. »Wenn sich niemand meldet, der unsere Tote gekannt hat oder was von einem verschwundenen oder toten Kind weiß, können wir gar nichts tun, außer uns um das Tagesgeschäft zu kümmern. Kannst dich natürlich gerne noch mal mit diesem paranoiden Querulanten unterhalten, der seine Nachbarn jetzt zum vierten Mal angezeigt hat, weil sie wieder mal versucht haben, ihn zu vergiften.«
    »Meine Güte, es wäre denen ja zu wünschen, dass sie damit endlich mal erfolgreich sind.« Bergheim grinste. »Wenn

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