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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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Stockholm im Einsatz gewesen waren. Intime Nächte in verschiedenen Hotelzimmern in ganz Schweden. Er wollte sie haben. Ihren Körper, doch nicht nur das. Er wollte mehr, aber in diesem Moment fand sie seine Sehnsucht nur lästig und anstrengend. Wahrscheinlich wäre es am einfachsten, heute Abend zu ihm zu gehen. In seinem Zimmer Sex zu haben. Im Morgengrauen in ihr eigenes Zimmer zurückzuschleichen. So zu tun, als wäre alles wie immer. Es würde ihr kein großes Opfer abverlangen.
    Aber sie konnte nicht.
    Wollte nicht.
    Torkel wusste zwar noch nicht, dass sie von ihrem Mann getrennt lebte. Aber ihr war schon die Vorstellung zu viel, dass ihr Leben dann womöglich noch komplizierter würde, durch einen Chef, der auch ihr Liebhaber war und auf eine gemeinsame Zukunft hoffte. Ursula wollte ihn kurzhalten. Genau wie diesen Besuch, dachte sie, als das GPS ihr sagte, dass sie ihr Ziel erreicht hatte, und sie durch das offene Blechtor auf den Schrottplatz fuhr.
    Ursula blieb vor einem grauen Bungalow stehen, dessen Schild auf dem Dach bestätigte, dass sie bei «Hammarén och Son Bil AB» gelandet war. Sie stellte den Motor ab und nahm die Mappe mit den Unterlagen, die Torkel ihr gegeben hatte, vom Vordersitz. Dann stieg sie aus und sah sich um.
    Ursula war noch nie auf einem Schrottplatz gewesen und wusste auch nicht genau, was sie zu sehen erwartet hatte. Sie hatte noch nie darüber nachgedacht, wie die ausgedienten Autos entsorgt wurden, aber wahrscheinlich hatte sie sich doch vorgestellt, dass sie auseinandergebaut und zu kleinen Quadraten zusammengepresst würden und alles, was sich noch verwenden ließ, zur Wiederverwertung kam.
    Dass sie zu meterhohen Türmen übereinandergestapelt wurden, hätte sie eher dem amerikanischen Kino zugeordnet. Aber genau so war es. Das riesige Grundstück, das von einem hohen Wellblechzaun mit Stacheldraht umgrenzt war, war mit Autos vollgepackt. Alle möglichen Farben und Modelle. Reihe um Reihe, jede davon zehn bis zwölf Meter hoch. Die Autos am unteren Ende der Stapel wurden von der Last der oberen zusammengepresst. Allein in der nächstgelegenen Reihe stapelten sich über hundert Autos, schätzte Ursula. Und es gab mehrere solcher Reihen. Tausende Autos hatten ihre letzte Ruhe bei Hammarén und Sohn gefunden.
    Das Geräusch einer Tür, die geöffnet und wieder geschlossen wurde, riss sie aus ihren Gedanken. Ursula wandte sich dem grauen Bungalow zu, von dem ein Mann auf sie zukam. Er war Mitte fünfzig und trug einen orangefarbenen Overall, der sich über einen imposanten Bierbauch spannte. Auf dem Kopf hatte er eine schmierige Kappe mit dem Firmennamen, unter der einige graue Haarsträhnen heraushingen. Sein Gesicht war rund, mit eng zusammenstehenden blauen Augen, einer breiten Nase und einem grau gesprenkelten Schnauzer über fülligen roten Lippen. Als er lächelte, konnte sie unter der Oberlippe ein Röllchen Snus erahnen.
    «Hallihallo, womit kann ich Ihnen behilflich sein?»
    Ursula stellte sich vor und zeigte ihm ihre Dienstmarke. Der Mann, der ihr seinen Namen noch nicht genannt hatte, warf nicht einmal einen Blick darauf.
    «Ursula, hieß so nicht eine Figur in der Kleinen Meerjungfrau ? Der böse Tintenfisch?»
    «Kann sein», antwortete Ursula erstaunt. Dies war eine Gesprächseröffnung, mit der sie nicht gerechnet hätte, und sie hatte keine Ahnung, wie irgendwelche Figuren in der Kleinen Meerjungfrau hießen.
    «Doch, so hieß sie», bestätigte der Mann mit einem Nicken. «Die Kinder waren genau im richtigen Alter, als der Film herauskam. Wir haben diese Kassette rauf- und runterlaufen lassen. Ja, damals gab es ja noch VHS.»
    Ursula überlegte, ob sie den Schrotthändler darauf hinweisen sollte, dass wohl die wenigsten Frauen – unabhängig davon, wie sie hießen – den Vergleich mit einem achtarmigen Weichtier zu schätzen wussten, oder ob sie gleich ihr Anliegen vorbringen sollte, als der Mann seinen Arbeitshandschuh auszog und ihr die Hand entgegenstreckte. Ursula schüttelte sie.
    «Arvid Hammarén ist mein Name. Womit kann ich dem langen Arm des Gesetzes denn dienen?», fragte er. Noch eine Erwiderung, die Ursula nicht erwartete hatte. Verwendete tatsächlich noch irgendjemand diese Bezeichnung für die Polizei? Ja, Hammarén, oder vielleicht Sohn, tat es offensichtlich, dachte Ursula, als sie in sein fragendes Gesicht blickte.
    «Wir ermitteln in einem Unfall, der im Herbst 2003 in Storlien passiert ist. Am 31. Oktober.»
    «Aha …»
    «Ein Auto ist

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