Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
Aufpralls geöffnet haben. Weil Ursula sich jedoch ziemlich sicher war, dass jemand am Auto gewesen war, als es bereits im Graben gelegen hatte, konnte sie es genauso gut gleich untersuchen, jetzt, wo sie schon einmal hier war.
Sie ging nochmals zur Rückseite des Toyotas. Arvid tappte interessiert hinterher.
«Finden Sie etwas?», fragte er vorsichtig.
«Ja», antwortete Ursula, während sie die Kofferraumklappe untersuchte, die noch immer so weit offen stand, wie das darüberliegende Auto es zuließ. Da die Autos so lange im Freien gestanden hatten, ließ sich nicht jedes Detail mit Sicherheit feststellen, aber Ursula glaubte, um das Schloss herum feine Kratzer zu erkennen, die nicht vom Unfall stammen konnten. Vermutlich hatte jemand den Kofferraum aufgebrochen. Ursula rief sich den mündlichen Bericht in Erinnerung, den Torkel ihr gegeben hatte, und wandte sich Arvid zu.
«Kennen Sie einen Harald Olofsson?»
«Der Rabe. Ja.»
Ursula konnte sich denken, dass er sich seinen Spitznamen nicht durch sein Engagement beim Schutz bedrohter Vogelarten verdient hatte, aber sie fragte dennoch nach.
«Warum wird er denn so genannt?»
Sie sah, dass ihre Frage Arvid ein wenig unangenehm war. Als hätte er schon zu viel gesagt.
«Ich möchte nicht schlecht über jemanden reden …»
«Doch, bitte tun Sie es!»
«Er wurde nie wegen irgendetwas verurteilt», sagte Arvid beinahe entschuldigend. «Ich will ihm also nichts vorwerfen, aber es heißt, er könne seine langen Finger nicht ganz bei sich lassen.»
«Er klaut», fasste Ursula zusammen.
«Er …» Arvid schien nach einer harmloseren Beschreibung zu suchen, fand aber offenbar keine. Also zuckte er mit den Schultern und nickte. «Ja, er klaut. Und verkauft Diebesgut weiter.»
Plötzlich spürte Ursula jenes Kribbeln im Bauch, das sich immer dann einstellte, wenn sie etwas entdeckte, das den Fall voranbringen konnte. Nun musste sie nur noch herausfinden, was Harald Olofsson aus dem Kofferraum gestohlen hatte.
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I ch mache eine Pause.»
Jennifer schaute hinter ihrem Bildschirm auf. Ihr gegenüber schob Billy gerade den Stuhl zurück an den Tisch und klappte seinen Laptop zusammen.
«Okay», sagte sie und beobachtete, wie er mit schnellen Schritten das Restaurant verließ. Eigentlich hätte sie auch nichts dagegen gehabt, die Arbeit für eine Weile zu unterbrechen. Sie wusste nicht, was langweiliger war: sich zu der zuständigen Person bei der Fluggesellschaft durchzufragen und sie davon zu überzeugen, die Passagierlisten herauszugeben, oder die monotone Arbeit, diese Listen anschließend durchzugehen. Ehe Torkel sie gebeten hatte, mit nach Jämtland zu kommen, ehe sie ein Teil der Reichsmordkommission geworden war, hatte Jennifer gedacht, dass sie andere Mitarbeiter hätten, die diese Aufgaben für sie erledigten. Aber es gab keine anderen. Nur sie und Billy. Und jetzt offensichtlich nur noch sie.
Jennifer warf einen Blick auf die Uhr. Knapp zwei Stunden bis zum Abendessen. Eine kleine Pause wäre zwar schön, aber dann würde momentan keiner recherchieren, wie Patricia Wellton ins Land gelangt war, wenn Torkel zufällig vorbeikäme.
Billy ging in sein Zimmer und stellte den Laptop auf den Tisch vor dem Fenster. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er Jennifer so oft allein gelassen hatte. Erst hatte er Vanja und Sebastian nach Östersund gefahren, und jetzt ging er schon wieder weg. Aber er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Seine Gedanken wanderten die ganze Zeit zu dem zurück, was passiert war.
Vanja hatte beschlossen, aus der Ermittlung auszusteigen.
Irgendetwas war mit ihrer Familie los.
Billy ging davon aus, dass es sehr ernst war, denn sonst hätte sie ihre Arbeit nie abgebrochen, um nach Hause zu fahren. Sie wollte nicht sagen, worum es ging, und das konnte er in gewisser Weise verstehen. Was auch immer es war, sie wollte sich bestimmt erst selbst einen Eindruck von der Lage verschaffen, so viel wie möglich herausfinden und es ein wenig verarbeiten, ehe sie entschied, wie viel sie ihren Kollegen erzählte. Ja, das konnte er durchaus verstehen.
Was ihn misstrauisch machte, war vor allem Sebastians Verhalten. Kaum wollte Vanja abreisen, entschied er Hals über Kopf, einfach mitzukommen.
Warum?
Torkel fand das anscheinend überhaupt nicht merkwürdig, Sebastian konnte an diesem Punkt der Ermittlungen eben nicht viel zu dem Fall beitragen. Das stimmte natürlich auch. Aber warum war Sebastian dann nicht früher
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