Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Toten Von Jericho

Die Toten Von Jericho

Titel: Die Toten Von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
Vom Netzwerk:
Schlafzimmer hatten sich zwei prachtvolle Fingerabdrücke gefunden, die ihnen beim erstenmal entgangen sein mußten – sehr schön klar und deutlich. Und vor allem: nicht von Jackson.
    Morse fand, es sei alles in allem ein guter – doch wirklich! – ein guter Tag gewesen.
     

Kapitel Dreiundzwanzig
     
    … und machte ihm einen bunten Rock,
    1. Buch Mose, Kap. 37, Vers 3
     
    Morse rechnete für den Weg von Kidlington nach Abingdon eine halbe Stunde, um auch noch pünktlich zu sein, falls er einige Zeit brauchen würde, um die White Swan Lane und Richards Press zu finden. Seine Vorsicht erwies sich jedoch als überflüssig; er entdeckte die Straße, kaum daß er im Stadtzentrum war. Der Verlag war in einem modernisierten Backsteinbau aus dem letzten Jahrhundert untergebracht. Morse fuhr auf den Hof, wo er, wie Richards gesagt hatte, sofort einen Parkplatz fand. Beim Aussteigen blickte er kurz hoch und sah, wie sich hinter einem der Fenster im ersten Stock jemand abwandte. Seine Ankunft war also registriert worden. Eine Hinweistafel informierte ihn, wo Richards zu finden sei, und er stieg über eine breite, sehr elegante Treppe ein Stockwerk höher. Eine Tür mit Milchglasscheiben trug die Aufschrift Bi t te treten Sie ein.
    Hinter einem mit Papieren übersäten Schreibtisch sah ihm eine aparte, sehr gepflegte Frau entgegen, die jedoch erheblich älter war, als Morse bei ihrem gestrigen Telefongespräch vermutet hatte.
    »Ich nehme an, Sie sind Inspector Morse«, sagte sie. »Mr Richards erwartet Sie schon.«
    Sie ging quer durch den Raum zu einer Tür, klopfte, meldete Richards seine Ankunft und zog sich wieder zurück.
    Richards hatte sich bei seinem Eintritt erhoben und kam ihm ein paar Schritte entgegen. Die beiden Männer schüttelten sich die Hände. Der Verleger führte Morse hinüber zu einer Sitzecke und bat ihn, Platz zu nehmen.
    »Nun?«
    Morse kam gleich zur Sache. »Bei unserem Telefongespräch am letzten Samstag habe ich Sie gefragt, ob Sie am Nachmittag des 3. Oktober in Jericho gewesen seien. Sie haben das energisch abgestritten. Für Ihren Wagen wurde jedoch an diesem Nachmittag ein Strafmandat ausgestellt, weil er Victor/Ecke Canal Street im Halteverbot gestanden hat.«
    Richards sah ihn hilflos an. »Ich verstehe das nicht.«
    »Das Bußgeld wurde mit einem Scheck bezahlt, der auf Ihr Konto ausgestellt und mit C. Richards unterschrieben war. Haben Sie dafür eine Erklärung?«
    »Ein Scheck, also … also ich …«
    »Aus all dem müssen wir wohl schließen, daß jemand anderes an diesem Nachmittag Ihren Wagen gefahren hat. Denn Sie haben ja ein Alibi. Ich habe die junge Dame, deren Namen und Telefonnummer Sie mir freundlicherweise gegeben haben, angerufen, und sie hat mir bestätigt …«
    Richards beugte sich, offensichtlich erregt, vor, hob abwehrend die Hand und bewegte sie rasch hin und her, so als stünden Morses Worte mit Kreide geschrieben auf einer Wandtafel und er versuche, kaum daß sie dort erschienen, sie mit einem Schwamm wieder auszulöschen. »Ich möchte Sie bitten, sie aus dem Spiel zu lassen. Ich … ich möchte nicht noch jemanden in diese Geschichte hineinziehen.«
    »Das wird sich wohl kaum vermeiden lassen. Da Sie an diesem Nachmittag, soweit ich feststellen konnte, nicht in Jericho waren, muß jemand anderes Ihren Wagen benutzt haben. Und ich möchte von Ihnen wissen, wer das war.«
    »Hören Sie Inspector, ich glaube, ich bin Ihnen eine Erklärung schuldig.« Richards seufzte schwer. »Es war dumm von mir zu versuchen, Sie zu täuschen, wo durch dieses Strafmandat ja quasi schon aktenkundig war, daß der Wagen an jenem Nachmittag in Jericho geparkt war. Aber ich habe, ehrlich gesagt, nicht damit gerechnet, daß das zu Ihrer Kenntnis gelangen würde …« Er schüttelte den Kopf, als könne er immer noch nicht so ganz verstehen, wie Morse dahintergekommen war. »Da muß einer Ihrer Männer ein sehr gutes Gedächtnis und Kombinationsvermögen gehabt haben.«
    Morse war viel zu sehr gespannt, was Richards ihm erzählen würde, als daß er sich über dieses widerwillige Kompliment freuen konnte. Richards holte tief Luft und fuhr dann fort: »Ich werde Ihnen jetzt die Wahrheit sagen, Inspector. Dazu muß ich allerdings etwas ausholen. Wie Sie wissen, hat Anne Scott jahrelang für mich gearbeitet. Sie war eine sehr anziehende Frau, sowohl von ihrem Äußeren her als auch in bezug auf ihr Wesen. Sie begleitete mich häufig auf Geschäftsreisen, und in solchen Situationen …

Weitere Kostenlose Bücher