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Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Titel: Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas J. Schulte
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wohin sie führen“, schlug Jupp vor.
    „Sack und Asche“, dröhnte Heinrich, „Jupp, mein Junge, der Einfall könnte von mir sein . Aber denkt daran, bis heute ist es keinem in der Stadt gelungen, auch nur den ersten Mörder zu fassen.“
    „Weil es keiner ernsthaft versucht hat“, unterbrach ich ihn. „Denn alle außer uns dreien und natürlich noch Johanna sind doch fest davon überzeugt, den Mörder zu kennen. Gregor Kreuzer wartet auf seinen Henker, was soll man da noch untersuchen?“
    Plötzlich fiel mir ein, was ich Jupp die ganze Zeit über hatte fragen wollen: „Jupp, warst du im Gasthof ‚Zum Hirsch‘, um zu fragen, ob jemandem etwas aufgefallen ist?“
    „Natürlich war ich dort. Doch weder die Schankknechte noch Johannes Bischof konnten sich erinnern“, antwortete Jupp.
    Ich sah Heinrichs fragendes Gesicht. „Der Mörder muss irgendwann an jenem Abend Gregors Dolch genommen haben, und er wusste von dem Streit der beiden, ergo war er Gast im Hirsch, möglicherweise hat er dort sogar geschlafen.“
    „Natürlich, so kann es gewesen sein“, stimmte Heinrich mir zu, „aber dann müssen wir uns die Gästeliste anschauen.“
    „Gästeliste?“, fragte ich. Neben mir hörte ich ein Aufstöhnen. Jupp schlug sich mit der Hand gegen die Stirn: „Oh, ich Hornochse, die hatte ich ganz vergessen.“
    „Nicht weiter schlimm, dann schauen wir sie uns eben morgen früh an“, schlug ich vo r.
    „So einfach ist das nicht, dafür musst du zur Abtei am See“, erklärte mir Heinrich. „Den Benediktinern am Laacher See gehört der Gasthof ‚Zum Hirsch‘. Am Ende eines jeden Monats schickt Johannes Bischof als Pächter die Abrechnungen und die Gästeliste den Mönchen zur Kenntnisnahme. Kurz, die Septemberliste ist vor ein, zwei Tagen bestimmt mit einem Boten zum Kloster geschickt worden.“
    „Dann werde ich eben morgen früh zum Laacher See wandern“, entschied ich. „Aber was machen wir mit dem toten Bur gunder?“
    „Wir behalten ihn erst einmal hier. Mal sehen, wie schnell sie ihn vermissen werden.“ Heinrich fand offenbar Gefallen an unserem Plan
    „Natürlich werden die ihn vermissen, da wird die Hölle los sein“, prophezeite Jupp. „Ich werde meine Stadtknechte und den jungen Gobel als erstes aufsuchen und sie zum Stillschweigen verdonnern. So lange keiner von denen redet, haben wir etwas Zeit gewonnen.“
    „Was glaubst du, wie viel Zeit haben wir?“, fragte ich Jupp.
    „Wenn wir es klug anstellen, vielleicht einen Tag.“ Jupp klang nicht sehr überzeugt. Hatten wir wirklich einen ganzen Tag, bevor in der Stadt die Hölle losbrechen würde? Wir waren dabei, den Mord an einem Vertreter Karls des Kühnen zu vertuschen. Ein toter Ratsherr hatte schon für Aufregung gesorgt. Ein verschwundener Burgunder und eine aufgebrachte Delegation des Herzogs würden die Stadt in Angst und Schrecken versetzen.

23
    Am nächsten Morgen stand ich früh auf, wusch mich und packte Brot und Wurst in meinen Leinenbeutel. Viel hatte ich nicht geschlafen. Als wir uns von Heinrich verabschiedet hatten, war es schon weit nach Mitternacht gewesen. Beim Abschied hatte mir Heinrich noch einen seiner Eichenknüppel in die Hand gedrückt: „Hier nimm, so einen Stock kann man immer gebrauchen, wenn man unterwegs ist.“ Er sollte Recht behalten.
    Jupp hatte mir den Weg zum Laacher See genau beschrieben. Ich schätzte, ich würde spätestens zur Mittagszeit dort eintreffen. Ich ging durch die Kirchpforte, die gerade erst geöffnet worden war, und wenig später die Mayener Hohl hinauf. Der Weg zum Laacher See wurde von den Fuhrwerken aus Mayen und Mendig genutzt, um Basaltblöcke, T uff und fertige Mahlsteine zum Hafen zu bringen.
    Die erste n Wagen kamen mir kurze Zeit später schon entgegen. Die Fuhrleute waren noch früher als ich aufgestanden. Einer der Fuhrknechte schimpfte laut mi t seinem Lehrjungen, weil der die Zugpferde nicht ordentlich führte. Der Weg den Kirchberg herunter wa r zu steil und gefährlich, wenn man schwere Basaltblöcke auf seinem Wagen hatte. Die Mayener Hohl dagegen führte nicht ganz so stei l bergab. Zum ersten Mal seit lange m kam ich nicht außer Atem.
    Auf halber Höhe drehte ich mich um und genoss die Aussicht. Die spitzen, schiefergedeckten Hauben der Türme in der Stadtmauer glänzten feucht in der Morgensonne. Aus vielen Schornsteinen stieg der Rauch kerzengerade empor . Der Runde Turm, der Dom, die St. Nikolaus Kirche und die Burg überragten alle übrigen Häuser bei

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