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Die Tote

Die Tote

Titel: Die Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion
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dem Uniformierten vorbei wieder ins Büro. »Das Auto war dunkel und hatte ’ne Werbung aufm Dach. Von wem, weiß ich nicht. War auf jeden Fall was Rotes.«
    Bergheim sah auf. »Also haben Sie den Wagen doch gesehen?«
    »Ja, aber nur von hinten, der hat nämlich nicht angehalten. War dunkel und hatte kein Hinterteil. War hinten glatt runter.«
    »Würden Sie die Form wiedererkennen?«, fragte Bergheim hoffnungsvoll.
    Vielleicht war die Investition der Flasche Jägermeister ja doch kein reines Verlustgeschäft. Er nahm den Hörer ab und rief Kramer an. Der sollte sich mit Müller mal ein paar Automodelle angucken. Er überlegte noch, ob er ihn vor Müllers Duftwolke warnen sollte, ließ es dann aber bleiben.
    * * *
    Charlotte steuerte über die Bückeburger Allee Richtung Wettbergen, Maren saß neben ihr. Beide Frauen hingen ihren Gedanken nach.
    »Ich kann das absolut nicht begreifen«, sagte Maren, als Charlotte in die Hamelner Chaussee einbog, »dass kein Mensch außer Jennifer das Mädchen erkannt haben will. Wie kann so was passieren? Auch wenn sie keinen großen Freundeskreis hatte. Es muss doch Lehrer geben, Ärzte, Zahnärzte, bei denen sie in Behandlung war. Oder zumindest eine Bäckereiverkäuferin, die sich an das Mädchen erinnert, wenn sich schon aus der Familie keiner meldet.«
    »Wenn es sich tatsächlich um diese Janina Heimann handelt«, antwortete Charlotte.
    »Kann ja auch sein, dass Jennifer sich irrt. Auch wenn ich das nicht glaube. Wenn sie es tatsächlich ist, müssen wir hier ein paar Leuten mal kräftig auf den Zahn fühlen.«
    Maren hatte sich per Telefon bestätigen lassen, dass in der Hauptstraße in Wettbergen tatsächlich noch ein Herr Heimann wohnte. Sie parkten den Wagen am Straßenrand und betraten das Grundstück eines zweistöckigen, in schmutzigem Weiß verputzten Mehrfamilienhauses. Ein kaputter Fahrradständer stand auf dem gepflasterten Vorplatz neben einem Müllcontainer. Sie klingelten im zweiten Stock und warteten. Nichts rührte sich.
    »Sag ich doch«, meinte Maren, »der ist arbeiten.«
    Plötzlich bewegte sich die schwere weiße Gardine vor dem Fenster im Erdgeschoss. Charlotte klingelte dort. Es dauerte eine Weile, bis der Türsummer ging. Sie betraten ein dunkles Treppenhaus, das nur durch ein kleines Verbundglasfenster belichtet wurde. Rechts von der Treppe war eine Tür einen Spalt breit geöffnet, durch den sie ein Augenpaar misstrauisch beobachtete. Charlotte zog ihren Ausweis und hielt ihn dem Augenpaar hin.
    »Wiegand, Kripo Hannover«, sagte sie, »Frau …«, die Höhe, aus der sie beäugt wurde, ließ vermuten, dass es sich um eine Frau handelte, »… Dölling«, stand auf dem Schild neben der Tür.
    Eine Hand fuhr durch den Spalt und riss ihr den Ausweis aus der Hand. Charlotte wollte protestieren, hielt sich aber zurück. Maren grinste. Nach einer halben Minute wurde die Tür zugeknallt. Man hörte ein Rasseln, und gleich darauf wurde die Tür wieder aufgerissen und die beiden Beamtinnen wurden in das Allerheiligste eingelassen.
    Charlotte hatte richtig vermutet. Es handelte sich um eine Frau, eine alte Frau mit grauen kurzen Haaren und einem faltigen Gesicht. Der Mund war eingefallen, und das Kinn stand vor. Offensichtlich trug sie kein Gebiss. Charlotte kam sofort die alte Hexe bei Hänsel und Gretel in den Sinn. Nur, dass diese Hexe sie freundlich anlächelte. Das Misstrauen schien sich in Luft aufgelöst zu haben.
    »Sie müssen das verstehen«, lispelte Frau Dölling, »heutzutage kann man ja nicht mal mehr in den eigenen vier Wänden sicher sein.«
    »Da haben Sie vollkommen recht«, stimmte Charlotte zu. »Vielleicht können Sie uns weiterhelfen. Wir wollten mit Herrn Heimann sprechen, aber er ist wohl nicht zu Hause …«
    Frau Dölling winkte ab. »Der ist so gut wie nie zu Hause. Sitzt immer in der Spielhalle in Ricklingen. Wollen Sie vielleicht reinkommen, ich hab gerade Tee gekocht.«
    Charlotte und Maren folgten Frau Dölling in ein helles Wohnzimmer, mit einem großen Fenster, das auf eine Rasenfläche zeigte, die von einer Hainbuchenhecke begrenzt wurde. Es gab eine Wäscheleine und – Charlotte konnte es kaum glauben – eine Vorrichtung zum Teppichklopfen. Jedenfalls glaubte sie, dass dieses rostige Rohrgestell eine Teppichstange war.
    Das Wohnzimmer war erstaunlich modern eingerichtet. Eine Sitzgruppe aus hellem Leder – oder war es Kunstleder? – umrahmte einen Couchtisch mit Glasplatte. An der Wand gegenüber stand eine Regalwand

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