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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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auch einmal versuchen», sagte Lennart und versuchte, den familiären Ton beizubehalten.
    Aber Anitha kam gleich auf den Punkt: «Was hast du denn nun so verdammt Wichtiges?»
    «Ein Asylverfahren, das der Geheimhaltung unterliegt. Zwei verschwundene Afghanen. Niemand weiß, wo sie sind, und allen scheint es egal zu sein.»
    «Dem Nachrichtendienst doch offensichtlich nicht.»
    Lennart sah sie verblüfft an. Dieser Gedanke war ihm zwar auch schon gekommen, aber es gab ja noch andere Instanzen, die eine Akte geheim stempeln konnten.
    «Warum glaubst du, dass es die Säpo ist?»
    «Wer sollte es sonst sein? Wenn das Afghanen waren, dann waren sie wahrscheinlich Muslime. Du weißt doch, dass die Säpo hinzugezogen wird, wenn es ernst ist. Wenn die innere Sicherheit bedroht ist und so weiter.»
    «Du brauchst mir nicht zu erklären, wofür der Nachrichtendienst zuständig ist», erwiderte Lennart lachend.
    «Nein, aber du brauchst mich, oder?», fuhr Anitha ihn plötzlich schneidend an. «Dann musst du gefälligst auch zuhören, was ich dir sage. Oder sind wir etwa schon fertig?»
    Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, um ihre Macht zu demonstrieren.
    Liebe Güte, was war sie kompliziert.
    «Natürlich höre ich dir zu», erwiderte Lennart. «Bitte verzeih», setzte er hinzu, für den Fall, dass sein entschuldigender Tonfall nicht deutlich genug gewesen war.
    Anitha beugte sich wieder vor. Es schien, als hätte sie sich ein wenig beruhigt, aber Lennart wusste, dass sie jeden Moment wieder explodieren konnte.
    «Hast du denn etwas Konkreteres?», fragte sie ein wenig sanfter.
    Lennart nickte und reichte ihr eine A4-Seite, auf der alles zusammengefasst war, was er wusste. Sie nahm sie entgegen und überflog den kurzen Text. Lennart sah unterdessen zu dem Mann im Polohemd hinüber.
    Nummer siebenundvierzig.
    Vier-sieben.
    Nummer sechsunddreißig.
    Drei-sechs.
    «Hast du gewonnen?», scherzte Anitha, während sie das Blatt vor sich auf den Tisch legte.
    «Das hängt ganz von dir ab», witzelte er zurück.
    Doch sie lachte nicht.
    «Ich weiß nicht. Ich finde das etwas dünn. Eigentlich haben wir doch schon genug Migranten, oder? Mich stört es jedenfalls nicht, wenn der eine oder andere von ihnen verschwindet.»
    Sie gab Lennart das Blatt zurück und wandte den Blick ab.
    Nummer siebzehn.
    Eins-sieben.
    «Natürlich ist es merkwürdig, dass so ein Fall der Geheimhaltung unterliegt. Finde ich auch», sagte sie schließlich, nachdem sie eine Weile geschwiegen hatte. «Aber nicht merkwürdig genug.»
    «Was meinst du damit?»
    «Nicht merkwürdig genug, als dass es mich kümmern müsste.»
    «Kann ich dein Interesse auf andere Weise wecken?», fragte Lennart, spürte jedoch, wie seine Hoffnung im selben Moment schrumpfte und erstarb.
    «Ich glaube nicht. Du weißt doch, wie es ist. Ich habe das Risiko, aber wenn ich auf etwas stoße, erntest du die Lorbeeren.»
    Lennart seufzte. Das lief überhaupt nicht gut.
    Nummer zweiundfünfzig.
    Fünf-zwei.
    Eine Frau mit grauer Dauerwelle und blauer Bluse rief zwei Sitzreihen von ihnen entfernt «Bingo!».
    «Wir zahlen unsere Informanten nicht besonders gut, das weiß ich ja auch», erklärte Lennart in einem letzten Versuch. «Aber vielleicht kann ich dir mit irgendetwas anderem dienen?»
    «Das glaube ich wirklich nicht.»
    Jetzt lächelte sie ihn das erste Mal an. Er wusste genau, warum. Sie genoss ihre Macht. Für sie gab es nichts Schöneres als das Gefühl, wenn andere von ihr abhängig waren.
    «Du hast mich nicht einmal auf einen Kaffee eingeladen. Du musst ein wenig an deinem Überzeugungstalent arbeiten, Herr Nachgeforscht.»
    Anitha nahm ihre Tasche und stand auf. «Vielleicht hast du beim Bingo ja mehr Glück.»

    Gereizt ging Lennart zur U-Bahn-Station Fridhemsplan. Ohne Anitha war er gezwungen, den offiziellen Weg zu gehen. Nachbohren, drohen, auf das Recht der Öffentlichkeit auf Information pochen. Aber leider würde er damit auch kundtun, dass er Interesse an dem Fall hatte. Das war nicht gut. Wenn etwas an Hamids und Saids Verschwinden verdächtig war, würde sich die Nachricht, dass jemand recherchierte, bei der Polizei intern verbreiten, und die Beteiligten wären gewarnt. Hätten Zeit, um Gegenmaßnahmen zu entwickeln. Lennart hatte die leidvolle Erfahrung gemacht, dass es immer besser war, erst dann Druck auszuüben, wenn man konkrete Beweise vorlegen konnte, um den ausweichenden Antworten etwas entgegenzusetzen. Fakten, die sich weder leugnen noch ignorieren

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