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Die Toten Von Jericho

Die Toten Von Jericho

Titel: Die Toten Von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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hat der Brief einen wichtigen Hinweis gegeben.«
    »Wie schön für Sie.«
    »Der Brief stammt übrigens nicht von Jackson – falls Sie das gedacht haben sollten.«
    »Was sagen Sie da?«
    »Jackson hat den Brief nicht geschrieben. Er kann ihn gar nicht geschrieben haben, weil …«
    »Aber er hat sich drei Tage später telefonisch bei mir gemeldet. Der Brief muß von ihm sein. Sonst hieße das ja …«
    »Können Sie mir vielleicht wiederholen, was er gesagt hat?«
    »Äh … also genau nicht, nur so ungefähr.«
    »Versuchen Sie, sich zu erinnern; es ist sehr wichtig!«
    »Nun, er erwähnte meine Beziehung zu Anne … er … äh … er sagte dasselbe wie in dem Brief, daß er über uns Bescheid wisse …«
    »Hat er den Brief ausdrücklich erwähnt?«
    »Nein, ich … äh … ich glaube nicht.« Richards biß sich auf die Unterlippe und runzelte die Stirn. »Nein, er hat den Brief nicht erwähnt. Aber was mir nicht klar ist: wenn er den Brief nicht geschrieben hat, wieso hat er dann angerufen? Da können Sie mir erzählen, was Sie wollen, der Anrufer war Jackson, da bin ich mir ganz sicher.«
    »Es würde mich interessieren, wieso.«
    »Sie werden es sich ja inzwischen sowieso schon gedacht haben, nehme ich an, oder?« In Richards’ Augen trat ein Ausdruck berechnender Schläue, der Morse überraschte.
    »Denken kann ich mir viel. Ich muß Sie trotzdem bitten, es mir zu sagen.«
    »Nun, als Jackson anrief, da erklärte ich mich zwar bereit zu zahlen, sagte ihm aber klipp und klar, daß ich ihm nicht die geforderte Summe in voller Höhe geben werde – ich dachte ja, er habe den Brief geschrieben und die tausend Pfund verlangt: Außerdem sagte ich ihm, daß ich die Bedingungen für die Übergabe des Geldes bestimmen würde, das heißt die Zeit und den Ort. Ich dachte, ich hätte so eine Möglichkeit …«
    »… ihm zu folgen?«
    »Ja.«
    »Wieviel Geld nahmen Sie mit?«
    »Zweihundertfünfzig Pfund.«
    »Und wo haben Sie es hinterlegt?«
    »An der Rückseite einer Telefonzelle in der Woodstock Road, etwa in Höhe der Fieldside, äh … nein, Fieldhouse Road war, glaube ich, der Name … Ich kann mit Ihnen hinfahren, wenn Sie die Stelle selbst …«
    »Sie haben also das Geld hingebracht, es – wie verabredet – dort versteckt und dann gewartet?«
    »Ja.«
    »Er ist gekommen, hat es sich geholt, und dann sind Sie ihm hinterhergefahren?«
    Richards nickte.
    »Im Wagen?«
    »Ja. War gar nicht so einfach, ich durfte mich nicht zu dicht hinter ihm halten; er sollte mich ja nicht bemerken.«
    »War Ihr Bruder gleich damit einverstanden, Sie zu begleiten?«
    »Mein Bruder? Ich verstehe nicht … Wieso …?«
    »Wie ist er ihm denn gefolgt? Hat er ein Fahrrad benutzt?«
    »Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie sprechen! Ich bin Jackson gefolgt. Im Wagen. Ich …«
    »Ich habe gerade eben, als ich den Weg zur Haustür hochging, in Ihrer Garage ein Klappfahrrad stehen sehen. Hat er das genommen?«
    »Was soll ich denn noch sagen, damit Sie endlich aufhören, von dieser blödsinnigen Idee …«
    »Hatten Sie das Rad im Kofferraum verstaut, oder lag es auf dem Rücksitz?«
    »Ich …«
    »Warum leugnen Sie eigentlich so hartnäckig? Sie haben doch gar nichts zu befürchten. Ich verdächtige weder Sie noch Ihren Bruder, Jackson umgebracht zu haben. Aber um den Mörder zu überführen, muß ich die Wahrheit wissen, auch, was die Tat selbst nicht betreffende Umstände angeht, und sei es nur, um die Richtung meiner Ermittlungen genauer bestimmen zu können und so Zeit zu sparen. Ich hoffe, Sie glauben mir und haben jetzt verstanden, um was es mir geht. Sie sollten wirklich reden! Aus zwei Gründen: erstens, weil ich glaube, daß sich, wenn ich die Ereignisse in Jacksons letzten Lebenstagen rekonstruieren kann, Hinweise ergeben, ob ich mich auf der richtigen Spur befinde; und zweitens, weil ich sowieso weiß, daß Ihr Bruder in der Sache irgendwie mit drinsteckt. Mag sein, daß ich mich mit dem Fahrrad irre, aber …«
    »Nein, nein. Sie haben mit Ihrer Vermutung ganz richtig gelegen«, sagte Richards leise. »Wir hatten es tatsächlich im Kofferraum. Ich habe gleich vorn in dieser Nebenstraße, wie heißt sie doch gleich … Fieldhouse Road oder so ähnlich, angehalten. Conrad hat geduckt neben mir gesessen und ist heimlich, als er sich sicher war, nicht beobachtet zu werden, ausgestiegen. Er hatte einen Talar mit und ein paar Bücher, sozusagen als Tarnung. Ich glaube, er ist auch wirklich nicht weiter aufgefallen.«
    »Und

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