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Die Tote

Die Tote

Titel: Die Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion
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sich in eurem Fall nichts tut, kann ich auch wieder gehen. Bin ja krankgeschrieben.«
    »Du wirst dir noch den Hals brechen, wenn du deinem Fuß nicht ein bisschen Ruhe gönnst«, sagte Charlotte.
    »Ach was«, widersprach Bergheim, »ich geh ja nachher noch zur Physiotherapie.« Er folgte ihr betont leichtfüßig die Treppe hinunter. Dass er dabei das Gesicht verzog, konnte Charlotte nicht sehen.
    In der Direktion stand Maren bereits in ihrem Büro und wartete auf sie.
    »Hallo, Rüdiger«, begrüßte sie Bergheim mit einem Lächeln und wandte sich dann an Charlotte. »Anscheinend haben heute mal ein paar Leute die Zeitung gelesen. Ein junges Mädchen hat angerufen und gefragt, ob sich denn niemand gemeldet hätte, der die Tote am Kröpcke vermisst.«
    »Und, was weiter?«
    »Na ja, wir haben natürlich gleich nachgehakt, und dann hat sie gesagt, dass es eine Freundin von ihr wäre.«
    Charlottes Herz schlug schneller. »Und, habt ihr den Namen, die Adresse?«
    »Ja klar, die Anruferin heißt Jennifer Wolfram und wohnt in Oberricklingen. Wir könnten sie in der   MHH   erreichen, da macht sie gerade ein Praktikum, hat sie gesagt.«
    »Na endlich«, seufzte Charlotte, »es geht weiter.«
    »Und es gibt noch was«, fuhr Maren fort.
    »Was?«
    »Es gibt einen Zeugen, der am letzten Freitag fast von etwas erschlagen worden wäre. Jemand hat irgendwas von der Stadionbrücke geworfen, und es wäre ihm fast auf dem Kopf gelandet.«
    »Ist der Zeuge glaubwürdig?«
    »Wie man’s nimmt. Er wollte unter der Brücke übernachten – genauso sieht er auch aus, wenn du mich fragst. Er sitzt vorn in der Anmeldung, und er hat auch gleich nach einer Belohnung gefragt.«
    »Das auch noch«, sagte Charlotte und wandte sich nach Bergheim um. »Das wäre doch was für dich, Rüdiger. Unterhalt dich mal mit ihm. Vielleicht hat er ja wirklich was zu erzählen. Und du kommst mit in die   MHH , Maren.«
    Charlotte und Maren gingen den langen, breiten Korridor in der   MHH   entlang. Er glich eher einer Einkaufsmeile als einem Krankenhausflur. Es gab Boutiquen, einen Bücherladen, eine Bibliothek, einen Blumen- und Geschenkeshop und diverse Cafés und Schnellrestaurants. Die beiden holten sich Kaffee, suchten sich einen Tisch nahe am Gang und warteten.
    Kaum zehn Minuten später kam ein ganz in Weiß gekleidetes dunkelhaariges Mädchen mit Brille, zu der die Beschreibung passte, die Maren von der jungen Frau selbst erhalten hatte, suchend den Gang entlang. Dass sie klein und ziemlich rund war, hatte Jennifer aber unterschlagen. Charlotte, die gerade einen Schluck von dem geschmacklosen, aber sehr heißen Kaffee genommen und sich die Zunge verbrannt hatte, zog scharf die Luft ein und winkte die junge Frau heran. Sie kam zögernd auf die beiden zu.
    »Sind Sie die Polizistinnen?«
    Maren nickte und zeigte ihren Ausweis. Charlotte schnappte noch nach Luft. Jennifer gab beiden die Hand und Maren bat sie an den Tisch.
    »Möchten Sie auch Kaffee? Oder was anderes?«
    »Nein, nein«, antwortete die junge Frau leise, »ich hab auch gar nicht so lange Zeit. Hab der Stationsschwester nichts davon gesagt, dass ich … was mit der Polizei zu bereden hab.«
    »Sie haben die Tote gekannt?« Charlotte war viel zu neugierig, um sich mit Small Talk aufzuhalten.
    »Natürlich, sie war meine Schulfreundin.« Sie sah Charlotte fragend an. »Hat sich denn sonst noch keiner gemeldet, der sie erkannt hat? Ich meine, sie hat eigentlich nicht so dunkle Haare. Sieht schon ein bisschen anders aus als früher, ich hab sie auch nicht sofort erkannt, aber ihr Vater … Vor anderthalb Jahren hat sie die Schule geschmissen und hat gesagt, dass sie wegwollte. Ich glaube, sie kam nicht gut mit ihrem Vater aus. Und seitdem hab ich nichts mehr von ihr gehört. Ich hab immer wieder versucht, sie zu erreichen, über ihre Handynummer, aber sie ist nie rangegangen und hat auch nicht zurückgerufen.«
    »Vielleicht sagen Sie uns einfach erst mal den Namen«, schlug Charlotte vor.
    »Sie hieß Janina. Janina Heimann.« Frau Wolfram schlug die Augen nieder. »Wie … wie ist sie denn umgekommen?«
    »Das wissen wir nicht genau«, antwortete Charlotte. »Was meinen Sie damit, sie kam nicht gut mit ihrem Vater aus? Und was ist mit ihrer Mutter?«
    »Ihre Mutter ist vor zwei Jahren gestorben. Sie … sie ist wohl gestürzt, aber Janina hat mir nie genau erzählt, was passiert ist. Und … ich weiß ja nicht, was ich hier alles sagen darf, aber der Vater, der hat sie öfter

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