Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
ausgebrannt. Es gab ein Todesopfer.»
Ursula öffnete die Mappe und holte eines der Fotos heraus, das die Polizei am Fundort aufgenommen hatte. Sie hielt es Arvid unter die Nase.
«Jaja, darum haben wir uns gekümmert. Ein Mietwagen, wenn ich mich recht erinnere.»
«Genau.»
«Sie wollten ihn nicht zurückhaben», sagte Arvid und reichte Ursula das Foto wieder. «Als die Polizei fertig war, haben wir den Wagen hergebracht.»
Ursula ließ ihren Blick über die Reihen gestapelter Autos schweifen. Es gab vielleicht wirklich eine kleine Chance, dass der Unfallwagen noch existierte.
«Und der ist nicht zufällig noch da?», fragte sie.
«Doch, der müsste schon noch da sein», antwortete Arvid, nahm seine Mütze ab und kratzte sich am Kopf. «Die Frage ist nur, wo.»
«Könnten Sie das herausfinden?»
«Ja, das wird schon irgendwie möglich sein.»
Arvid setzte die Mütze wieder auf, drehte sich um und ging auf das graue Büro zu. Ursula wartete draußen auf dem Hof und versuchte, sich nicht auszumalen, wie verseucht der Boden um sie herum war. All diese Autos, der Regen und der Schnee, die darauf fielen und Blei, Quecksilber, Freon und Öle in den Grund spülten. Wenn Hammarén und Sohn irgendwann einmal beschlossen, ihre Sachen zu packen und den Laden dichtzumachen, wäre dies das reinste Tschernobyl. Wieder lenkte die Tür sie von ihren Gedanken ab.
«Gefunden!», rief Arvid Hammarén und wirkte so glücklich darüber, dass auch Ursula sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte.
Fünf Minuten später standen sie vor dem Wrack des grauen Toyotas. Er war das zweite Auto von unten in einem Stapel von insgesamt sechsen und ruhte auf den kläglichen Überresten eines hellblauen Volvo 242. Ursula ging näher heran und nahm das ausgebrannte und inzwischen ziemlich zusammengepresste und rostige Wrack in Augenschein.
«Eine Zeitlang haben wir Ersatzteile ausgebaut», erläuterte Arvid hinter ihr. «Aber seither steht es einfach da.»
«Gab es denn etwas, was Sie daraus verwenden konnten?», fragte Ursula verblüfft.
«Ja, der Motor war erstaunlich unversehrt. Es schien so, als hätte vor allem der Innenraum des Wagens gebrannt.»
Ursula warf einen Blick durch das zersplitterte Seitenfenster und sah, dass Arvid recht hatte. Obwohl der PKW vor Wind und Wetter ungeschützt im Freien gestanden hatte, war immer noch deutlich zu erkennen, dass das Wageninnere komplett ausgebrannt war. Ursula ging einmal ringsherum, sah sich das Auto so genau an, wie es seine Lage zuließ, und zog die Bilder in der Mappe zu Rate. Als Torkel sie ihr gegeben hatte, hatte sie nur einen flüchtigen Blick darauf geworfen, aber jetzt, bei genauerer Betrachtung, war es ganz eindeutig. Das Feuer war im Innenraum ausgebrochen und hatte sich rasch ausgebreitet, jedoch in begrenztem Umfang. Vor der Windschutzscheibe war der Lack auf der Motorhaube nur etwa einen Meter weit weggebrannt, an der Schnauze aber intakt geblieben. Der Kofferraum war im Prinzip unbeschädigt. Das wäre nicht der Fall gewesen, wenn der Benzintank explodiert wäre oder geleckt hätte.
Ursula ging zum hinteren Teil des Autos und kniete sich hin. Arvid beobachtete sie interessiert. Anschließend stützte sie sich auf den Kofferraumdeckel des blauen Volvos, um den Unterboden des Toyotas zu untersuchen, so gut es ging. Natürlich sah sie nicht alles, aber was sie sah, genügte. Sie kroch wieder unter dem Auto hervor und richtete sich auf.
«Der Tank ist zerstört», sagte sie, mehr zu sich selbst, und ging dorthin, wo sie die Mappe mit den Bildern abgelegt hatte.
«Was bedeutet das?», fragte Arvid neugierig und folgte ihr.
Ursula antwortete nicht sofort. Sie blätterte erneut die Bilder vom Fundort durch. So, wie das Auto auf den Fotos stand, wäre das Benzin schon während der Fahrt ausgelaufen, wenn der Tank unterwegs etwa durch einen Stein auf der Straße aufgerissen worden wäre. Das war ihr umgehend klar. Es war undenkbar, dass das Feuer in Folge des Unfalls ausgebrochen war. Vielmehr hatte jemand dafür sorgen wollen, dass man die Frau in dem Auto nicht identifizieren konnte.
Hastig ging sie die Bilder noch einmal durch. Jetzt war sie doch ganz froh darüber, dass Torkel sie und nicht Vanja auf den Schrottplatz geschickt hatte. Da das Auto noch hier war, handelte es sich genau genommen sogar um eine nachträgliche Tatortanalyse. Sie sah sich die Fotos erneut genauer an. Auf allen Bildern war der Kofferraum geöffnet. Natürlich konnte er sich durch die Wucht des
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