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Die Toten Von Jericho

Die Toten Von Jericho

Titel: Die Toten Von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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als Jackson sich das Geld aus dem Versteck geholt hatte, folgte er ihm?«
    »Ja.«
    »Und dann?«
    »Nichts weiter. Wir wußten jetzt, wo er wohnte – Canal Reach, letztes Haus rechts, und mußten nur noch seinen Namen herausfinden. Das habe ich dann gemacht.«
    »Erzählen Sie weiter!«
    »Da gibt es nichts weiter zu erzählen. Das war’s.«
    »Und am Freitag, als Sie nach Oxford fuhren, um vor der Literarischen Gesellschaft Ihren Vortrag zu halten, haben Sie da Conrad im Wagen mitgenommen und ihn irgendwo abgesetzt?«
    »Nein, ich schwöre, ich …«
    »Wo war Conrad an diesem Abend, Mr Richards?«
    »Ich weiß es nicht, wirklich. Ich habe ihn gefragt – nachdem ich erfahren hatte, daß Jackson ermordet worden war. Aber er sagte, er könne sich nicht erinnern. Vermutlich war er den ganzen Abend zu Hause …«
    »Er hat also kein Alibi für diesen Abend?«
    »Nein, ich fürchte nicht. Steckt er jetzt in der Patsche?«
    »Machen Sie sich mal keine Sorgen. Auf Grund eines fehlenden Alibis allein ist noch niemand verdächtigt worden. Im Gegenteil. Es ist, wenn Sie so wollen, eher ein Zeichen für seine Unschuld, wenn ihm der Freitagabend nur noch vage in Erinnerung ist.«
    »Manchmal ist es auch wirklich nicht ganz einfach, sich zu entsinnen, was man vor einer Woche oder so gemacht hat.«
    Morse nickte. »Ich möchte Sie trotzdem bitten, es zu versuchen und mir zu sagen, was Sie an dem Abend nach dem Vortrag noch gemacht haben.«
    »Na, das kann ich Ihnen sofort sagen. Ich bin nach Hause gefahren. Ich denke, ich war so gegen halb elf wieder hier.«
    »Würde Ihre Frau das bestätigen können?«
    »Warum fragen Sie sie nicht?«
    »Na, die Mühe kann ich mir wohl sparen – im Zweifelsfall haben Sie sich doch längst mit ihr abgesprochen.«
    »Das nehmen Sie bitte zurück, Inspector! Ich gebe zu, daß mein Bruder und ich uns wie zwei Vollidioten benommen haben. Ich hätte Ihnen von Anfang an von dem Brief und dem, was folgte, erzählen sollen. Na schön. Aber Celia hat mit der ganzen Sache nun wirklich überhaupt nichts zu tun! Sie hat es in der letzten Zeit wahrhaftig schwer genug gehabt, und ich werde nicht zulassen, daß Sie ihr vielleicht jetzt noch zusetzen, sie würde …«
    »Nun regen Sie sich nicht gleich so auf. Es tut mir leid; ich gebe zu, ich hätte das nicht sagen sollen. Und es braucht mich ja auch im Grunde gar nicht zu interessieren, wann Sie an dem Abend nach Hause gekommen sind oder was Sie gemacht haben. Warum sollte es?«
    »Aber vielleicht sollten Sie Celia trotzdem ruhig fragen, Inspector. Wahrscheinlich hegen Sie ja doch noch irgendwelche stillen Zweifel, ob ich Ihnen wirklich die Wahrheit gesagt habe, und sind, wenn Sie von Celia dasselbe hören wie von mir, vielleicht eher bereit, mir zu glauben.«
    Morse winkte ab. »Nein, nein, das ist wirklich unnötig. Ich denke, ich habe jetzt alle Informationen, die ich benötige. Sie haben mir sehr geholfen, Sir … äh, Mr Richards. Vielen Dank. Was Sie mir eben erzählt haben, muß natürlich noch zu Protokoll genommen werden. Aber das eilt nicht so. Ich schicke Ihnen in den nächsten Tagen meinen Sergeant vorbei.«
    »Ich würde es lieber gleich hinter mich bringen, Inspector. Ich habe in den nächsten Tagen ein ziemlich volles Programm.«
    »Schon wieder eine Reise nach Spanien?«
    »Nein, aber ich muß gleich morgen früh für ein paar Tage nach Newcastle. Und anschließend …«
    »Ach, das ist kein Problem. Auf einen Tag mehr oder weniger kommt es bei dem Protokoll nicht an. Nur gemacht werden muß es. Vorschrift! Manchmal erlebt man dabei übrigens die merkwürdigsten Überraschungen. Es gibt Leute, die, wenn sie realisieren, daß das, was sie sagen, schriftlich festgehalten wird, ihre Aussage plötzlich ändern. Merkwürdig, nicht? Obwohl es natürlich sein kann, wenn zwischen der mündlichen und der schriftlichen Aussage ein paar Tage vergangen sind, daß sie sich in der Zwischenzeit wieder an etwas erinnert haben, was ihnen entfallen war. Das Gedächtnis läßt sich ja nicht zwingen, und es funktioniert nicht wie eine Datenbank. Plötzlich fällt einem dann irgend etwas ein, von dem man gar nicht ahnte, daß man es überhaupt wußte.«
    »Wenn Sie damit andeuten wollen …« sagte Richards scharf.
    »Aber nein! Es lag mir völlig fern, irgend etwas anzudeuten, Sir. Ich wollte nur sagen, daß es manchmal gar nicht schlecht ist, wenn man ein paar Tage Zeit hat, über alles noch einmal in Ruhe nachzudenken.«
    »Ich könnte es ja auch

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