Die Toten vom Klan
das Sonnenlicht in den Scheiben spiegelte. Marsha hatte uns erzählt, daß Jerrys Vater eine kleine Schreinereibetrieb und seine Werkstatt auf dem hinteren Teil des Grundstücks lag. Sie wurde durch das normale Wohnhaus vor Blicken geschützt. Das Mädchen war nervös geworden. Wir hörten, daß es seine Hände gegeneinander rieb. Einige Male räusperte Marsha sich, und als wir anhielten, traute sie sich nicht, auszusteigen.
»Was ist mit Ihnen, Marsha?«
»Komisch, John. Plötzlich habe ich Furcht.«
Mein Lachen klang nicht echt. »Das brauchen Sie nicht zu haben. Kommen Sie, wir werden nachschauen.«
Zuerst verließen Suko und ich den Leihwagen. Wir stellten uns dort auf, wo Marsha die Tür öffnete und sich, nach allen Seiten sichernd, aus dem Fahrzeug drückte.
Kaum stand sie draußen und hatte den Wagenschlag ins Schloß gedrückt, da öffnete sich die Haustür. Nicht schnell, sondern sehr vorsichtig, als wollte die Person im Haus sich erst davon überzeugen, ob die Gäste auch willkommen waren. Dann erschien eine Frau.
»Das ist Milly Blake«, flüsterte Marsha, »Jerrys Mutter.« Sie wirkte auf einmal erleichtert, lief über die Holzbohlen der Veranda und warf sich in die Arme der grauhaarigen Schwarzen, die einen mütterlichen Eindruck machte.
Suko nickte mir zu, wobei er lächelte. »Da scheint ja alles okay zu sein.«
»Ja, wir werden sehen.«
Langsam gingen wir auf die Tür zu. Ich blickte noch einmal zurück. Nur der Staub, den unsere Wagenreifen aufgewirbelt hatte, senkte sich allmählich dem Boden entgegen. Verfolger waren nicht zu sehen. Wenn sich jemand auf unsere Fersen gesetzt hatte, hielt er sich wohlweislich zurück.
Milly Blake wußte bereits, wer wir waren. Marsha hatte es ihr mit wenigen Worten erklärt.
Sie schaute uns aus schon tränenfeuchten Augen fast dankbar an.
»Bitte, Gentlemen, kommen Sie doch herein zu mir. Bitte, ich freue mich so. Seien Sie herzlich willkommen. Unser Haus soll auch Ihnen gehören.« Sie reichte uns zunächst die Hand, bevor sie uns umarmte. Diese Herzlichkeit war uns fast peinlich, aber wir merkten auch, welch eine große Hoffnung diese Frau in uns setzte. Hinter uns schloß sie die Tür.
In der Küche warteten wir. Es roch nach Holz und Kaffee. Marsha stellte für uns noch zwei Stühle an den Tisch, deckte ihn, und Milly Blake schenkte Kaffee ein.
Beide Frauen machten einen gelösten Find ruck, so, als könnte jetzt nichts mehr geschehen.
Marsha fuhr durch ihr Haarr. »Kinder«, sagte sie, »jetzt haben wir es geschafft, glaube ich.«
Enttäuschen wollte ich sie nicht, probierte den sehr starken Kaffee und fragte erst dann, wo sich Jerry befand.
»Der wollte nach seinem Vater schauen«, erklärte Milly. »Er ist in der Werkstatt.«
Ich runzelte die Stirn. »Schon lange?«
»Ja — doch.«
Marsha sprang auf. »Dann hole ich sie.« Milly griff nach dem Arm des Mädchens. »Nein, Kind, laß die beiden. Sie werden sich bestimmt einiges zu sagen haben, glaub mir. Es ist dann nur für Männer bestimmt.«
»Wie du meinst.« Sie setzte sich wieder hin.
Die ältere Negerin hob die Schultern und schob die Tasse leicht hin und her. »Es ist ja alles so furchtbar kompliziert, wenn man einen Sohn hat, der etwas verändern will. Jerry hat sich in Gefahr begeben, mein Mann und ich beteten für ihn, und es hätte ihn fast erwischt, wenn nicht dieser FBI-Agent dazwischengekommen wäre. Er hat ihm geholfen, durch ihn wußte er auch, daß Sie auf dem Weg hierher sind.«
»Um Mr. Voodoo zu stellen«, erklärte Suko.
Mrs. Blake nickte. »Ja, mein Sohn sprach davon. Niemand weiß genau, wer sich dahinter verbirgt. Jedenfalls ist Mr. Voodoo ein grauenhaftes Geschöpf.«
»Ein Mensch?« fragte ich.
Mrs. Blake legte ihre Stirn in Falten. »Allmählich kommen mir Zweifel, wenn ich darüber nachdenke. Es geht das Gerücht um, daß es sich bei Mr. Voodoo um ein Monstrum handelt, das sogar Menschen schluckt.«
Nach dieser Antwort zeichnete sich die Furcht auf ihrem Gesicht ab, die Stimme verlor an Kraft. »Können Sie sich vorstellen, daß es so etwas gibt? Daß dieses Monstrum irgendwo in den Sümpfen lauert?«
Ich nickte. »Das können wir uns gut vorstellen, Mrs. Blake, man hat uns nicht grundlos hergeholt. Wir sind zwar Polizisten, aber wir beschäftigen uns mit Fällen, die, sagen wir, etwas außerhalb der Norm liegen. Darüber müßten Sie sich schon im klaren sein.«
Sie schaute Marsha an. »Begreifst du das?«
»Nein, nicht.«
»Nun ja, man nennt uns
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