Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
arbeitet. Wenn wir mehr erfahren wollen, müssen wir den offiziellen Weg gehen. Eine formale Anfrage von einer Behörde an die andere.»
Er sah Torkel an, der nickte. Er verstand. Der offizielle Weg, das war leider gleichbedeutend mit dem bürokratischen und langsamen Weg. Billy klickte auf seinem Laptop zum nächsten Bild und gab das Wort an Jennifer weiter.
«2003 war der Chef des Abschirmdienstes Alexander Söderling, Generalmajor», fuhr Jennifer fort. «Er gab seinen Posten im Jahr 2008 auf und ging in die freie Wirtschaft. Jetzt ist er Geschäftsführer von Nuntius, einem PR-Büro in der Drottninggatan. Bisher haben wir ihn noch nicht kontaktiert.»
«Das hat keinen Zweck», seufzte Torkel. «Wenn der Abschirmdienst nicht einmal zugibt, dass Charles dort arbeitet, wird der ehemalige Chef auch nichts sagen.»
Sebastians Handy klingelte. Er griff danach, in der Hoffnung, dass es Vanja wäre. Doch sie war es nicht. Eine Nummer, die er nicht kannte. Er ignorierte die irritierten Blicke der anderen, als er aufstand und sich meldete. Zehn Sekunden später hatte er den Raum verlassen.
«Ich habe mit Nachgeforscht gesprochen», fuhr Jennifer nach der Unterbrechung fort. «Lennarts Chef …» Sie warf einen schnellen Blick auf ihre Notizen. «… Sture Liljedahl, sagte, soweit er wisse, habe Lennart die Shibeka-Geschichte schon zu den Akten gelegt. Er hatte keine Ahnung, was Lennart am Bråviken zu tun gehabt hatte, aber wollte in seinem Computer nachsehen, ob er dort Hinweise findet.»
Weiter kam sie nicht, denn im nächsten Moment riss Sebastian die Tür auf.
«Das war Shibeka. Ihr Sohn ist unterwegs zu einem Treffen mit diesem Joseph.»
«Wer ist Joseph?», fragte Ursula zu Recht.
«Shibeka wusste es nicht genau, aber er kannte Hamid und Said. Shibeka glaubt, dass er etwas mit ihrem Verschwinden zu tun hat. Ihr Sohn ist jedenfalls vollkommen davon überzeugt.»
«Wo wollen sie sich treffen?», fragte Torkel, der sofort in Alarmbereitschaft war, bereit, auf der Stelle loszuspurten.
«Das hat er ihr nicht gesagt.»
«Könnte es Charles sein?», fragte Jennifer. Torkel nickte. Möglich, ja, sogar wahrscheinlich.
«In dem Fall müssen wir ihn schnell finden. Billy?»
Billy saß bereits an seinem Laptop. «Er hat sicher ein Handy dabei, ich kann versuchen, es zu orten.» Er sah zu Sebastian hinüber. «Wie lautet seine Nummer?»
«Woher zum Teufel soll ich das wissen?»
«Glaubst du, du könntest es herausfinden?»
Sebastian rief Shibeka an. Erklärte ihr die Situation und reichte den Hörer an Billy weiter.
«Hallo, ich heiße Billy, ich bräuchte …»
Er sah Sebastian fragend an.
«Mehran», sagte der.
«… Mehrans Telefonnummer, damit wir versuchen können, ihn zu orten.»
Er bekam die Nummer, zog sich einen Notizblock heran und schrieb sie auf. Bald wusste er auch die Telefongesellschaft – 3 –, um was für ein Telefon es sich handelte – so eines, das man mit einem Finger bediente – und auf welchen Namen der Vertrag lief – Shibeka, die glaubte, dass sie irgendwo auch noch eine Quittung davon habe. Billy dankte für die Hilfe, gab Sebastian sein Handy zurück und holte sein eigenes hervor. Er rief beim Anbieter 3 an und nannte eine dreistellige Ziffer sowie ein Kennwort, um sich als Polizist auszuweisen. Nach einer halben Minute hatte er eine IMEI-Nummer. Im selben Moment rief Shibeka auf Sebastians Handy an, weil sie die Quittung gefunden hatte. Sicherheitshalber prüfte Billy nach, ob die Nummern übereinstimmten, bedankte sich und gab die fünfzehn Ziffern am Computer ein.
«Was sind das für Zahlen?», fragte Jennifer, die um den Tisch herumgegangen war und sich hinter ihn stellte.
«Die IMEI-Nummer. Damit kann man jedes Handy eindeutig identifizieren. Wenn er es nur eingeschaltet hat …»
Er vollendete den Satz nicht, sondern setzte konzentriert seine Arbeit fort.
«Ich hole schon mal das Auto», sagte Torkel und verließ den Raum.
«Bingo!», rief Billy und lehnte sich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen in seinem Stuhl zurück, allem Anschein nach mit seinem Einsatz zufrieden.
Sebastian beugte sich zum Bildschirm vor und sah einen blauen Punkt, der sich auf einem grauen Hintergrund bewegte. «Wo ist er?», fragte er ungeduldig.
«Warte», sagte Billy und hielt die Hand hoch. Jetzt baute sich rund um den blauen Punkt Stück für Stück eine Karte auf. Zuletzt tauchten der Name und weitere Referenzpunkte auf. Billy beugte sich wieder vor und studierte den Bildschirm.
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