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Die Toten Vom Karst

Die Toten Vom Karst

Titel: Die Toten Vom Karst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Er erreichte sie auf dem Mobiltelefon.
    Vor einigen Minuten war ihr offizieller Besuch mit der letzten Besprechung beim Leitenden Staatsanwalt zu Ende gegangen. Sie verabredeten sich im »Caffè Piazzagrande« an der Piazza Unità, wo sie zu dieser Zeit gewiß einen freien Tisch finden würden.
    Živa Ravno wartete bereits auf ihn, als er eintrat. Er sah sie an einem der Tische im hinteren Teil der Bar. Laurenti schob sich an den Menschen vorbei, die am Tresen ihren Kaffe tranken, grüßte eilig ein paar Leute und wurde am Ärmel gezupft. Es war Lauras beste Freundin.
    »Hast du etwas von deiner Frau gehört?« fragte sie lächelnd.
    »Ich glaube, da bist du besser informiert als ich, du Denunziantin!«
    »Man wird doch fragen dürfen.«
    »Übrigens kannst du sie gleich nochmals anrufen. Ich werde nämlich erwartet.« Er winkte Živa, die mit einem sehr charmanten Lächeln antwortete. »Los«, sagte er zu Lauras bester Freundin, »ruf sie an! Oder muß ich dir auch noch ihre Nummer geben?«
    Er ließ sie mit offenem Mund stehen und drängte sich zu Živa durch.
    »Entschuldige bitte«, sagte er, während er sie auf die Wangen küßte. »Das war die beste Freundin meiner Frau.«
    »Ich weiß, die Dame von Mittwoch abend. Aber es ist schön, dich zu sehen!« sagte Živa. »Du siehst aus, als wärst du bei der Arbeit.«
    »Dabei bin ich eigentlich nur zum Müßiggang geschaffen. Setzen wir uns? Ich hoffe, die Besprechung ist gut gelaufen – nach unserem kleinen Ausflug.« Er schaute sich nach dem Kellner um, der auch hier, wie in fast allen Triestiner Bars, nicht zu den schnellsten gehörte und die Gäste nur in langen Abständen mit seiner großzügigen Aufmerksamkeit bedachte.
    »Es war eine Formsache. Nichts Wichtiges mehr. Ich war nur ein bißchen müde.« Sie lächelte, und Proteo war froh darüber. Es war also nichts Schlechtes zwischen ihnen zurückgeblieben.
    »Ich habe geträumt, wir hätten dort übernachtet«, sagte er. Der Kellner hatte sich ihrer tatsächlich erinnert und unterbrach ihn ruppig. Laurenti bestellte zwei Kaffee.
    »Klüger wäre es gewesen! Ich habe schon lange nicht mehr soviel getrunken. Bist du weiter gekommen?«
    »Vermutlich ja. Es scheint ein bißchen Bewegung in die Sache zu kommen. Gubian ist in Triest und scheint Angst verbreiten zu wollen. Er stand wie ein Mahnmal zwei Stunden vor Nicolettas Fischladen. Wir überwachen ihn. Aber ich brauche nochmals deine Hilfe. Es ist nur ein Anruf. Wir müssen wissen, ob Gubians Kutter am Montag abend ausgelaufen ist und ob er in internationale Gewässer fuhr. Die Hafenbehörde in Pola müßte das schnell feststellen können.«
    »Sieht so aus, als würde ich jetzt für die Triestiner Polizei arbeiten. Wieviel verdient man denn als deine Assistentin?«
    »Viel zu wenig, aber man verdient ohnehin immer zu wenig! Deswegen lohnt es auch nicht, sich darüber aufzuregen. Ich lade dich dafür heute nochmal zum Abendessen ein!«
    »Das ist schwierig. Ich habe bereits aus dem Hotel ausgecheckt und wollte nur noch ein paar Einkäufe machen und dann fahren. Morgen um zwölf habe ich eine Besprechung in Pola.«
    »Fahr doch einfach später. Nach dem Essen!«
    »Und so betrunken wie gestern? Keine gute Idee.«
    »Keine Sorge, wir übertreiben heute nicht. Ich bin in der ›Trattoria al Faro‹ noch immer eine Erklärung schuldig, weshalb wir neulich nicht kamen, obwohl ich reserviert hatte. Du wirst sehen, es wird dir gefallen.«
    »Gegen alle Vernunft: ja, aber ich fahre wirklich gleich nach dem Kaffee. Ich erzähle dir dann heute abend, was ich über Gubian erfahren habe.«
     
    *
    »Trink nicht so viel, Mario«, sagte der Kellner in der »Bar Italia«, in die er wie üblich eingekehrt war. Aber er mußte trinken, es ging nicht anders. Im Kaufhaus hatte man ihm gesagt, daß Bruna krank geschrieben und folglich zu Hause sei. Vom Viale war er gleich in die Via Stuparich gegangen und hatte lange geklingelt. Doch Bruna öffnete nicht. Er sah das Polizeiauto auf der anderen Straßenseite und die uniformierten Beamten, die ihn gelangweilt beobachteten. Er würde später wiederkommen und war gar nicht unzufrieden damit, daß Bruna nicht da war. So hatte er noch ein bißchen Zeit, die Sache zu durchdenken und einen Plan zu machen. Die Verdächtigungen dieses Polizisten ließen ihm keine Ruhe, trieben ihn von Raserei in Resignation und wieder zurück in ein Gefühl ohnmächtiger Wut. Heute noch mußte er mit ihr reden. Gestern hatte sie ihm bereits diesen Schrecken

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