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Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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zum Polizeiwagen. Während der kurzen Fahrt zum Revier sitze ich auf der Rückbank. Anstatt ins Verhörzimmer bringt man mich in die Ausnüchterungszelle, zu Leuten, die heute Nacht ähnliche Scheiße gebaut haben.
    Ich finde ein Fleckchen, wo ich mich häuslich niederlassen kann, ein Stückchen Bank zwischen einem Kerl, der bereits das Bewusstsein verloren hat, und einem anderen, der kurz davor ist. Ich ziehe meine Jacke aus und rolle sie zu einem Knäuel zusammen, dann lege ich mich hin und schiebe sie unter meinen Kopf. Ich war noch nie im Gefängnis – zumindest in keinem, das ich nicht jederzeit wieder ungehindert verlassen konnte -, und selbst das hier ist nur ein Wartezimmer für das, was mir noch bevorsteht. Der Gestank hier ist kaum auszuhalten, und das Gestöhne der anderen Betrunkenen raubt einem den letzten Nerv. Der Boden ist voller Pisse, und schlimmer als hier im Raum kann eine Toilette wahrscheinlich nicht aussehen. Die Wände aus blassgelben Betonziegeln verbreiten eine frostige Kälte. Ich frage mich, wohin das Pendel diesmal ausschlagen wird. Richtung Glück. Oder Unglück.
    Ich mache die ganze Nacht kein Auge zu. Hin und wieder gesellt sich jemand zu uns, und schließlich geht die Nacht zu Ende. Als man mich aus der Zelle führt, muss ich an Bridget und Emily denken und daran, was sie jetzt wohl von mir halten würden. Da fällt mir ein, dass ich mich das bereits gestern gefragt habe.
    Man führt mich in dasselbe Verhörzimmer wie gestern. Auf dem Weg dorthin starren mich alle an. Gestern waren ihre Blicke voller Mitleid. Heute sind sie voller Verachtung.

Kapitel 31
     
    »Trunkenheit am Steuer. Rücksichtsloses Fahren. Mann, du steckst echt in Schwierigkeiten«, sagt Landry. Er trägt dieselben Sachen wie gestern Nacht. Sie sind derart verknittert, dass er wahrscheinlich darin geschlafen hat. Er wirkt noch müder als beim letzten Mal.
    »Wie geht es ihr?«
    »Ihr Zustand ist stabil.«
    »Wird sie durchkommen?«
    »Vielleicht hättest du dir über die Sicherheit anderer Leute Gedanken machen sollen, bevor du dich besoffen in deinen Wagen gesetzt hast.«
    »Wird sie es schaffen?«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich schon.«
    »Wahrscheinlich? Interessiert dich das denn gar nicht?«
    »Und ob es das tut, du Scheißkerl.« Landry schlägt mit der Faust auf den Tisch. »Ich bin der Einzige hier, den das interessiert. So viel ist nach deiner Aktion letzte Nacht ja wohl klar.«
    Ich blicke zur Seite.
    »Was zum Teufel hattest du da zu suchen?«, fragt er.
    »Nichts.«
    »Nichts? Morgens um diese Uhrzeit? Komm schon, Tate. Du warst wieder bei der Kirche.«
    »Nein, war ich nicht.«
    »Aber sicher. Ich hab dich dort gesehen. Eine Menge Leute haben das. Es kam im Fernsehen. Deine spezielle Freundin, diese Reporterin, hat dich gefilmt. Sie hat ganze Arbeit geleistet und dich dabei erwischt, wie du gegen die richterliche Verfügung verstoßen hast.«
    »Ich habe meinen Wagen geholt.«
    »Du hast gegen das Gesetz verstoßen.«
    »Komm schon, Landry, wahrscheinlich hat man doch gesehen, wie ich in die verdammte Karre gestiegen bin. Ich bin sofort losgefahren.«
    »Und dann? Ein paar Stunden später bist du zurückgefahren und hast beschlossen, Vater Julian zu beschatten. Was soll das alles, Tate? Willst du dich unbedingt umbringen?«
    Ich frage mich, ob Vater Julian etwas von dem Unfall gehört hat. Ob er in den Rückspiegel geblickt hat und dachte, dass er was Wichtigeres zu tun hat.
    »Wie geht’s jetzt weiter?«
    »Wir werden mit Vater Julian reden. Und ihn fragen, ob du letzte Nacht da warst. Sollte er das bestätigen, weißt du, was passiert: Wir werden ihm aufs Wort glauben. Wir werden ihn nur ein einziges Mal danach fragen, ihm Zeit geben, in Ruhe darüber nachzudenken, und wenn er mit Ja antwortet, werden wir ihn nicht mal fragen, ob er sich auch wirklich sicher ist. Verstanden?«
    »Ja.«
    »Aber zuerst wirst du wegen Trunkenheit am Steuer angeklagt. Man wird dich nachher zum Gericht bringen. Ich will mal nicht so sein und lass dich hier oben statt unten in der Zelle warten. Aber das ist das letzte Mal, dass ich dir einen Gefallen tue.«
    Landry verlässt das Zimmer. Ich lege meinen Kopf auf die Arme und schaffe es, zwei Stunden zu schlafen, bevor mich die zwei Typen, die mich nach oben geführt haben, zu einem Streifenwagen bringen und ins Gericht verfrachten. Es ist ein feuchter, kalter, grauer Tag. Man sperrt mich in eine Verwahrungszelle, zusammen mit einem Haufen Leute, über deren Zukunft

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