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Die Toten der Villa Triste

Die Toten der Villa Triste

Titel: Die Toten der Villa Triste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucretia Grindle
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sollte. Beppe und ich sollten unseren Karren vor dem Wagen des Konsuls scheinbar versehentlich umkippen lassen, um dem Konsul und den beiden Offizieren die Flucht zu erschweren und um gleichzeitig Verwirrung zu stiften, damit Lilia und Massimo nach dem Attentat untertauchen konnten.
    Es war damals sehr kalt. Am 14. Februar, dem fraglichen Datum, waren Straße und Trottoirs vereist, wodurch es sehr rutschig war. Wie geplant bogen Beppe und ich kurz vor 16 Uhr von der Via degli Alfani in die Via Pergola ein. Ein paar Minuten darauf näherte sich von der anderen Seite der Wagen des Konsuls und hielt vor dem Theater. Wir sahen die Frau, Lilia, und den Mann, Massimo, von der Via M. Bufalini auf uns zukommen. Als wir mit unserem Karren näher kamen, stiegen der Konsul und zwei deutsche Offiziere aus dem Auto.
    Der Karren war schwer und auf dem Eis schwer zu lenken. Als wir ihn gerade über die Straße ziehen wollten, hörte ich drei Schritte und lautes Rufen. Wie geplant kippten Beppe und ich den Karren um und ließen ihn vor dem Auto liegen, wobei sich die Kohlen auf die Straße ergossen. In diesem Moment sah ich die Frau, Lilia, auf mich zurennen. Ein Schuss fiel. Sie wurde getroffen und stürzte. Ich half ihr auf und befahl ihr weiterzurennen. Wie geplant, rannte Lilia in die Via Alfani. Der deutsche Konsul und ein Offizier blieben unverletzt. Der zweite Offizier schien niedergeschossen worden zu sein. Soldaten kamen aus dem Theater gelaufen. Ich sah Massimo mit ihnen kämpfen.
    Wir hatten zuvor vereinbart, dass wir nach den Schüssen in verschiedene Richtungen flüchten sollten. Da man Lilia beim Abfeuern der Waffe beobachten würde, war es am wichtigsten, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun würden, um ihr die Flucht zu erleichtern. Wir hatten vereinbart, dass im Fall einer Verhaftung Massimo behaupten würde, er kenne Lilia nicht und sei nur zufällig gleichzeitig mit ihr vor dem Theater aufgetaucht. Beppe und ich würden behaupten, wir hätten nur Kohlen ausliefern wollen, als unser Karren auf dem Eis umgekippt sei.
    Tatsächlich wurden wir alle drei verhaftet, und nur Lilia konnte entkommen.
    Massimo, Beppe und ich wurden sofort in die Geheimdienstzentrale in der Via Bolognese 67 gebracht, die damals »Villa Triste« genannt wurde.
    Noch in derselben Nacht wurden wir getrennt verhört. Ich sah Beppe und Massimo erst am nächsten Morgen wieder, als ich aus der Zelle geholt wurde. Ich sah, dass sie schwer geschlagen worden waren, aber beide gaben mir zu verstehen, dass sie bei ihrer Geschichte geblieben seien. Am nächsten Tag wurden wir erneut verhört. Danach steckte man uns zusammen in eine Zelle. Am nächsten Tag erklärte man uns, dass wir nicht hingerichtet, sondern in ein Arbeitslager geschickt würden. Wir schlossen daraus, dass man uns geglaubt hatte.
    Zu diesem Zeitpunkt konnte ich nichts sehen, weil man mich während des Verhörs mit grellen Lampen geblendet und ins Gesicht geschlagen hatte.
    Am folgenden Abend wurden wir nach Einbruch der Dunkelheit aus der Villa Triste weggebracht und in einen Lastwagen gesteckt. Wir vermuteten, dass man uns zum Bahnhof fahren würde. Ein Wachmann saß hinten bei uns im Wagen, ein zweiter vorn beim Fahrer. Wir waren vielleicht zwanzig Minuten gefahren, als der Lastwagen plötzlich beschleunigte, dann ins Schleudern kam und gegen eine Mauer prallte.
    In diesem Augenblick half Beppe, obwohl er nach den Schlägen des Vorabends schwer verletzt war, mir zu entkommen. Der Fahrer war ohnmächtig, der Wachmann, der vorn saß, verletzt. Beppe öffnete die Heckklappe und half mir von der Ladefläche. Normalerweise hätten wir uns aufgeteilt und wären in verschiedene Richtungen geflohen. Aber ich konnte nichts sehen. Obwohl er damit sein eigenes Leben aufs Spiel setzte, begleitete mich Beppe die Straße entlang und in einen Park, wo wir uns mehrere Stunden lang versteckten. Im Lauf der Nacht brachte Beppe mich dann durch die Stadt in ein sicheres Haus. Ohne ihn hätte ich damals nicht überlebt.
    Dieser Vorfall lässt sich durch die Unterlagen aus der Villa Triste belegen sowie durch einen Artikel, der später in der Patria , der Florentiner Untergrundzeitung der CLN, erschien.
    Ich bezeuge hiermit, dass es sich bei dem Mann, den ich damals nur als Mitglied meiner GAP-Einheit und als Beppe kannte, tatsächlich um Signor Roberto Roblino handelt und dass er mir heute unter diesem Namen bekannt ist.
    Pallioti setzte die Brille ab. Eine Weile starrte er ins Leere. Ihm war,

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