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Die toten Mädchen von Villette

Die toten Mädchen von Villette

Titel: Die toten Mädchen von Villette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Hedström
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ihre glatte Stirn in indignierten Falten zusammenzog.
    – Und dann? sagte Annick.
    – Ja, ich habe gefragt, ob sie sicher war, daß von Anfang an eine Flasche drin war, sie war vielleicht verschwunden, bevor der Korb ins Zimmer kam, aber sie hat gesagt, der Gast hätte sie im Korb gesehen, als er eincheckte. Aber später wäre sie weg gewesen. Da habe ich gesagt, wenn es so ist, daß ich verdächtigt werde, dann müßten sie es wohl bei der Polizei anzeigen, ich könnte mich schon verteidigen. Darum habe ich gedacht, Sie sind deswegen gekommen, aber das war ja nicht so?
    Annick schüttelte nachdenklich den Kopf. Ein Korridor mit einer Flasche Champagner in jedem Zimmer, was für ein Glücksfall für den Mörder, wenn er seinen Mord improvisieren wollte. Sie spürte, daß die Sache heiß wurde, daß sie dem Mann, den sie suchten, näher kamen.
    – Aus welchem Zimmer war der Champagner verschwunden? fragte sie.
    – Zimmer 204, sagte Marie-Lou Nawezi, eines der Zimmer, in denen wir vorhin waren. Das war der mit dem italienischen Akzent, der die Hemden gebügelt haben wollte, der wohnte hier.
    Annick schaute auf ihre Liste. Ja, da hatte sie den Namendes Journalisten, der in Zimmer 204 gewohnt hatte. Sein Name war Francesco Marinelli.

    Julie strich mit den Fingerspitzen über die schwarzviolette Schale der Auberginen und wählte drei aus, die die Markthändlerin flink in eine Plastiktüte steckte.
    – Vielleicht noch etwas, Mademoiselle, lockte sie, während sie die Ecken der Tüte zusammendrehte, ich habe heute ganz phantastische Himbeeren, oder vielleicht ein Kilo Herzkirschen? Ich mache Ihnen einen guten Preis, wenn Sie Himbeeren und Herzkirschen nehmen.
    Julie schüttelte den Kopf. Sie wollte so schnell wie möglich vom Markt weg, weg von den gehässigen Blicken, die ihr und Jean-Pierre folgten. Der Cousin lehnte schräg hinter ihr an einem der Eisenpfeiler, die das Dach des Busbahnhofs an der Rückseite des Bahnhofs trugen. Sie spürte seine Gegenwart, als hätte sie Augen im Nacken, spürte die gespannte Wachsamkeit, die von ihm ausging, trotz seiner angestrengt nonchalanten Attitüde mit Zigarette im Mundwinkel und den Händen in den Hosentaschen.
    Julie hatte der Markt hinter dem Bahnhof immer gefallen, ein billigerer und turbulenterer Handelsplatz als die Markthalle am Quai des Marchands. Hier konnte man das meiste finden, von Kalbsbries und Niere bis zu billigen Kinderschuhen und Spielsachen. Als Julie klein gewesen war, hatte ihre Großmutter einen Marktstand gehabt, wo sie buntbemalte Gipsmadonnen und andere religiöse Schmuckgegenstände verkaufte, während sie gleichzeitig diskret die Zukunft der Leute aus den Tarotkarten voraussagte. Das war keine Tätigkeit, die sie zur Schau stellte, aber jeder, der interessiert war, wußte davon. Mehrere Male nahm Marie Wastia an den Markttagen die Tarotkarten,eingehüllt in ein purpurfarbenes Samttuch, und ließ sich zusammen mit einem Kunden, meistens einer nervösen jungen Frau, die Rat in Liebesdingen suchte, in einer Ecke im Café auf der anderen Straßenseite nieder. Dann mußte Julie die verbeulte Geldkassette hüten, und das gab ihr ein Gefühl von Erwachsenheit und Wichtigkeit.
    Aber heute empfand sie den wohlbekannten Marktplatz als Feindesland. Schon auf dem Parkplatz hatte sie verstohlene Blicke und flüsternde Gespräche bemerkt, als sie und Jean-Pierre auf dem Weg zum Markt den glühendheißen Aspalt überquerten, und es war nur noch schlimmer geworden. Julie bezahlte schnell die Gemüsehändlerin, schob die Tüten mit Auberginen, Tomaten und Paprika in ein Einkaufsnetz und ging eilig zu ihrem Cousin.
    – Komm, sagte sie, wir fahren jetzt raus zum Hof, damit ich mit dem Essen anfangen kann.
    Bernard und Marie Wastia würden am Abend nach Hause kommen, und Julie hatte versprochen, Essen zu machen.
    Jean-Pierre drückte die Zigarette am Absatz aus.
    – Zuerst will ich noch irgendwo ein Bier trinken, sagte er, ich habe einen verdammten Durst.
    Er sah Julie herausfordernd an.
    – Du kannst dir ein Bier aus dem Kühlschrank nehmen, wenn wir zu Hause sind, sagte sie, ich will hier weg.
    Er runzelte die Augenbrauen.
    – Du bist so ängstlich, Julie, sagte er, warum soll ich herumschleichen und mich verstecken, als ob ich was falsch gemacht hätte? Dann können wir ja genausogut Willkommensschilder für solche wie diesen Freak Lenoir und seine Kumpels raushängen.
    Raymond Lenoir war der junge Mann, der wegen Einbruch und Sachbeschädigung bei Bruno

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