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Die toten Mädchen von Villette

Die toten Mädchen von Villette

Titel: Die toten Mädchen von Villette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Hedström
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Antwort kannte.
    – Ich weiß nicht, ob Sie wissen, daß Simone und Renée mich auf dem Dachboden in Janssens’ Haus versteckthielten, sagte David Mendel, doch, das tun Sie vermutlich, da Sie anrufen. Und an dem Tag, als Renée und Simone festgenommen wurden, kam Huguette, das Mädchen, das den Haushalt machte, auf den Dachboden und erzählte mir, was passiert war, und sie hatte einen Stapel Papiere bei sich, die sie auf Simones Wunsch verstecken sollte. Und darunter war das Notizbuch.
    – Und was haben Sie damit gemacht? fragte Philippe und hielt die Luft an.
    – Ich habe es natürlich versteckt, sagte David Mendel. Ich hatte da oben auf dem Boden ja Wochen verbracht und kannte jeden Winkel und jeden Gegenstand. Und da war ein Koffer mit Kleidern, Kleider, die Hélène Janssens bei ihrer Reise in die Schweiz nicht mitgenommen hatte. Er hatte eine Art doppelten Boden, den ich zufällig fand, eine listige Konstruktion mit einer Feder, sehr schwer zu entdecken. Er war wohl da, um Schmuck und Geld und ähnliches auf Reisen zu sichern. Und da hinein legte ich Simones Papiere.
    Philippe hatte hilflos gesehen, wie die Katastrophe näherkam. Es war das gleiche Gefühl wie damals, als er auf dem Weg nach Luxemburg war und im Rückspiegel sah, wie sich ein schwarzer Mercedes mit zweihundert Stundenkilometern näherte, während gleichzeitig die rechte Spur verstopft war. Damals war er davongekommen, er hatte sich im allerletzten Augenblick in eine Lücke hinter einem Lastwagen klemmen können und das schwarze Auto vorbeizischen sehen, unerbittlich wie der Tod. Aber diesmal war da keine rettende Lücke. Er wußte jetzt, was Eric Janssens’ Mörder so verzweifelt gesucht hatte. Er hatte Simone Janssens’ grünes Notizbuch gesucht. Und das war in dem Koffer, den seine Tochter von Denise van Espen bekommen hatte. Tatia hatte das, was Eric Janssens’ Mörder suchte.
    Seine Hände zitterten. Seine Stimme auch, merkte er, als er das Gespräch mit David Mendel rasch beendete.
    Er mußte Tatia finden. Er rief zu Hause bei Martine und Thomas an, aber niemand hob ab. Natürlich, heute sollte Tatia beim Fotografieren von Sophie helfen. Er hatte am Abend mit ihr geredet. Sie hatte so stolz geklungen.
    Er wählte Martines Nummer im Justizpalast in Villette. Keine Antwort. Er wurde mit der Zentrale verbunden, wo eine desinteressierte Telefonistin mitteilte, Madame Poirot sei anscheinend unterwegs und nicht zu erreichen, da könne sie nichts machen.
    Philippe fühlte die Panik wie eine Frühlingsflut steigen und jedes Gefäß des Körpers mit Schrecken erfüllen. Tony vielleicht, er müßte helfen können. Aber er konnte die Nummer der Blinden Gerechtigkeit nicht auswendig. Er wählte die Nummer der Auskunft, während er in der Tasche ungeduldig nach etwas zum Notieren suchte. Er fand ein kleines, rechteckiges Stück Karton, eine Visitenkarte. Er schrieb Tonys Nummer auf und rief das Restaurant an, wo eine muntere Serviererin sagte, Monsieur Deblauwe sei leider gerade gegangen, ob sie etwas ausrichten könne?
    Philippe legte mit einem Knall den Hörer auf. Er drehte das Stück Karton und las, was da stand, und plötzlich fielen alle Teile an ihren Platz. Er spürte den Stoß, als der schwarze Mercedes in ihn hineinraste, während der Sensenmann am Lenkrad mit seinem unerbittlich triumphierenden Grinsen seinen ganzen Rückspiegel füllte.
    Und er wußte, daß es nur eines gab, was er tun, eine einzige Person, an die er sich wenden konnte. Er zögerte keine Sekunde, bevor er die Nummer wählte.Ein Fax von der Gendarmerie in Fontainebleau wartete auf Martine, als sie aus dem Hotel zurückkam, eine Liste mit Journalisten, die bei dem Gipfeltreffen von 1984 akkreditiert gewesen waren, in dessen Verlauf die achtzehnjährige Fabienne Ormond aus dem Touristenbüro von Fontainebleau ermordet worden war.
    Martine nahm eifrig das Papier vom Fax und verglich die Namen auf der Liste aus Fontainebleau mit ihrer eigenen Liste von »Verdächtigen«, die sechs Journalisten, die sowohl beim Treffen der Außenminister 1982 in Villette als auch jetzt während des Mordwochenendes hier gewesen waren.
    Alle sechs standen darauf. Und da waren noch weitere Namen, die ihr bekannt vorkamen, unter ihnen Sophies Freund Jacques Martin und ein paar andere Journalisten, die Christian in Brüssel befragt hatte, die aber 1982 nicht dabeigewesen waren.
    Martine runzelte die Stirn. Etwas wirkte hier falsch. Ihre ganze Theorie baute darauf auf, daß der Mörder von

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