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Die toten Mädchen von Villette

Die toten Mädchen von Villette

Titel: Die toten Mädchen von Villette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Hedström
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beantworten, sagte Louise Bouvin.
    Marie-Lou Nawezi sah Annick abwartend an.
    – Ist irgend etwas verschwunden? sagte sie mißtrauisch. Hier ist jedenfalls keiner, der stiehlt.
    – Nein, nein, sagte Annick abwehrend, keiner vom Hotelpersonal wird wegen etwas verdächtigt, was uns interessiert, sind die Gäste. Vielen Dank, Madame Bouvin, dann muß ich Sie nicht länger aufhalten.
    Sie hatte gesehen, wie die junge Putzfrau zur Hausmutter schielte, und dachte, daß sie freier sprechen würde, wenn sie unter vier Augen waren.
    – Jetzt habe ich bald Pause, seufzte Marie-Lou Nawezi, muß ich die jetzt damit verplempern, daß ich mit der Polente rede. Fangen Sie an, daß wir das geklärt kriegen.
    – Ich interessiere mich für letzten Freitag und Samstag, sagte Annick und zog ihre Liste aus der Tasche, und vor allem für die Zimmer Nummer 204, 206 und 212. Zunächst möchte ich wissen, ob Ihnen bei einem dieser Zimmer etwas Besonderes aufgefallen ist? Das kann alles mögliche sein?
    Marie-Lou Nawezi begegnete mit pfiffigen dunklen Augen nachdenklich Annicks Blick.
    – Sie meinen die Schlinge, die schwarzen Handschuhe und das blutige Messer, die ich im Papierkorb gefunden habe, sagte sie und brach in Gelächter aus, als sie Annicks Miene sah. Ich bin doch nicht dumm, es gibt nur eines, was Freitag in Villette passiert ist, was die Polizei interessiert. Ja, wollen wir in die Zimmer gehen und gucken, die sind jetzt alle leer, dann ist es leichter, sich zu erinnern.
    Sie ging vor Annick nach rechts in den Korridor. Der Teppich auf dem Boden war dick und neu und dämpfte effektiv alle Schrittgeräusche.
    – Hier, sagte Marie-Lou Nawezi und zog eine Plastikkarte aus der Tasche, hier haben wir also das spannende Zimmer Nummer 204.
    Sie öffnete mit der Plastikkarte die Tür und trat in das Zimmer. Es hatte gelbe Wände, eine Reproduktion eines Gustav-Klimt-Gemäldes über dem Bett, Wandleuchter im Jugendstil und Aussicht über den kleinen, aber schönen Innenhof des Hotels.
    – Erinnern Sie sich, wer hier gewohnt hat? fragte Annick.
    – Es waren alles alte Männer, nur eine Frau, sagteMarie-Lou Nawezi, und Sie wissen, wie das ist, alle weißen Männer in dem Alter sehen gleich aus. Doch, warten Sie, ich war am Freitag gegen eins, als sie gerade eingecheckt hatten, mit sauberen Handtüchern hier, und der, der hier gewohnt hat, hat gefragt, ob ich ihm helfen könnte, zwei Hemden bügeln zu lassen. Es war ein magerer Typ mit weißen Haaren, und er hat mit einer Art Akzent geredet, Italienisch vielleicht.
    – Und haben Sie während des Abends etwas von ihm gesehen? fragte Annick.
    Die Putzfrau schüttelte den Kopf.
    – Nein, ich war gegen halb zehn hier drin, um das Bettzeug zurückzuschlagen, begreifen Sie übrigens, wozu das gut sein soll, das können die doch selber machen, aber da war das Zimmer leer. Die waren da wohl aus, essen. Nehmen wir das nächste Zimmer?
    Zimmer 206 hatte grüne Wände, und die Reproduktion über dem Bett war ein Gemälde von Alphonse Mucha. Im übrigen war es identisch mit dem Nebenzimmer, aber spiegelverkehrt.
    – Und was hatten wir hier, sagte Marie-Lou Nawezi nachdenklich, ein anderer weißer alter Mann war es jedenfalls, aber ich erinnere mich an nichts Besonderes Doch, stimmt, an eines erinnere ich mich. Als ich hier reinkam, um das Bettzeug zurückzuschlagen, das war natürlich auch gegen halb zehn, sah es aus, als würde der Gast im Zimmer arbeiten, aber er war nicht da. Ich hatte geklopft, bevor ich reinging, und keiner hatte geöffnet, aber als ich reinkam, brannten alle Lampen, und es stand ein aufgeklappter Computer auf dem Schreibtisch. So ein kleiner, wissen Sie, den man mitnehmen kann. Er war an, und auf dem Schreibtisch lagen eine Menge Zeitungen und Notizen. Aber es war keiner im Zimmer.
    – Er war vielleicht nur auf der Toilette, sagte Annick.
    Marie-Lou Nawezi sah sie nachsichtig an.
    – Nein, das war er nicht. Ich habe seinen Namen gesagt, »Monsieur Richards«, habe ich gesagt, »ich bin gekommen, um das Bettzeug zurückzuschlagen«, aber keiner hat geantwortet. Da habe ich ins Badezimmer geguckt, um zu schauen, ob saubere Handtücher da waren, und da war auch keiner.
    – Er hieß also Richards, sagte Annick, die schon wußte, daß Nigel Richards Zimmer 206 gehabt hatte.
    – Ja, sagte Marie-Lou Nawezi, kaum spricht man darüber, ist der Name sofort wieder da, das ist doch lustig?
    – Wie lange waren Sie im Zimmer? fragte Annick.
    – Ach, drei, vier Minuten nur, sagte

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